Freitag, 18. Oktober 2024

Vier in Berlin

Vier an der Tankstelle Die vier Regierungschefs, die sich in Berlin treffen, um Selbstvertrauen zu tanken, haben in ihrem eigenen Land wenig Zustimmung. Das gilt für Biden, Scholz, Macron, Starmer gleichermaßen. Um mehr Zustimmung ihrer Wähler zu erreichen, erklären sie sich geeint gegen einen äußeren Gegner. Dieser wird als lebensgefährlich und grausam dargestellt. Das ist in der Politik oft versucht worden. Wir Deutschen haben uns mehrmals von diesem Narrativ überzeugen lassen, Franzosen sind weniger anfällig dafür. Deutsche haben in zwei Kriegen versucht, Landnahmen im Osten durchzusetzen. Dort vermuteten ihre Eliten üppige Ressourcen und geringen Widerstand. Die Ukraine bietet viel Bodenfläche, wichtige Rohstoffe und interessante Fronten für weitere Landnahmen. Das hat sich nicht geändert. Parolen wie „Nie wieder Krieg von deutschem Boden“ sind bedeutungslos, sie sind von der Realität längst überholt worden. Deutschland ist zu klein, um in Gefahr zu bestehen. Es musste expandieren und wollte um sich ein geeintes Westeuropa schaffen. Dieses Schicksal verbindet unser Land mit der Situation Japans, das im indopazifischen Raum verbündete Staaten um sich schart. Beider Bündnisse glauben sich verwundbar und wissen sich uneins, daher suchen sie die Festigung ihrer Allianz mit den USA. Seit deren Staatschef sich als zu schwach für eine erneute Kandidatur zur Präsidentschaft erwiesen hat, werden Landnahmen in Europa (Ukraine) und im pazifischen Raum (Taiwan) als zwingend (alternativlos) dargestellt. Sie sind als Rückversicherung gedacht, falls die USA auf sich selbst zurückfallen würden (MAGA). Soziale Medien, die sich den Landnahmen widersetzen, sind als Lügenmedien gekennzeichnet; ihre Meidung wird dringend empfohlen, ihr Verbot gefordert.

Donnerstag, 17. Oktober 2024

Goethe gefunden

Fand gestern im öffentlichen Bücherschrank "Goethe erzählt sein Leben". Tadelloser Zustand. Darin ein Zeitungsausschnitt "Zu seinem 125. Todestage am 22. März 1957". Eines der letzten Zeugnisse des großen Kollegen wird angemerkt: "Die Welt, so ausgedehnt sie auch sei, ist immer nur ein erweitertes Vaterland." Ich war erschüttert. Wie wichtig wäre es, wurde mir wieder einmal klar, unser Vaterland Welt zu erhalten. Relevante politische und mediale Mehrheiten scheinen darauf keinen Wert mehr zu legen. Den CDU-Chef hörte ich im Bundestag Raketenangriffe auf die Russische Föderation fordern. Es sei gerechtfertigt. Aber für gerechtfertigt wurden uns viele Kriege dargestellt: gegen Vietnam, Irak, Syrien, Afghanistan. Zuvor die Kriege gegen Sowjet-Russland. Mir haben diese Kriege, ich erinnere mich besonders an den von 1941-1945, keinen Vorteil gebracht. Ich habe an günstigen Erlebnissen weniger im Kopf als an ungünstigen, wenn ich an Krieg, Flucht und Nachkriegszeit denke. Nun, viele auch fb Freunde, beziehen aus exakt der nämlichen Zeit mehr günstige als ungünstige Erinnerungen. Gegen Krieg ganz allgemein ist freilich jeder Mensch schon aus Gründen zivilen Anstands. Doch wenn die jeweils angesagte militärische Intervention gerechtfertigt wäre, muss Krieg halt leider sein, heißt es. Sei uns aufgezwungen, glaubt dann jeder, der üble Folgen nicht tragen muss. Die verbreiteten Narrative wirken stets überzeugend.

Donnerstag, 19. September 2024

Susan Sontag vor über zwanzig Jahren

Susan Sontag nahm vor über zwanzig Jahren den "Jerusalem Preis" entgegen Sie hielt ihre Rede im Mai 2001 Susan Sontag reiste nach Israel und nahm ihren "Jerusalem Preis" am 9. Mai entgegen. In Gegenwart des Jerusalemer Bürgermeisters sagte sie: “I believe the doctrine of collective responsibility as a rationale for collective punishment is never justified, militarily or ethically. And I mean of course the disproportionate use of firepower against civilians, the demolition of their homes, the destruction of their orchards and groves, the deprivation of their livelihood and access to employment, to schooling, to medical services, or as a punishment for hostile military activities in the vicinity of those civilians.” Niemals werde es Frieden im Mittleren Osten geben, sagte Sontag, "until Israel first suspends its settlements, and then demolishes them." Einige jubelten, andere verließén den Saal. Haaretz hat ausführlich berichtet. Im Netz verfügbar. An anderer Stelle sagt Sontag: "No longer can a writer consider that the imperative task is to bring the news to the outside world. The News is out." Über die Lügen und die Morde (slaughter) seit Beginn der Belagerung sei berichtet worden, "while the decision of the western European powers and the United States not to intervene remains firm..." Times Literary Review, Oktober 21, 1993. Dieser wunderbare Essay bezieht sich auf die Belagerung von Sarajevo und stellt eine sehr ernste Warnung dar, dem "serbischen Faschismus" einen Sieg zu überlassen. Sie schreibt: "This is the first of the three European genocides of our century to be tracked by the world press, and documented nightly on TV." 1915 hätte es keine täglich aktualisierten Berichte aus Armenien gegeben, und keine ausländischen Kamerateams in Dachau und Auschwitz. Bis zum bosnischen Völkermord sei es die Überzeugung der besten Reporter dort gewesen, sie nennt Roy Guttman von Newsday und John Burns von der New York Times, dass die Welt etwas tun würde, sobald die Nachrichten öffentlich verfügbar wären. "The coverage of the genocide in Bosnia has ended that illusion..." Eine mutige Frau, "under fire" hat sie in Sarajevo "Warten auf Godot" inszeniert. "Nichts zu machen", lautet die erste Zeile der deutschen Fassung des Stücks.

Freitag, 6. September 2024

Doch noch ein ganz Großer in Europa?

Ich bewundere E. Macron. Um sicherzustellen, dass der MP innerhalb von nur drei Wochen (bis 1.10.) ein Budget durchs Parlament bringt, konnte er die Kandidatin des Linksbündnisses nicht nominieren, nicht mal die Linke selbst sicherte ihr Unterstützung zu. Ohne Budget hätte Frankreich mit Problemen bei der Refinanzierung seiner Schulden rechnen müssen, diese wären gestiegen. Den Vertreter der Republikaner zu nominieren, die in den Wahlen zum Parlament nur den vierten Platz bekommen hatten, bedeutete die Sicherung der Pensionsreform. Das von den Linken und der Mehrheit der Bevölkerung geforderte Renteneintrittsalter von 60 Jahren hätte Frankreich ruiniert. Eine unglaublich mutige Entscheidung, Frankreichs Rettung oder Ruin in die Verantwortung der Nationalen Allianz zu schieben. Nun wird Marine Le Pen zeigen (müssen), ob sie für Frankreich steht oder für sich selbst. Die Linke ist wütend, der Mainstream auch. Doch ein ganz Großer, dieser scheinbar so Schwache?

Sonntag, 25. August 2024

Schwindende Empathie

In dem zweieinhalbtausend Jahre alten Stück "Die Troerinnen" stellt Euripides das Schicksal von Eroberten vor. Troja ist gefallen. Hekuba, die Königin Trojas, klagt ihr Leid. "Entehrt, geschändet, entheiligt, entweiht!/Schmerz über Schmerz, Weh über Weh!/Troja, Troja - / Oh - / Wie elend sind, die dich verlassen,/ Elend die Lebenden,/ Elend die Toten all!" Sie selbst, Königin einst, wird als Sklavin Dienstbotendienste für nacktes Überleben leisten müssen und Schläge bekommen, wenn sie nicht eifrig genug dient. Sie hat die Ermordung von Töchtern und Söhnen erleben müssen. Freilich: "O Mensch, du Tor, du stürzt in eitler Kraft/ Altar und Mal der Toten, frevelhaft,/ Indes dein eigen Grab am Wege klafft". Alle Zitate aus der Nachdichtung Fanz Werfels, Aufbau Verlag 1973. Jedoch: Was ist uns Hekuba? In Shakespeares Stück Titus Andronicus hören wir von ihr: "Knabe. ... Denn oftmals hört ich vom Großvater schon, Den Geist verwirr' ein Übermaß des Grams; Und las, wie die trojansche Hekuba Toll ward durch Kummer: das erschreckte mich, ..." Mich - Molsner - erschreckt es auch, doch es überrascht mich nicht. Bei Euripides ist es der Gott des Meeres, Poseidon, der die zitierte Warnung ausspricht. In der Neuzeit haben Hannah Arendt, Stephane Hessel und widerstrebend sogar Jean Amery davor gewarnt, Menschen in den Wahnsinn zu treiben. Amery, der wohl wusste, dass es für Juden keinen sicheren Hafen mehr gäbe, sollte Israel das Schicksal Trojas erleiden. Wir stehen nun an der Seite und schauen zu, während uns die Empathie ausgeht. Entschuldigt bitte stehen gebliebene Tippfehler.

Samstag, 17. August 2024

Treue Herzen

The Left Chapter Zhou Enlai in Paris -- Photos of Zhou Enlai Between 1920-1924 he studied in France and Germany under a work-study program and spread Marxism among Chinese workers and students living in Europe. Eine sehr interessante Zeitspanne. Frankreich als Siegermacht verlangte von uns, den Verlierern, Entschädigung für die von uns angerichteten furchtbaren Verwüstungen im Elsaß. Das "rote München" (der populäre Eisner) wollte Frankreich überreden, auf seine Forderung wenigstens teilweise zu verzichten. Die SPD-Regierung in Berlin (Ebert) hielt das für undurchführbar, der bayerische Ministerpräsident - wie hieß er nochmal, Vorname Johannes - floh nach Bamberg, lief sozusagen um sein Leben. Berlin meinte, so gehe es nicht, und rief die Armee zu Hilfe. Unter Gustav Noskes Aufsicht griff die Armee so ein, wie es von Soldaten, die keine Polizeiausbildung haben, zu erwarten war. Da sind fürchterliche Dinge geschehen. Jetzt wird behauptet, die SPD hätte die Revolution verraten - was impliziert, eine sozialistische Revolution sei möglich gewesen. Kenner der Verhältnisse wissen, dass die Siegerstaaten gerade einen gemeinsamen Krieg gegen das bolschwistische Russland (Lenin) führten. Es ging um viel Geld, nämlich um die Rückzahlung der Schulden, die der Zar versprochen hatte und Lenin verweigerte. Ein bolschewistisches Deutschland (Mühsam, Landauer, "sich fügen heißt lügen"), hätten sie niemals geduldet. Die Vorstellung ist von sympathischer Realitätsferne, wird aber treuherzig wiederholt.

Mittwoch, 14. August 2024

Zufall oder nicht?

Gibt es Zufälle? Manchmal zweifle ich daran. Gelegentlich einer zufälligen Entstaubung von Büchern stoße ich auf ein Vorwort, das Sartre zur deutschen Ausgabe seines Stücks „Die Fliegen“ geschrieben hat. Die Franzosen hätten nach der Schmach von Vichy, als sie sich 1942 der Besetzung durch die Wehrmacht unterwarfen, zur Mutlosigkeit geneigt. Er aber habe sie 1942 daran erinnert, dass sie noch immer die Wahl hatten, eine Zukunft in Freiheit zu wählen – wie die Deutschen, fast 20 Jahre danach. Schmachvolle Vergangenheit zu verleugnen, das komme niemals in Frage, doch sei Mutlosigkeit auch für die Deutschen die falsche Antwort darauf. Man darf sich, schreibt Sartre anderswo, nicht in die eigene Vergangenheit einschließen wie in eine Hochsicherheitszelle. Statt uns zum Gefangenen unserer Niederlagen zu machen, können wir in die Zukunft eintreten. Die Tür der Zelle ist gar nicht verschlossen, sie steht offen. Als ich meiner Frau von der scheinbar zufälligen Entdeckung berichtete, gab sie mir bedeutenden Bescheid. Wir Deutschen kehren Tag für Tag und immer wieder in die offen stehende Zelle unserer Vergangenheit zurück. Kein Tag, an dem wir dem Dritten Reich der Nazi nicht auf unseren Bildschirmen oder im Radio begegnen und alle seine Helfer kennenlernen. Wir verweigern unsere Zukunft um unserer Vergangenheit willen, die zu leugnen niemand wünscht. Es gibt eine Zukunft auch für uns Deutsche, trotz der Untaten unserer Vergangenheit, und auch für die Franzosen wieder, trotz „Vichy“.

Donnerstag, 18. Juli 2024

Lebensgefährlicher Unsinn?

Michael Heiner Molsner Kürzlich auf fb Einige Sätze von Joseph Ratzinger fallen mir auf: "Die Festlegung des Ural als Grenze ist durchaus willkürlich, jedenfalls wurde die Welt östlich davon immer mehr zu einer Art Hinterhaus Europas, weder Asien noch Europa, vom Subjekt Europa wesentlich geformt, ohne selber an seinem Subjektcharakter teilzunehmen: Objekt und nicht selber Träger seiner Geschichte. Vielleicht ist damit überhaupt das Wesen eines Kolonialstatus definiert." Vielleicht - füge ich hinzu - ist damit das Wesen westlicher Außenpolitik definiert: Russland nicht mehr als Subjekt seiner Geschichte anzuerkennen, sondern es zu einem Objekt westlicher Interessen zu machen. Noch beharren die Russen auf Gegenwehr. Und "solange der Irre in Moskau am Rad dreht, ändert sich nichts", teilte eine langjährige Freundin auf dieser fb -Seite mit. Elke Jansen Eine Menge älterer Herren schreiben und veranlassen eine Menge lebensgefährlichen Unsinn. Ratziner, Trump, Putin, Orban - Sie auch? Michael Heiner Molsner Jedenfalls höre ich gerne auf jüngere Frauen. So zum Exempel auf die sehr nachdrückliche Empfehlung Sarah Wagenknechts, Thomas Pikettys Buch „Kapital und Ideologie“ mit genauen Zahlen zu den Kosten von Gesinnungsökonomie zu lesen. Das ist nun aber ein kiloschwerer Backstein, ich habe zunächst in den knapp anderthalb tausend Seiten vor allem quer geblättert. Hängen geblieben bin ich an einer Stelle, die mich auflachen ließ. Er sagt da, was Filmfans als Witz kennen. Der Rektor einer Gesamtschule gibt einem Lehrer den Rat, sich selbst morgens zuerst zwei Fragen zu stellen: Wo bin ich und Wer bin ich. Könne man diese beiden Fragen zufriedenstellend beantworten, so sei der Start in den Tag gut gelungen. (John Cleese, „Recht so, Mister Stimpson“). Piketty will diese Fragen dem eigenen Staat stellen. Wo bin ich, muss der Staat beantworten, indem er seine aktuellen Grenzen definiert. So erfahre ich, wohin ich gehöre und wo ich Schutz für mein Eigentum beanspruchen darf. Es geht um den Teil meines Eigentums, der mir nach Recht und Gesetz gehört. Einerseits sind es Grundbesitz, Haus, Vermögen. Andererseits aber auch die ererbte eigene Sprache, die traditionellen Prägungen ebenso wie die erinnerten Umbrüche und Neuerungen. Das alles ist „mein“ und darf mir vom Staat nicht genommen werden – auch eingeschränkt und verändert nur nach Recht und Gesetz. Wo ich innerhalb definierter Grenzen nicht materiell und kulturell geschützt bin, fühle ich mich nicht einheimisch, sondern fremd. Abgehängt und nicht mehr daheim zu sein, ist ein weit verbreitetes Gefühl. Piketty hält diese Entwicklung für so gefährlich, dass gegengesteuert werden muss. Sarah Wagenknecht, wie ich sie verstehe, meint das auch. Ich stimme ihr zu und darf die Antwort erwarten, ich sei ein Verbreiter von „lebensgefährlichem Unsinn“.

Sonntag, 14. Juli 2024

Nuancen

Generalplan Ost (im Internet zu finden) In über tausend Dokumenten wird dargestellt, was dieser Generalplan vom Juni 1942 vorsah. Die staatliche Existenz der Sowjetunion sollte völlig aufgelöst werden. Ein großer Teil ihres Territoriums, so die baltischen Sowjetrepubliken, Weißrussland, die Ukraine und die Krim völlig eingedeutscht werden. Mir ist aufgefallen, dass diese Ziele der nationalsozialistischen Eliten heute entweder erreicht oder offen angestrebt sind mit der Begründung, sie befänden sich schon im Bereich des Erreichbaren. Dass diese Ziele unbedingt erreicht werden sollten, wird vielfach zum Ausdruck gebracht, am prägnantesten wohl in Formulierungen wie, dass Russland ruiniert werden müsse und diesen Krieg keinesfalls gewinnen dürfe. Als weiteres Kriegsziel wurde die Neuordnung Europas unter deutscher Führung bezeichnet. Die Expansion bis nach Afrika und sogar nach Indien wurde vor allem aus Wirtschaftskreisen befürwortet. Die "Zeitschrift für Politik" im Januar 1942: Es werde „wirklich um die Neuordnung der Welt gerungen“. Die Weltherrschaft war anvisiert – und ist bis auf den heutigen Tag das Ziel deutscher Außenpolitik geblieben, versteckt jetzt unter Forderungen wie Demokratie gegen Autoritarismus. Bekanntlich ist der damalige Versuch Deutschlands und seiner Alliierten am militärischen Widerstand der Sowjetunion gescheitert. Im Sommer des Jahres 1941 hatte die deutsche Wehrmacht das Land innerhalb weniger Wochen besetzt. Von den etwa 9 Millionen Einwohnern, die den deutschen Besatzern in die Hände fielen, ermordeten von der Wehrmacht und SS geführte Verbände von 1941 bis 1944 1,6 bis 1,7 Millionen Menschen, darunter 700.000 Kriegsgefangene, 500.000 bis 550.000 Juden, 345.000 Opfer der sogenannten Partisanenbekämpfung, denen ganz überwiegend Zivilisten zum Opfer fielen und ungefähr 100.000 Angehörige sonstiger Bevölkerungsgruppen. Es wurden mehr als 200 Städte und 9000 Dörfer zerstört. Vielfach trieben die deutschen Soldaten die Dorfeinwohner in Scheunen und brannten diese nieder, wie 1943 in Chatyn (nicht zu verwechseln mit Katyn). Heute ist dieser Ort nahe Minsk eine Gedenkstätte für die Opfer des Zweiten Weltkrieges. Allein in Minsk ermordete die deutsche Besatzungsmacht mehr als 100.000 Einwohner. Die jüdische Bevölkerung von Belarus wurde fast vollständig ermordet. Etwa acht bis neun Prozent aller umgebrachten europäischen Juden stammten aus Belarus. Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten in Belarus zehn Millionen Menschen. Erst gegen Ende der 1980er-Jahre hatte die Bevölkerungszahl von Belarus wieder den Vorkriegsstand erreicht. Ihre Allmacht über ganz Belarus (deutsch:Weißrußland) nutzte die deutsche Verwaltung, um das Land mit einem Netz von Flugplätzen zu überziehen, von denen aus die deutsche Luftwaffe Angriffe auf das Innere des sowjetischen Gebietes und dessen Zentrale Moskau fliegen konnte. Im Herbst 1943 eroberte die Rote Armee den äußersten Osten des Landes wieder und im Sommer 1944 war das gesamte Land zurückerobert. Die sowjetische Operation „Bagration“ zur Vertreibung der deutschen Heeresgruppen Mitte, Nord und Nordukraine wurden vom Generalstab der Roten Armee sorgfältig vorbereitet und detailliert geplant. Heute werden – nachdem Weißrussland sich mit der Russischen Föderation verbündet hat – weitreichende Waffen in die Ukraine und andere an Russland grenzende Staaten „sicher zugesagt“, um Russlands Staatsgebiet und seine Zentrale Moskau wieder angreifen zu können. Auch dieses von der Nazi-Führung formulierte Ziel hat sich nicht wesentlich geändert, lediglich in sprachlichen Nuancen. Die Wehrmacht war auf Verbündete angewiesen, um ihren Zielen die reale Basis zu sichern (Finanzkraft, Rohstoffe, strategischen Raum, „Menschenmaterial“). Auch in unserer Zeit benötigen die Mitgliedstaaten des Nordatlantikpaktes Versorgungssicherheit. Die bisherigen finanziellen und logistischen Möglichkeiten werden längst genutzt, die personellen Reserven der Armeen aufgestockt, namens der „Geschlechtergerechtigkeit“ auch mit Frauen. Der Generalplan Ost hat einen neuen Namen bekommen, er heißt jetzt „Die Beschlüsse des NATO-Gipfels“ (im Internet zu finden). Auch ansonsten hat sich einiges geändert. Von Versklavung eroberter Bevölkerungen ist nicht mehr die Rede. Sie seien schon versklavt, sagt man uns. Sie müssen wohl erst noch fit gemacht werden für die schwierige Aufgabe, die Freiheit, die wir ihnen schenken, so zu nutzen, wie wir uns das wünschen.

Montag, 8. Juli 2024

Übereignung

Wenn ein Besitz auf neue Eigentümer übergehen soll, ist der Vorgang zu fixieren und beim Notar unter Zeugen zu beurkunden. Einzelne Bestimmungen sind genau umschrieben. Die Übernahme des im weitesten Sinn Palästina genannten Besitzes durch Israel sei beurkundet, hören wir aus Jerusalem, durch die Bibel genannte Heilige Schrift. Zeugen des Vorgangs seien Erleuchtete Gottes, eigentlich Gott selbst, der sich durch Menschenmund (Abraham, Propheten) geäußert habe. Aus Jerusalem hören wir auch Stimmen, die Palästinenser seien Tiere. Eigenen Willen gesteht man Tieren nicht zu. Besitzansprüche können sie nicht anmelden, es wäre albern. Ein Hund hat einen Herrn, aber keinen Anspruch darauf. Was an Tierschutz gewährt wird, beschließt nicht das Tier. Folgt alles logisch aus der Prämisse. Wer etwa die Prämisse, unsere Form der Demokratie sei die einzig akzeptable, als Ideologie ablehnt, muss leider, logisch folgernd, eine Sanktion nach der anderen gegen widerspenstige Staaten hinnehmen. Es tut uns ja selber weh, Russland die Beine wegzuschlagen, es auf absehbare Zeit zu ruinieren, wir sind keine Unmenschen – doch die Russen müssen sich, anders geht es nicht, uns fügen, ehe wir Ruhe geben dürfen. Wer vorher von Frieden spricht, verrät unseren Auftrag. Frage: Wer hat uns beauftragt? Unsere Geschichte. Sorry, so ist es halt. Die Welt ist kein Ponyhof. Terror, meint Hannah Arendt auf den letzten Seiten ihrer Abhandlung über Terror als Ideologie, findet seinen eigentlichen Ausdruck, wo Menschen keinen eigener Wille zugetraut wird. Im Konzentrationslager werden Menschen als Nutztiere ohne Tierschutz behandelt: Aus Eigennutz getötet. Hannah Arendt lehnt solche Logik ab und gibt zu bedenken, dass mit jedes Menschen Geburt ein Neuanfang gemacht ist. Prämissen können geändert werden. Vor neuerlicher A-B-C-Logik müsse man dann besonders auf der Hut sein. Hannah Arendt wurde als jüdische Antisemitin denunziert, weil sie das, was wir heute in Nahost sehen, voraussagen konnte. Sie hielt Liebe für Zutrauen. Für die Gabe, geliebten Menschen einen Neuanfang zuzutrauen. Wenn aus Ideen Ideologien werden und die Ideologien zu Prämissen mutieren, gar heilig zu haltenden, dann folgen aus der Prämisse Schlussfolgerungen. Sie folgen streng logisch eine nach der anderen. Ist doch alles klar und vernünftig, heißt es dann. Der letzte Herausgeber der linksgerichteten Zeitschrift DIE WELTBÜHNE, Carl von Ossietzky, hat im Januar 1932, kurz vor der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten, dem berühmten Schriftsteller Erich Remarque spöttisch vorgehalten: Der Herr Remarque habe sich durch die Bemerkung, von Hitler wisse er nichts, selbst als politische Stimme zum Verstummen gebracht. Das hat ihm Remarque nicht übel genommen, sondern warnte ihn: Es sei schon zu spät, die Nazis noch im Innern Deutschlands zu bekämpfen, Gegner müssten das Land schleunigst verlassen. Der von Tucholsky kollegial „Oss“ Genannte war dann der erste, der verhaftet und im KZ zu Tod gefoltert worden ist. Hier setzt unsere aktuelle A-B-C-Logik ein. Nazis gibt es bei uns wenige. Aus wenigen machen wir viele. Nazi ist jeder, der uns wiederspricht. Putin ist Nazi. Wer ihn vernichtet, der vernichtet Hitler. Eines folgt aus dem anderen. Es ist logisch.

Montag, 1. Juli 2024

Expertisen

"Putin hat das gleiche Problem wie Hitler". Das lese ich heute als Einschätzung eines Militärexperten. Ich halte sie für irreführend. Hitlers Einschätzung, im Zeitalter der Düsenflugzeuge verfüge das Dritte Reich nicht über genügend Raum, wurde damals vom Generalstab geteilt. Ein Land, das von Jagdbombern in zwei Stunden überflogen werden könne, sei nicht zu verteidigen. Auch General Ludwig Beck, später der militärische Kopf des Widerstands, war dieser realistischen Auffassung. In mehreren Memoranden an Hitler empfahl er, in Verhandlungen mit bestimmten Nachbarstaaten einzutreten. Dort bestehe dringender Bedarf an Modernisierung, bei der Deutschland helfen könne. Geografischer Raum sei weithin unbesiedelt und könne als Gegenleistung von diesen Staaten zu deutscher Verfügung angeboten werden. Bekanntlich hat Hitler darauf bestanden, nicht zu verhandeln, sondern zu erobern. Entsetzen unter Militärs und Diplomaten kam zu spät, sie änderten nichts mehr. Auch die Aufopferung des eigenen Lebens und unabsehbare Gefährdung der eigenen Familie brachte nur die bedingungslose Kapitulation. Auch heute sehen wir einen Staat, der von seiner Führung nicht nur, auch von seinen Eliten als viel zu klein eingeschätzt wird – und viel zu klein auch tatsächlich ist, um zusätzlich noch geteilt zu werden. Das ist es, was gegen die sogenannte Zwei-Staaten-Lösung spricht und sie einheimischen sowie auswärtigen Mehrheiten sogar als unsinnig erscheinen lässt. Als Hinhalten, um einen unhaltbaren Zustand noch weiterhin zu halten. Irgendwie. Das entlarvt sich selbst als Feigheit. Wie damals im Deutschen Reich gibt es unter Militärs, in der Diplomatie, in der Publizistik und auch in der Bevölkerung den Ratschlag, mit landreichen, unterentwickelten Nachbarstaaten zu verhandeln. Modernisierung könne als Gegenleistung für die Verfügung über Raum angeboten werden. Wie damals das geografisch zu kleine Deutschland setzt auch der geografisch noch viel kleinere Nahost-Staat auf eine militärische Lösung durch Eroberungen. Für uns Deutsche war es kein Erfolg. Zurück zur Lagebeurteilung des eingangs erwähnten Militärexperten. Putin regiert den größten Flächenstaat des Globus. Noch mehr Raum ist das letzte, was er braucht. Hingegen benötigt er dringend die technischen, finanziellen, wirtschaftlichen Möglichkeiten für die Modernisierung dieser gewaltigen, weithin leeren Räume. Überdies braucht er Sicherheit für die Tausende Kilometer langen Grenzen der seinem Schutz anvertrauten Grenzen. Er hat uns darum gebeten, förmlich darum gebettelt. Beschwört uns nach wie vor, uns nicht sinnlos von Vernunft und Menschlichkeit zu verabschieden. Warum wir dennoch mit Hohn, Hass und Vernichtungswut auf alles Russische, auch seine Literatur, Musik, Malerei reagieren, auf russisches Festhalten an den christlichen und humanen Werten, die wir über zwei Jahrtausende geteilt haben – ist ein Thema für sich und hat selbstverständlich Gründe.

Samstag, 29. Juni 2024

Wem soll man glauben?

Auf der noch immer angesehenen Zeitschrift The Economist hat mich gestern das Cover innehalten lassen. Da steht „The centre cannot hold“. Es ist ein Zitat aus dem Gedicht „The second coming“ von W.B. Yeats. „Mere anarchy ist loosed upon the world“, steht drin. Die weltgeschichtliche Bedeutung der christlichen Religion wird dargestellt. Zwanzig Jahrhunderte lang habe eine Wiege (a rocking cradle) ein furchtbares Ungeheuer in den Bereich der Albträume verscheucht. Nun aber, da seine Stunde endlich gekommen sei, schlurfe es Richtung Bethlehem, um geboren zu werden. Gottlosigkeit wurde nicht erst während des ersten Weltkrieges problematisiert, als Yeats sein großes Gedicht schrieb; auch schon vorher. Rudyard Kipling: Wenn gottlose Herzen auf Röhren und Eisen vertrauen, um sich zu schützen, heißt es im Gedicht „Recessional“ von 1879, und eitel prahlen und dumm schwätzen – „Hab Erbarmen mit deinem Volk, Gott!“ Nun hörte ich gestern im Wochenüberblick von France 24 alle vier Experten von ihrer nackten Angst vor einem Krieg sprechen. Alle hatten die Debatte Trump-Biden gesehen und einer sagte, er habe Biden dreimal beobachtet, mit steigendem Entsetzen. Das dritte Mal habe er es kaum noch ausgehalten. Einen anderen hörte ich drei Mal sagen: „I pray“, ich bete. Worum denn, um Gotteswillen? Er sprach seine Angst ohne die Beschönigung aus, die ich sonst von der immer dem NATO-Kurs folgenden, US-treuen Plattform gewohnt bin. Es war die Angst, ein die Grenzen seiner Fähigkeiten überschreitender US-Präsident wie Biden werde uns in eine 1939er Situation führen. 1939! Damals behauptete die deutsche Propaganda, Polen habe nach zahllosen Provokationen, die das Reich friedenswillig hingenommen habe, den Rundfunksender Gleiwitz überfallen und dessen Personal töten lassen. „Ab 5, 45 Uhr wird nun zurückgeschossen“. Befürchten müssen wir demnach jetzt vor allem eine erlogene Provokation, die den Beginn eines Weltkrieges rechtfertigen soll. „Friedenswillig hat die NATO, hat das Pentagon, eine Provokation nach der anderen maßvoll beantwortet, die Aggressoren zu beruhigen versucht. Ab 5,45 Uhr wird nun der Krieg begonnen, dessen Ausbruch wir vermeiden wollten, indem wir schuldenfinanzierte Kriege, Farbrevolutionen, Hungersnöte, Klimakatstrophen in aller Welt ausgelöst haben.“ So etwa denke ich mir die Propaganda, mit der wir demnächst überschüttet werden. Tatsachen entbergen die Wahrheit. Doch zugängliche Medien verschweigen Tatsachen oder ordnen sie in irreführende Zusammenhänge ein. Das funktioniert bei umfassender Kontrolle der Massenmedien. Wem soll man glauben, wenn denen nicht?

Mittwoch, 26. Juni 2024

Ganz persönlich

Heute möchte ich euch zumuten, sich mit mir zusammen auf ein Erlebnis einzulassen, das ich mit einem Film hatte. Er ist alt, nicht ganz so alt wie ich, aber älter als die meisten von euch. Ihr könnt ihn googeln: „Die jungen Löwen“ von 1958. Große Besetzung, bedeutender Regisseur. Mir kommt es auf die Eingangsszene an. Zwei Skifahrer beim Abfahrtslauf in den bayerischen Alpen. Barbara Rush kommt herunter gesaust, löst sich aus den Bindungen und und wirft sich lachend in den herrlichen Schnee. Marlon Brando wirft sich neben sie und meint, nun lerne er mehr von ihr als sie von ihm, er sei nicht mehr ihr Skilehrer und müsse ihr das Geld für den Unterricht zurückgeben. Es ist eine heitere unbeschwerte Szene. Sie singt das Heidenröslein von Goethe und bedauert, morgen schon abreisen zu müssen. Er überredet sie, doch bitte zu bleiben. Und da es Silvester ist und um Mitternacht das neue Jahr beginnen wird, 1938, und man das doch feiern muss, lässt sie sich von ihm überreden und sie feiern gemeinsam: tanzen, lachen. Um Mitternacht wird ein Toast auf unseren geliebten Führer Adolf Hitler ausgebracht, das Horst-Wessel-Lied gesungen. Er findet es nicht schlimm, aber sie war in Berlin. Endlose Militärkolonnen. Kriegspropaganda auf den Radiosendern. Sie ist überzeugt, Hitler bereite den Krieg vor. Er findet, Hitler meine es gewiss gut und schließlich seien sie ja beide keine Hellseher. Nächste Szene: Schnitt auf den Krieg. Genau das meine ich. Auch wir erleben jetzt endlose Kriegspropaganda über sämtliche Medien. Alle machen mit. Die Kirchen. Sportvereine. In den Schulen die Lehrer. Die Universitäten. Man hört nichts anderes mehr bei uns. Parallel schuldenfinanzierte Aufrüstung. Reservisten üben und sollen sich dienstfähig melden. Auch Frauen seien in der Armee willkommen. Erinnerungen an die Wehrmacht füllen ganze Fernsehprogramme. Eine Sendung über das sowjetische Rüstungswunder begann und endete mit der Schuld Stalins am Tod von zwanzig Millionen Sowjetbürgern. Stalin habe ihren Tod zu verantworten. Allen Ernstes. Wir sind gute Menschen, oder? Wie Marlon Brando zu Beginn des zitierten Films wollen wir glauben, dass alles getan wird, damit sich in der goldenen Nordhalbkugel des Globus etwas ändert. Zum Bessern aller. Warum nicht daran glauben? Wir sind schließlich keine Hellseher, sagt Marlon Brando. Und das stimmt, er hat recht. Aber der Krieg war vorauszusehen, im Film von Barbara Rush. In der damaligen Wirklichkeit auch. In der aktuellen Wirklichkeit ebenfalls. Ein Krieg um die Kontrolle der gesamten Staatenwelt hat schon begonnen. Wir wollen globale Kontrolle erzwingen, ersiegen diesmal! Es werde gelingen, weil es gelingen müsse. „Und der wilde Knabe brach 's Röslein auf der Heiden; Röslein wehrte sich und stach, Half ihm doch kein Weh und Ach, Mußt' es eben leiden.“ Darauf folgt, wir mögen wollen oder nicht, das Lied, das nicht von Goethe ist: „Mainstream marschiert mit ruhig festem Tritt.“ Es ist soweit.

Samstag, 1. Juni 2024

Auf in die Schlacht!

Marija Wladimirowna Sacharowa, Sprecherin des russischen Außenministeriums: "Westliche Länder haben der Ukraine schon erlaubt, gelieferte Waffen zu benutzen, um Ziele auf russischem Boden anzugreifen." Alea jacta escht, wie der gebildete Schwabe sagt. Wir ziehern in die Schlacht. Marine Le Pen nutzt das für ihren Wahlkampf: Macron wolle Frankreich in einen Krieg mit Russland führen. Auch die EU wahlkämpft in dieser Richtung: Lebensmittel, Pharmaprodukte und Uran im Gesamtwert von 46 Mrd Dollar sollen aus Russland nicht mehr importiert werden dürfen. Wer, frage ich, wird nicht begeistert zustimmen? Ungarn-Premier Orban wie gewohnt: NATO-Staaten bewegten sich immer näher an einen Krieg gegen Russland heran, sagt er und meint es wohl warnend. Und schließlich die offene Herausforderung des US-Präsidenten. Wer Trumps Schuld in Frage stelle, sagt Biden, sei gefährlich. Gefahr ist mein Geschäft, scheint Elon Musk zu antworten und erklärt: Twitter und NewsNation und Robert F. Kennedy Jr. planten Veranstaltungen mit Donald Trump in New York. Dass der Widerstand gegen die Zerstörung Russlands von Rechts kommt, bedeutet etwas. Die Forderung, Frieden zu halten, ist nicht mehr kennzeichnend für politisch linke Haltungen, wo die Forderung, Krieg zu führen, populärer geworden ist. Alle Nachrichten habe ich als Titeleien auf der Webseite von "Russia Today International" heute früh gefunden - und andere mehr, die auch nciht ohne sind. Die Artikel darf ich leider nicht lesen.

Freitag, 31. Mai 2024

Staatswirtschaft

Bereits im vorklassischen Altertum, lese ich im Büchlein eines Schweizer Ökonomen, habe es schon eine Art von Staatswirtschaft gegeben. Der Staatsbedarf, schreibt er, habe im Wesentlichen aus der Bezahlung von Beamten und Kriegern bestanden. Sehr interessant geht es weiter: „Eine herausragende – externe – Finanzierungsquelle waren fremde Völker, die erobert, unterworfen und ausgebeutet wurden. Von ihnen verlangte man Steuern, Zölle und Tribute.“ Die Strategie scheiterte freilich, falls die Eroberungskriege verloren gingen. Nun wurden die vormaligen Eroberer selbst von den neuen Siegern ausgebeutet. Die Niederlage als Resultat der Eroberungskriege war daher um den Preis der eigenen Existenz unbedingt zu vermeiden. Nachzulesen bei Walter Wittmann, "Staatsbankrott - Warum Länder pleite gehen- Wie es dazu kommt - Weshalb uns das was angeht". Nun begreift wohl jeder Denkende, weshalb die Eroberung Russlands so bedeutsam ist. Es handelt sich um eine Lebensfrage. Uns Deutschen wird sie von Boris Pistorius gestellt, beantworten dürfen wir sie in wenigen Wochen bei der Europawahl. Es ist logisch. Es ist leicht zu erklären. "Ganz einfach, hat Karl Valentin einmal gesagt, und man versteht es doch nicht."

Sonntag, 28. April 2024

Me-Too auch gegen Frauen

Der Ersatz von Rechtssicherheit durch medial popularisierte Rufschädigung kann sich auch gegen Frauen richten. Einen solchen Fall habe ich selbst während meiner Anfänge als Journalist in München erlebt. Der Fall ist bis heute allgemein bekannt. Ich spreche von dem Urteil gegen Vera Brühne. Sie wurde wegen Mordes in zwei Fällen zu lebenslangem Zuchthaus verurteilt, obgleich nur bewiesen war, dass sie unzuverlässige Aussagen über ihr Leben machte. Heute glaubt wohl niemand mehr, dass sie Mörderin war. Näheres kann gegoogelt werden und als abschreckendes Beispiel dienen. Noch viel furchtbarer sind die sogenannten Hexenprozesse gewesen. Man verurteilte Frauen auf Grund von Gerüchten. In seiner "cautio criminalis" warnte der in Kaiserswerth geborene Friedrich von Spee vor diesem Aberglauben. "cautio criminalis" bedeutet etwa, man solle bei der Beurteilung von Kriminalfällen vorsichtig sein. Wenn wir sonntags zur Suidbertus-Kirche in Kaiserwerth gehen, sehen wir ein schönes Relief zu Ehren des tapferen Streiters für Gerechtigkeit. Es ist im Netz zu finden, wie auch der Lebenslauf.

Samstag, 27. April 2024

Wie einst im Mai

Harvey Weinstein’s Conviction Was Fragile From the Start, meldet die New York Times mit heutigem Datum. Ich nicke finster, ahnte es schon lang.Meine Frau erinnert mich an den Fall Kachelmann, auch er wurde auf Grund einer Medienlkampagne ruiniert, ohne dass ihm eine Straftat nachzuweisen war. Zum Fall Weinstein fragt meine Angetraute, was sind das für Frauen, die sich für so etwas hergeben. Auch Monica Lewinski wäre ein Beispiel, meint sie. Ich hinwiederum reagiere instinktiv erst mal als früherer Gerichtsreporter: Was ist das für eine Justiz? Eine vorbildliche, erfahren wir durch alle uns noch zugänglichen Medien. Noch zugänglich - unsere Möglichkeiten, uns umfassend zu informieren, werden mehr und mehr eingeschränkt. Marionetten, der gerade durchsetzbaren Hasskampagne folgend, sollen wir sein. In USA und Frankreich scheint die akademische Jugend begriffen zu haben, wie unglaublich gefährlich die Entwicklung ist. Als ich gestern abend die Nachrichten hörte, klopfte mein Herz wie einst im Mai. Kann es sein, erleben wir wieder eine weltweite Studentenbewegung gegen Krieg und Mord? Für faire Medien? Einen traumhaften Augenblick lang war ich fünfzig Jahre jünger! "Gott soll's wollen!" war mein Abendgebet.

Donnerstag, 18. April 2024

Wer isst und wer gegessen wird

Der richtige Platz. „Wenn man im internationalen System nicht mit am Tisch sitzt, dann findet man sich sicherlich auf der Speisekarte wieder.“ Das hat der amerikanische Außenminister Anthony Blinken auf der Münchener Sicherheitskonferenz gesagt, wie DIE WELT auf der ersten Seite ihrer gestrigen Ausgabe als Tatsache meldet. Ferner meldet das Blatt als noch unbestätigtes Gerücht, der chinesische Präsident habe beim Vier-Augen-Gespräch im Teehaus zu Bundeskanzler Scholz gesagt: „Alle Länder müssen Platz haben am Tisch. Keines darf auf der Speisekarte stehen.“ Man wisse freilich nicht sicher, ob das eine Anspielung auf Blinkens Äußerung gewesen sei. Jedenfalls kommt in den gegensätzlichen Standpunkten prägnant zum Ausdruck, dass unser Schicksal von zwei Machtblöcken bestimmt wird. Der eine Block entscheidet, wer zu Tisch sitzt und isst und wer es sich gefallen lassen muss, verspeist zu werden. Der andere Block lädt alle Länder zum gemeinsamen Mahl ein. Wir dürfen uns entscheiden, welchem dieser zwei Machtblöcke wir die Zukunft unseres Planeten anvertrauen wollen.

Samstag, 6. April 2024

Generalstäbe

Beim Sender CNN hieß es, die USA bereiteten sich aktiv auf einen "erheblichen" Angriff in der kommenden Woche vor. Ranghohe US-Regierungsvertreter hielten demnach einen Vergeltungsschlag für unvermeidlich. Diese Annahme werde auf israelischer Seite geteilt. Krieg auch in Nah-Ost, da ist es gut, dass wir wieder einen Generalstab haben. Dass er nicht so heißt, liegt vielleicht daran, dass unsere Erfahrung mit Generalstäben eher ungünstig ist. Der 1. Weltkrieg war gut vorbereitet, endete dennoch nicht nach Wunsch. Der 2. endete damit, dass die Generalstäbler wegen verbrecherischer Kriegführung von den Siegermächten hingerichtet wurden - sofern sie nicht zuvor von Deutschen gehenkt worden waren, weil sie versucht hatten, die erwähnten Verbrechen zu verhindern. Beide Kriege sollten zunächst Russland für uns verfügbar machen, dann gar die ganze Erdkugel. Die Ziele sind dieselben geblieben. Sie dienen der Friedenssicherung, heißt es im Wahlkampf. Ob der aktuelle Generalstab wohl mehr Glück haben wird als die Vorgänger?

Dienstag, 26. März 2024

Was sich geändert hat...

… Und was nicht Der deutsche Generalstab der Dreißigerjahre war leicht zu überzeugen, dass Deutschland im Zeitalter der Düsenflugzeuge zu klein war, um Feinde abzuwehren – dass Raum gewonnen werden musste. Es wurde daher ein Reich geplant, das weit über die nationalen Grenzen hinaus reichen sollte. Deutsche Führung eines solchen Reiches war möglich, wenn nicht nur die begrenzte Zahl deutscher Wehrpflichtiger zur Verfügung stand. Es wurde daher an die Einbeziehung anderer Völker gedacht. Um die einheitliche Zielsetzung zu ermöglichen, missbrauchte man den Begriff der Rasse. Minderheiten wurden nicht, wie in der Sowjetunion, mit gleichen Rechten bedacht, sondern man sortierte aus. Unerwünschte Minderheiten durch Massenmord zu beseitigen, wurde als Realpolitik propagiert, „die andern treiben es schlimmer“. Das konnte die Welt nicht hinnehmen. Auch der Wahn von einer Weltherrschaft unter deutscher Führung musste scheitern. Dennoch wird die Strategie in unseren Tagen und vor unseren erstaunten Blicken wiederholt. Der Deutschland zur Verfügung stehende strategische Raum ist noch immer viel zu gering, ebenso die Zahl der Wehrpflichtigen. Wieder ist der deutsche Generalstab leicht zu überzeugen, dass ein Reich zu schaffen ist. Viele Völker sind einzubeziehen. Um die einheitliche Zielsetzung zu ermöglichen, missbraucht man den Begriff der Demokratie. Gemeint ist nicht mehr die Verantwortung von Regierenden gegenüber den Regierten, wie vordem üblich, sondern eine sogenannte Wertegemeinschaft. Wer sich ihr anschließt, gehört dazu und wird geduldet – alle anderen werden mit Vernichtung bedroht, wie jetzt die Russen mit völligem Ruin. Russisches Staats- und Privateigentum einfach wegzunehmen, an Geld und Sachwerten, wie Hitler tat, wird uns als akzeptabel, wenn nicht gar wünschenswert bezeichnet. Auch der Wahn von Weltherrschaft gilt wieder als selbstverständlich. Unsere wertebasierten Armeen greifen bereits nach Afrika und Asien aus. Die Kosten sind abermals, wie früher, durch Schulden finanziert, die Sonderfonds heißen, oder durch neokolonialistische Raubzüge. Statt vom Afrikakorps ist jetzt von Entwicklungshilfe die Rede, Errichtung von Demokratie das angebliche Ziel. Es ist damals wie heute nicht ohne Erpressung und militärisch gestützten Zwang durchzusetzen. Geraten die Kosten im Vergleich zum Nutzen außer Kontrolle, so folgen Abzug der Truppen und das Eingeständnis, um Demokratie sei es nie gegangen, wie der führende Politiker unseres Imperiums bezüglich Afghanistans überraschend wissen ließ. Deutsche Kontrolle ist dem Begriff von europäischer Souveränität gewichen, die von Frankreichs Präsident gefordert wird, der sie nicht bezahlen kann. Er bezieht Geld, wie wir, über sehr langfristig laufende Kredite, die von Parlamentariern genehmigt werden, die im Juni von uns gewählt werden wollen. Das Argument, uns an der Wahl zu beteiligen, besteht im wesentlichen aus der Mahnung, nur für solche Kandidaten zu stimmen, die unsere Werte teilen.

Sonntag, 24. März 2024

Une certaine idée

Widerspruch Sonntag, 24. März 2024 Une certaine idée Jean Améry hörte im Internierungslager von Gurs, wo neben vielen anderen aus Paris abgeschobenen Emigranten auch Hannah Arendt einsaß und mit Krimis von Simenon ihr Französisch aufbesserte: „La France a perdu une bataille, elle n´a pas perdu la guerre“, habe der unbotmäßige Brigadegeneral in London gerufen. Frankreich hat eine Schlacht verloren, aber nicht den Krieg? Es war eine große Hoffnung, mit der Charles de Gaulle von London aus, wohin er emigriert war, den innerfranzösischen Widerstand ermutigte. Festhalten sollten die Franzosen an einer bestimmten Vorstellung von Frankreich, à une „certaine idée de l a France“. Wenn das so ist, dann werden wir Deutschen wohl eine bestimmte Idee von Deutschland haben dürfen! Welche es sein könnte? Dich singe ich, Demokratie! Wieder beziehe ich mich auf Jean Améry, der in den Unmeisterlichen Wanderjahren darauf hinweist, dass es nur bürgerliche Demokratien gibt, aber nicht die bürgerliche Demokratie – wie es auch viele Sozialismen gibt, aber nicht den Sozialismus. Dass es für einen rechtlos gewordenen Emigranten einen Unterschied bedeutet, ob er die zugegeben relative Freiheit in einer bürgerlichen Demokratie erlebt oder die Verfolgung der Faschisten – hat er erlebt. Er teilt diese überaus wichtige Erfahrung mit Hannah Arendt nicht nur, auch mit Willy Brandt. Auch auf ihn beziehe ich mich als langjähriger Sozialdemokrat und erkläre: Da unsere Parteizentrale Willy Brandts Namen trägt, will ich Willy Brandts Politik von unserer Partei realisiert sehen! In unserer Parteiführung gibt es Kriegstreiber, die ich ablehne. Ich vertrete die Friedenspolitik von Brandt/Bahr und wehre mich entschieden gegen Angriffe von radikal-linker Seite, wo behauptet wird, jede bürgerliche Demokratie führe zum Faschismus. Man lese bei Améry nach, was den Irrtum verursacht.

Freitag, 22. März 2024

Nicht vergeben, nicht vergessen

Recht gegen Recht Von Stefan Gärtner 22.03.2024 12:10 Von Michael Molsner An leserbriefe@jungewelt.de. Dass die Mahnungen eines Linkssozialisten jetzt von der Rechten gegen die Linke eingesetzt werden können, liegt auch daran, dass die aktuellste Botschaft von Jean Améry verschwiegen wird. Er hat mit Nachdruck erklärt ("Jenseits von Schuld und Sühne"), dass er dem deutschen Volk nicht vergibt. Dass er eine Vergebung der Schuld des deutschen Volkes auch nicht plant oder diese Verweigerung etwa als psychischen Defekt empfinde und psychotherapeutisch zu "heilen" gedenke. Diese Verweigerung teilt er übrigens mit dem großen italienischen Autor Primo Levi, der als Partisan gegen die Faschisten gekämpft hat. Vergebung bedeutet nach Hannah Arendt, dem Betreffenden einen Neuanfang zuzutrauen. Weder Améry noch Levi haben von unserem Volk das geglaubt. Sie behalten recht, wir sind wieder bei denen, die kriegstüchtig werden wollen, nicht friedenstüchtig. Das wird offen und sozusagen "ehrlich" verlautbart und medial unterstützt, ja gefordert. Ich würde gerne hinzufügen, was in der jungen welt kaum eine Chance auf Veröffentlichung hat. Hannah Arendt leitet ihren Begriff von Vergebung von der Botschaft eines palästinensischen Wanderpredigers ab. Er habe die Kategorie der Vergebung in den Katalog der abendländischen Ethik eingeführt, wo diese Kategorie bis dahin nicht verbreitet oder auch nur allgemein bekannt gewesen sei. In den niedergeschriebenen Überlieferungen dieses Wanderpredigers wird die Verzweiflung seiner noch verbliebenen wenigen Schüler geschildert. Sie fragten sich, ob ihr Meister, nachdem er gekreuzigt worden war, vielleicht gelogen habe, als er von seiner Auferstehung und Wiederkunft sprach. (Die junge welt geht davon ohne weiteres aus). Dann erschien einem dieser Schüler, einem einfachen Fischer, dieser Meister in einer Vision und beauftragt ihn mit der Führung der Schülerschar. Petrus rief: Aber ich habe dich verraten! Er soll als Antwort gehört haben: Du bist der Fels, auf den ich meine Kirche baue. Ihm wurde der Neuanfang zugetraut. Ähnlich das zweite Beispiel. Ein keineswegs einfacher, vielmehr gebildeter Mann hatte sich im Dienste herrschender Kreise als Verfolger der neuen Lehre und ihrer Anhänger hervorgetan. Auf dem Weg nach Damaskus, wo er viele sogenannte Christen vermutete, die er zu vernichten dachte, erlitt er den bekannten Nervenzusammenbruch. Er hörte eine Stimme, die ihn beauftragte, in Damaskus die Christen aufzusuchen und ihnen zu erklären, er - Saulus von Tarsus - habe den Auftrag, die neue Botschaft nicht nur Juden zu bringen, sondern auch den Heiden im römischen Reich. Das war unter Christen nicht für möglich gehalten worden und überdies sehr gefährlich, weil Roms Kaiser ein Gott war und Rivalen mit Alleinstellungsanspruch kaum dulden würde. Doch Saulus übernahm den Auftrag. Er wagte den Neuanfang. Vergebung bedeutet, ich traue dir den Neuanfang zu. Wer A sagt, muss nicht B, C, D usf. sagen - man kann abbrechen und ein neues A setzen. Wir Deutschen können das nicht. We talk the talk, but we don't walk the walk. Michael Molsner, Duisburg Abonnent Homepage: http://www.michaelmolsner.de Blogs: http://presse-mike2.blogspot.com/

Donnerstag, 21. März 2024

Demokratie neu definiert

Wir befinden uns in einer Endphase des Journalismus. Nicht einmal die im "Westen" gebräuchlichen Propagandalügen richten noch aus, was sie beabsichtigen. Auch die Weitergabe von Tatsachen erweist sich als wirkungslos. Die geopolitische Situation steuert auf eine Explosion zu: einen Krieg. Entweder der Ausbruch wird bald provoziert oder er wird noch auf einen Zeitpunkt verschoben, der für günstiger gehalten wird. Im Fall einer Verschiebung werden wir eine Frist ängstlicher Spannung erleben wie etwa 1912. Oder wie vor Hitlers Überfall auf die Tschechoslowakei, den er wegen der Intervention Mussolinis anhalten musste. Wo das Wählervolk mit großer Mehrheit bei allen Umfragen einen weiteren Regional- oder Weltkrieg ablehnt, macht man sich vergebliche Hoffnungen auf Friedfertigkeit. Es gibt Mächte, die für Frieden eben nicht "fertig" sind. Sie brauchen, wollen und planen Krieg. Schon lange bereiten sie sich darauf vor. Gewaltige Rüstungsetats werden beschlossen, unerhörte Staatsschulden dafür aufgetürmt. Friedensvorbereitungen vermeintlicher Rivalen werden als Kriegsvorbereitung ausgeschrien. Daraus folgt: Demokratie ist als Begriff neu zu definieren. Demokratisch regiert und organisiert sind nur Staaten, wo Friedenswünsche von Mehrheiten entscheiden. Bei uns ist das leider nicht so, wie jeder täglich von allen Medien erfährt. Dennoch gibt es Hoffnung: die Höchstgefährdeten haben sich für die Abwehr der Gefahr vorbereiten müssen. Sie sind vorbereitet!

Donnerstag, 14. März 2024

Armageddon

Ich bin froh, als Sozialdemokrat Mitglied der welthistorisch richtigen Partei zu sein. Bin drin geblieben trotz vieler unglücklicher Momente wegen Beteiligung an sinnlosen Kriegen. Die Entwicklung seit 2014 klar aus Tatsachen abgelesen zu haben, ohne in den gewaltigen Propagandawellen zu ertrinken - darauf darf ich stolz sein und bin es. Ich habe vieles erkannt. Umso mehr bedrückt es mich, dass ich völlig unfähig bin, mir eine wichtige politische Entwicklung zu erklären. Weshalb sind die Wähler der Grünen, überwiegend gut ausgebildete Städtebewohner, wie getrieben und besessen von Vernichtungswut gegen ein großes europäisches Nachbarland? Ich finde keinen Grund dafür, nicht einen. Die geradezu blödsinnige Personalisierung allein schon! Der irre Wahn, das Land müsse dezentralisiert werden. Was wollen diese Grünen, Zustände wie in Haiti, im Irak, in Lybyen, Afghanistan, Mali, Niger...? Ausgerechnet die Gebildeten haben, wie mir scheint, den Verstand verloren. Wie erklärt sich das? Sie stimmen für die Auslösung eines Notfalles, der den Nachbarn zwingen soll, sein Überleben als Nation gegen die Supermacht zu verteidigen, deren Grausamkeit sich in den genannten Ländern unzweifelhaft erwiesen hat. Und auch im Innern des Nachbarn hat es sich erwiesen: "Keine Gnade den Besiegten". Unter dem Regime eines dem Westen genehmen Präsidenten verelendete die Bevölkerung, alte Mamuschkas verkauften ihr Letztes an Straßenrändern, schon vergessen die Bilder? Sind denn die Babyboomer unserer urbanen Zentren grausame Monstren? Kann eigentlich nicht sein. Ich lese Tatsachen, wie immer, und muß das Unglaubliche für möglich halten. Gottesleugner haben ihr Gewissen dem geschenkt, der Armageddon nicht scheut. Weil er den Kampf gegen Gott zu gewinnen hofft.

Montag, 11. März 2024

Was ich alles nicht lesen darf

Ich studiere, was ich alles nicht lesen darf und mir aus dem Ausland zusammensuchen muss, falls ich die Zeit dafür erübrigen möchte: RT question more 11 March RT News Netanyahu hurting Israel more than helping – Biden World News 10 March Netanyahu hurting Israel more than helping – Biden Israeli Prime Minister Benjamin Netanyahu can’t have another 30,000 Palestinians in Gaza killed, US President Joe Biden has said Read more on the site World News 10 March The hunger killing Gaza’s children has a clear cause that few are willing to name out loud The hunger killing Gaza’s children has a clear cause that few are willing to name out loud A recent massacre of civilians lined up for food aid highlights the deliberate nature of the humanitarian catastrophe inflicted on Palestine Read more on the site World News 10 March UK ranked second-most miserable country in the world UK ranked second-most miserable country in the world People from Great Britain are less happy than the residents of any country besides Uzbekistan, a new survey has found Read more on the site World News 10 March France and Poland don’t speak for NATO, says Italy France and Poland don’t speak for NATO, says Italy Italian Defense Minister Guido Crosetto has criticized France and Poland over their position on NATO deployment to Ukraine Read more on the site Russia & Former Soviet Union 10 March Ukraine seizes apartment of 80-year-old Russia supporter – media Ukraine seizes apartment of 80-year-old Russia supporter – media A court in Ukraine sentenced a pensioner to four years in jail and ordered the seizure of her apartment for posting pro-Russian comments Read more on the site World News 10 March Netanyahu hits back at Biden Netanyahu hits back at Biden The Israeli leader has denied that his policies are “hurting Israel,” and vowed to attack the Palestinian city of Rafah Read more on the site World News 10 March ‘We shouldn’t have gone into Ukraine’ – Biden ‘We shouldn’t have gone into Ukraine’ – Biden US President Joe Biden has again confused Ukraine with Iraq, this time in an interview with MSNBC Read more on the site World News 10 March Biden raises eyebrows with plan to invite Netanyahu to a ‘come to Jesus meeting’ Biden raises eyebrows with plan to invite Netanyahu to a ‘come to Jesus meeting’ US president has explained that his ‘come to Jesus’ remark on Netanyahu meant he wants a “serious meeting” with the Israeli prime minister Read more on the site Russia & Former Soviet Union 10 March Ukrainian ‘draft dodgers’ brutally beaten on detention (VIDEOS) Ukrainian ‘draft dodgers’ brutally beaten on detention (VIDEOS) Dozens of suspected Ukrainian draft dodgers have been brutally beaten during detention by border guards Read more on the site World News 11 March Global hunger isn’t the worst food-related threat to humanity Global hunger isn’t the worst food-related threat to humanity There are more obese people in the world than hungry ones – which may sound like a good thing, but it really isn’t and emergencies loom Read more on the site facebook twitter youtube gplus instagram vk Borovaya 3/1, Moscow, Russia, 111020 Cancel subscription

Sonntag, 10. März 2024

"Die Demokratie der Deutschen"

Die Demokratie der Deutschen besteht auf Bundesebene darin, dass sie alle vier Jahre wählen können, meldet die schweizer Zeitschrift Weltwoche. Dafür dürften Deutsche zwei Kreuze machen, eines hinter einem Direktkandidaten und eines hinter einer Partei. Das dauere fünf Minuten. Danach hätten die Bürger in ihrer Demokratie vier Jahre lang nichts mehr zu sagen. "Die Bürger haben zu schweigen in ihrer Demokratie. Darüber sind sich auch die deutschen Medien einig." Es gebe kaum eine andere Verfassung, die das eigene Volk derart entmündige wie das deutsche Grundgesetz. Dennoch würden wir Deutschen andauernd ermahnt, unsere Demokratie zu verteidigen. Zehntausende marschieren gegen "Rechts", darunter fallen obskure Spießer und jeder, der einen Gartenzwerg im Vorgarten stehen hat, der eine Deutschlandfahne hält. Sie demonstrieren nicht etwa für ihre Interessen, sondern für die Interessen ihrer herrschenden Meinungsmacher. "Man kann sich also fragen: Warum wollen alle eine Demokratie verteidigen, in der sie nichts zu sagen haben?" Eine Demokratie also, in der Deutsche lediglich ihren Herrschenden zusichern, ihnen voll und ganz zuzustimmen und politische Opposition weisungsgemäß zu verachten, zu verhöhnen, auszugrenzen und auch dann für unwählbar zu erklären, wenn diese Positionen NICHT vom Bundesverfassungsgericht verboten sind. Parteien, die im Wahllokal angekreuzt werden können, nicht anzukreuzen, wird in einem nie endendenwollenden Wahlkampf zur Ehrensache erklärt. Es folgt eine Liste der Nationen Europas, in denen es seit dem Ende der Sowjetunion Volkabstimmungen gab. Die Liste reicht von A wie Albanien bis Z wie Zypern. Sie ist lang, diese Liste. Ein Land fehle, "das Entwicklungsland Deutschland". Soweit der Kommentar in der Weltweoche Nr. 10.24. Wir Deutschen fühlen gottlob anders.

Freitag, 23. Februar 2024

Es wird noch kälter

Aber Glaube Man nimmt an, dass die christliche Botschaft aktuell von einer Mehrheit abgelehnt wird. „Man“ ist die gängige öffentliche Meinung. Die Botschaft vom Kreuz wurde tausend Jahre lang geglaubt – dann von der Aufklärung abgelöst. Die Rationalität wurde jedoch als ungenügend empfunden, sobald Zivilisationen die Bedeutung des Trieblebens, Wissenschaftler die Steuerung des Willens auch durch unbewusste Anteile des Bewusstseins entdeckten. Man hielt sich nun für zeitgemäß, wenn ohne Regeln gelebt wurde. Das schuf Chaos. Ohne Regeln ging es nicht mehr. Durchgesetzt wurde Barbarei. Das führte zu vollständigen Zusammenbrüchen. Was tun? In Zeiten der Ratlosigkeit wird der Lebenswille zum Zentrum des Bemühens. Man will sich zunächst einmal wohl fühlen. Um uns wieder wohl zu fühlen, stellen wir uns nicht unserer Ratlosigkeit, sondern wenden uns dem Aberglauben zu. Das Böse gibt es, sagt sogar der Papst. Also dann geben wir dem Satan einen Namen, der uns erleichtert aufseufzen lässt. Putin heißt das Monstrum! Bringen wir es um! Dass die NATO Russland umzingelt, an dessen Grenzen Angriffswaffen aufführt und noch weitere aufführen will, ist die Konsequenz. Das habe ich bereits 2014 klar aus allen Tatsachen abgelesen und veröffentlicht. Mein Büchlein „Widerspruch Erzfeind Russland“ hat sich als Wahr-Sage bewährt. Ich zitiere ausnahmsweise mich selbst: „Der Verelendungskrieg gegen Russland wird propagiert. Medien, die sich den christlichen Werten verpflichtet fühlen, finden es nicht unchristlich; Medien, die sich der Arbeiterbewegung zurechnen, halten es nicht für unsolidarisch. Tapfer streiten gut versorgte Leitartikler und Moderatoren dafür, die russische Wirtschaft abzuwürgen. EU zieht die Schlinge enger, meldet zustimmend eine Agentur. Oder war es eine Zeitung? Ein Rundfunk- oder Fernsehsender? Es spielt keine Rolle, sie haben sich gleichgeschaltet.“ Das Büchlein wird seit zehn Jahren zum Kauf angeboten, daher habe ich es beworben: „So bereitet man einen Krieg vor. Falls man einen braucht.“ Bei einer Neuauflage wäre mein Werbetext zu aktualisieren: „Wie man einen Atomkrieg vorbereitet. Falls man einen braucht.“ Denn die USA drohen dem Planeten Vernichtung an. US-Außenminister Blinken und der NATO-Chef erklären sich überzeugt, dass Russland („Putin“) zu konventioneller Gegenwehr nicht fähig sein wird, falls der Westen ernstmacht und Russlands Unterwerfung ("endlich weitreichende Taurus liefern!") erzwingt. Für diesen Fall hat Russland („Putin“) den existenzsichernden Einsatz all seiner Abwehrmöglichkeiten angekündigt. Darunter auch der hochentwickelten nuklearen Abwehr, wie der chinesische Chefkommentator Victor Gao öffentlich bestätigt. Die Folgerung im Pentagon lautet: Russland sei vor die Wahl zu stellen, sich enthaupten, zerschlagen und als Kolonie ausbeuten zu lassen und/oder einen Atomkrieg zu riskieren. Das christliche Russland werde, so glauben Washingtons „Falken“, die Unterwerfung wählen und sein Schicksal Gott anvertrauen, an den man dort noch glaubt. Falls diese Kalkulation sich als irrig erweist, droht der nukleare Winter. Unser dicht besiedeltes Westeuropa wird ihm am wenigsten entgehen.

Dienstag, 20. Februar 2024

Volksgerichte

Volksgerichte. Henryk M. Broder in der aktuellen Zeitschrift Weltwoche Nr. 07/24 wundert sich. Knapp zwei Millionen Unterschriften seien für einen Antrag eingesammelt worden, einem thüringischen Politiker, Abgeordneter einer nicht verbotenen Partei, Bürgerrechte zu entziehen. „Deutschland auf dem Weg in die direkte Demokratie. Die Politiker bejubeln ihre eigene 'Entmachtung' und gratulieren dem Volk zu seinem Mut.“ Aber es sei auch eine andere Sicht der Dinge möglich. Könnte es sich um eine Massenhysterie handeln, inszeniert von der Antifa – wobei der Faschismus ein Phantasma wäre, das gezüchtet wird, damit die Antifa überhaupt erst eine Existenzberechtigung erhält? Broder weist darauf hin, dass ein angeblich geheimes Treffen in Potsdam noch nicht ausermittelt ist. „Niemand da, der sagen könnte, ob und weswegen ermittelt wird: Geheimnisverrat, Hochverrat, Landesverrat oder Rauchen in einer Einbahnstraße.“ Bis jetzt sei kein Teilnehmer des Treffens nach Karlsruhe zur Vernehmung durch den Haftrichter geflogen worden. Die Unschuldsvermutung spiele für die Medien keine Rolle, „ähnlich wie bei den MeToo-initiierten Verfahren vor den Volksgerichten der Wokeness.“ Broder macht auf konkrete Folgen im Alltag aufmerksam. Bei einer kleinen Kaffeerösterei in Tübingen könne man online nur bestellen, wenn man auf einem 'Testimonial' ankreuzt: „Hiermit erkläre ich, dass ich mich von rechtem Gedankengut distanziere. Insbesondere hege ich keinerlei Sympathien für die AfD...“ Alles ausgelöst von diesem Treffen bei Potsdam, wo „seltsame Ansichten ausgetauscht wurden. „Aber das ist allenfalls in Nordkorea und Weissrussland ein Straftatbestand, nicht in der BRD.“ Da führende Politiker sich den Demonstranten angeschlossen haben, könnten argwöhnische Geister wie ich auf den Gedanken verfallen, dass der Aufruf zu Volksgerichten vor allem die Konkurrenz schwächen soll. Ob die Taktik wirkt?

Samstag, 17. Februar 2024

Farbrevolution misslungen

In der nyt heute nur Propagandalügen betr. Navalny. Er war beauftragt, in der Russischen Föderation eine Farbrevolution zu organisieren. Das ist misslungen. Ein "Dorn im Fleisch Putins" war er nur insofern, als der Westen die gegen ihn verhängten Strafen zu einem unverdienten Martyrium aufblies. Oppositionsführer ist er nie geworden. Sein "smart voting", alle sollten gegen die Partei Putins zusammenhalten, hat keine Mehrheit ergeben - als Beobachter der OECD die russischen Wahlen noch für insgesamt fair hielten. Im einzelnen ist all das ausführlich dokumentiert. Ich habe es für fb-Freunde und auch auf meinem Blog veröffentlicht. Bin gespannt, wie Wagenknecht und Todenhöfer reagieren. Auch Drewermann. Und das Bundesverfassungsgericht! Unsere politischen Vertreter haben (worauf auch immer) geschworen, zum Wohl des deutschen Volkes zu regieren. Nicht zum Wohl gleich ganz Europas und des "Westens". Oder irre ich? Wie reagiert die größte Oppositionspartei, die CDU, auf die Sicherheitsgarantie für die Ukraine? Und das Wählervolk? Was ergibt sich aus der Sicherheitsgarantie für die Wahlerfolge/ Wahhlmisserfolge der AfD? Diese Garantie besteht darin, dass unsere Regierung Geld ausgibt, das sie nicht hat. Alles eigenartig und möglicherweise folgenreicher als jetzt absehbar.

Samstag, 10. Februar 2024

Verunglimpft

"Carlson vilified for breaking US info blockade – Russian Ambassador to the US Anatoly Antonov spoke to RT about Tucker Carlson’s interview with President Vladimir Putin" Auch bei uns wird Tucker Carlson verunglimpft, weil er die Informationsblockade gebrochen hat, die über uns verhängt ist, ohne dass von Verantwortlichen jemand öffentlich Anstoß nimmt. Den obigen Text kann ich zwar von der Seite RTInternational kopieren, aber aufrufen kann ich den Artikel nicht. Ich wie wir alle hier im Westen oder jedenfalls in Deutschland und vielleicht in ganz Euroland unterliege dieser Informationsblockade. Da Tucker Carlson ein Rechercheur und Publizist von Weltruf ist, erscheint es unsinnig, ihn zu verunglimpfen. Doch es ist vor Carlson einem anderen hochberühmten Publizisten geschehen: Peter Scholl-Latour. Sowie er dem Narrativ widersprach, das der Mehrheit im Westen aufgedrängt wurde, hat man ihn mit Hohn überschüttet. Ich habe das selbst im Fernsehen mitangesehen. Wie ist so etwas möglich und wird sogar von unserer gesamten (!!!) veröffentlichten Meinung verbreitet? Aber es war und ist möglich. Tucker Carlson hat wie Scholl-Latour erfolgreiche Bücher veröffentlicht. "#1 New York Times Bestselling Author" steht auf dem Schutzumschlag sener Reportagensammlung "The long Slide". Gerradezu von den Füßen gerissen hat mich der darin enthaltene Beitrag "Hired Guns" über die Söldnertruppen innerhalb der Operation "Iraqui Freedom", erstveröffentlicht 2004 im "Esquire". Als New York Times Bestseller wird auch sein Buch "Ship of Fools" auf dem Schutzumschlag angepriesen. Werbetext: "How a selfish ruling class is bringing America to the brink of Revolution". Vor fünf Jahren (2018) veröffentlicht. Es war eine Warnung vor den Zuständen, die jetzt wohl eingetreten sind. Eine Kommentatorin hörte ich im deutschen Fernsehen erklären, Carlson sei entweder inkompetent oder verbreite mit Absicht Verschwörungstheolrien.

Montag, 5. Februar 2024

Altbewährt

Fast schon vergessene Bücher wieder herausgesucht. Zuerst fand ich sie gar nicht, erst nach längerem Suchen entdeckte ich sie in der zweiten Reihe eines überfüllten Regalbrettes. Ich hatte wohl lange nicht reingesehen – warum auch. Jetzt aber fiel mir ein Essay auf, den der emeritierte Professor für öffentliche Finanzen der Leibniz-Universität Hannover in einer schweizer Wochenzeitschrift erscheinen lässt. Der Verfasser steht mit seinem Namen ein, Stefan Homburg; und twittert unter @SHomburg. Nun zu den Büchern und weshalb ich so lange nicht reingesehen hatte. Der Grund nach Homburgs Worten: „Dass fanatisierte Massen, aufgestachelt von der Regierung, auf die Straßen strömen, um gegen Minderheiten zu hetzen, das hat man in Deutschland seit Jahrzehnten nicht gesehen.“ Das Faktum, weshalb es dazu kam, findet Homburg noch kurioser. Anlass sei ein privates Treffen konservativer Politiker in Potsdam gewesen. Die nötige Dramatik habe die Teilnahme eines Österreichers hineingebracht. Und dann, ich musste laut lachen: „Mit Politikern aus Österreich hat Deutschland schließlich eigene Erfahrungen gemacht.“ Kann man wohl sagen. Nur: Kein einziger Politiker von Rang hatte teilgenommen, und da Bundeskanzler Olaf Scholz mit den Worten „Wir müssen endlich im großen Stil abschieben“ öffentlich für sich geworben hatte, konnte eigentlich auch niemand etwas dagegen haben, dass man sich über Möglichkeiten für solche Maßnahmen unterhielt. Legale, den Begriff Deportation hätten die Medien hinzu gedichtet, räumten die Ankläger ein. Jedoch, eine NGO namens Correctiv sprach Wochen danach von einem Masterplan gegen Deutschland. Homburg findet es rätselhaft, dass jeder Fernsehsender und jede größere Zeitung darüber berichteten. Auch im Radio hörte ich binnen Tagen Warnungen, „als stünde Deutschland unmittelbar vor einer neuen Machtergreifung“. Man könne die Angelegenheit als Kuriosum belächeln oder man erkennt darin, wie die Professorin Ulrike Guérot, einen Protofaschismus, also einen Übergang von der offenen Gesellschaft zu einem neuen Totalitarismus - Homburg: „Aufgrund der zunehmenden Rufe nach Parteiverboten und Grundrechtsentzug für Oppositionspolitiker neige ich der zweiten Möglichkeit zu.“ Eine sehr ernste Warnung. Sie hat mich veranlasst, Ortega y Gassets Büchlein vom „Aufstand der Massen“ (1926) herauszusuchen und Gustave LeBons noch berühmteres Buch von der „Psychologie der Massen“ (1895). Lange nicht reingesehen, plötzlich wieder hochaktuell. Beide Verfasser betonen, dass die Intelligenz auch intelligenter Menschen innerhalb einer Masse abstürzt. Die Stimmung im Schwarm beherrscht bald alle. Und diese „alle“ fühlen sich herrlich und siegreich, weil sie ihr problemgeplagtes Selbst endlich verlieren dürfen.

Donnerstag, 18. Januar 2024

Böses Wort

Meiner Frau ist ein böses Wort eingefallen: Hinterhalt. Das englische Wort dafür wäre ambush. Es taucht in dem ansonsten mutigen und umfassenden Bericht der New York Times nicht auf, den ich gestern auf Facebook gestellt habe. Aber – ja, es war ein ambush, ein Hinterhalt. Lest selbst nach. Ich habe, wie gesagt, den Bericht gestern auf facebook gepostet. Der erste Absatz stellt schon klar, was wir wissen müssen. Ich übersetze den englischsprachigen Text im Wortlaut: „Während der ersten sechs Wochen des Kriegs in Gaza hat Israel routinemäßig eine seiner größten und mit der meisten Zerstörungskraft ausgestatteten Bomben auf Areale abgeworfen, die es als sicher für Zivilisten gekennzeichnet hatte – wie eine Analyse der New York Times von sichtbarem Beweismaterial besagt“. Es ist also so gewesen: Das israelische Militär hat palästinensischen Familien Sicherheit versprochen, falls sie bereit wären, ihr Heim zu verlassen und ein genau umgrenztes Gebiet aufzusuchen. Als sie dort waren, hat Israel 2000-Pfund-Bomben von gewaltiger Sprengkraft auf diese selben Menschen abwerfen lassen. Am Schluss des Berichts ist vermerkt, dass US-“Offizielle“ Israel aufgefordert hätten, die Tötung und Verletzung von Zivilisten zu reduzieren. Das Pentagon habe Israel kleinere Bomben zur Verfügung gestellt, die in dicht besiedelten Gebieten weniger „pervasive“ (unspezifisch) wirken und für die Bombardierung städtischer Gebiete geeigneter seien. Doch seit Oktober, heißt es weiter, hätten die USA mehr als fünftausend Exemplare der 2000-Pfund-Bomben nach Israel geschickt. Welche Reaktion erwartet Israel von den Palästinensern, von der Welt, von uns?

Mittwoch, 17. Januar 2024

landslide victory, lese und höre und sehe ich seit gestern

(Un-)Wahrscheinlich? Nach Donald Trumps Erdrutschsieg bei den Vorwahlen in Iowa habe ich in der gestrigen Ausgabe der nytimes wieder ein Halbdutzend Polemiken gegen ihn gesehen (nicht gelesen, steht immer das Nämliche drin). Und auf CNN hörte ich früh vom Moderator: Wieso glauben soviele Menschen einem Kandidaten, der die Lüge von der gestohlenen Wahl verbreitet? Ich fühlte mich angesprochen und mir fiel die Wortwahl auf. Also erstens, ich „glaube“ nicht, was Trump sagt. Ich bin vielmehr überzeugt, dass Trump tatsächlich um den Wahlsieg betrogen wurde. Meine Überzeugung stützt sich auf die Beobachtung wichtiger Medien (nyt täglich, CNN, WaPo, politico, BBC, France 24. Und unserer ARD/ZDF/t-online usw. Täglich nehme ich Russia Today International zur Kenntnis, die Schlag- und Unterzeilen, und was mich interessiert, recherchiere ich im Ausland, hier ist der Inhalt gesperrt. Dann beachte ich täglich auch China Global Television Network. Es ist überdeutlich, die Berichterstattung über Trump ist in allen West-Medien etwa ebenso tendenziös wie die gegen Putin (und zunehmend auch die gegen China). Mit Objektivität haben die Berichte nichts zu tun, sie sind beleidigend und unterstellen Übles. Trump sei eine Art Neu-Erscheinung Hitlers, behauptet ein Kommentar von t-online. Das ist unsere Normalversorgung mit dem, was uns als Information angedient wird. Meist sagen die Tatsachen das Gegenteil der Hass-Propaganda. Gegenwehr ist unerwünscht: „Ganz Essen hasst die AfD“ erfahre ich heute und fühle mich erinnert an die Selbstgleichschaltung im Dritten Reich. Dahin scheinen wir unterwegs zu sein, zur Gleichschaltung. Eigenartig die Begeisterung beim Massenauftrieb. Dass die individuelle Intelligenz in dem Maße abnimmt, wie Individuen (auch intelligente) in Massen aufgehen, habe ich als Oberschüler schon gelernt. Ortegas Werke stehen noch heute in meinem Regal. Weil die Situation in USA prägend für den gesamten „Westen“ ist, interessiere ich mich vor allem für die Folgerung, die aus dem nun schon so lange dort andauernden Hass- und Hetzkrieg zu ziehen ist. Vor Jahren hörte ich einen Inder auf BBC sagen, jeder gewählte Abgeordnete oder Senatskandidat der USA sei (bribed) bestochen. Er hatte jahrelang einem Abgeordneten als Berater gedient und kannte den Betrieb besser als die meisten von uns. Inzwischen sagt man uns offen, dass Sponsoren (Geldgeber) entscheiden, wer in USA Chancen auf ein politisches Wahlamt hat. Es ist kein Geheimnis. Nur wird die naheliegende Folgerung nicht ausgesprochen. Daraus folgt nämlich, dass USA nicht von gewählten oder auch abwählbaren Politikern regiert wird, sondern von einer Schicht, die als MIK bezeichnet wird (Militärisch-Industrieller Komplex). Wählbar sind diese Leute nicht, kontrollierbar auch nicht. Sie bestimmen, wer so tut, als würden Politiker regieren. Der Vorwurf, das sei eine Verschwörungstheorie, liegt so nahe, dass er sofort als Gegenargument zur Verfügung steht. Beweise? Schwierig. Assange und andere whisle-blower werden zum Verstummen genötigt. Mir fällt ein, was einer der bedeutenden amerikanischen Schriftsteller gesagt hat, Raymond Chandler. Manchmal, sagt er, ist der einzige Beweis dle überwältigende Wahrscheinlichkeit.