Montag, 7. November 2022

Holleri!

Holleri! Einige verfrühte Neujahrsgrüße gebe ich dieser Tage zur Post. Es ist eine Art Album zum Drinblättern, ohne Seitenzahlen. Arno Schmidt bediente sich aus solchem Anlass hochgebildet bei Viktor von Scheffels Ekkehart: „Fleuch nun hinaus in die Welt, mein Büchlein. Und triffst du auf Leute, die dein glorreich Leben hämisch benagen, denen zerschmettre das Haupt!“ – Ich zitiere aus populären Genres, etwa: „Mein kleiner grüner Kaktus steht draußen am Balkon, holleri hollero! …Und wenn ein Bösewicht was Ungezog’nes spricht, dann hol ich meinen Kaktus und der sticht sticht sticht!“ Hollero!

Dienstag, 1. November 2022

Wien, nur du allein?

Die FAZ meldete am 25. 2. 2022: Die Staats- und Regierungschefs belegen Russland mit nie gesehenen Strafmaßnahmen. Ursula von der Leyen sagt ganz offen: Es geht darum, die industrielle Basis des Landes zu zerstören. Und die Neuausrichtung eines Morgenthau-Plans scheint zu gelingen, wie viele unserer Medien vermelden. Putin am Ende, wird uns gerne und überwiegend signalisiert. Ein Kollege namens Karl-Heinz Dellwo verheißt schon den Hinschied der Russischen Föderation: Nach der etablierten Trennung vom Westen bleibe das Land technologisch zweit-, wenn nicht drittrangig. Gewiss gehört es sich nicht, aber ich musste lachen. Es erinnerte mich an Mark Twains Korrektur einer Zeitung, die seinen Tod gemeldet hatte. Die Nachricht sei stark übertrieben, scherzte er. Ja – und nun dies. Folgende Mail habe ich an den Kollegen Thomas Hanke verfasst: Geehrter Herr Kollege, seit wann wissen Sie, was Sie am Montag, 31. Oktober d.J., auf Seite 13 des Handelsblatt ausführen? Ich habe das nicht gewusst und werde nun durch Sie erstmals damit konfrontiert. Als Abonnent müsste ich längst davon Kenntnis haben. Kann es sein, dass es nur - aber was heißt hier nur - Ihre Zusammenfassung ist, die so überraschend wirkt? Und die Einzelheiten, mal hier und mal da, längst erkannt und gemeldet waren? Entschuldigen Sie die Fragerei, aber Ihre Mitteilung erscheint mir derart bedeutend zu sein, dass sie die Schlagzeilen aller Medien beherrschen müsste. Tatsächlich jedoch spricht offenbar kein Mensch darüber. Ist mir unerklärlich. Gruß, Michael Molsner Was erfahre ich bisher Ahnungsloser also nun? Einer Studie des österreichischen Umweltbundesamtes zufolge erhöht die Nutzung der Kernenergie die Abhängigkeit von Russland. Von russischem Uran seien in der EU Bulgarien, Ungarn, die Slowakei und Tschechien zu 100 % abhängig, die EU insgesamt zu 20 % - mehr als der russische Anteil an der Gasversorgung. „Alle Wege führen nach Moskau“. Rosatom und seine 300 Tochterunternehmen „bauen weltweit mehr Atomkraftwerke als irgendein anderer Staat“. Die Hälfte des von Rosatom angereicherten Urans lande in der EU und Großbritannien. Mit Frankreich verbinde die russische Nuklearindustrie ein Netz von Allianzen. Mit dem staatlichen Gasversorger EDF, dem Brennstofflieferanten Orano und dem Anlagenbauer Framatom, der Träger der französischen Nuklearrüstung ist, habe Rosatom „unzählige“ Abkommen geschlossen. Die von der EU-Kommissionspräsidentin angekündigten beispiellosen Sanktionen betreffen Russland nicht, da die Atomindustrie von Sanktionen befreit ist. Auf Antrag Frankreichs (und wohl auch der Internationalen Atomenergiebehörde). Frankreich importiert das Uran aus Russland und schickt es abgebrannt wieder zurück, wo es erneut angereichert wird. Und man entzieht dort Plutonium – gut bezahlter Grundstoff weltweit für mancherlei. Ferner verdienen französische Unternehmen, weil die Russen sie „mitnehmen“, wenn sie im Ausland AKW bauen. Und zum Schluss noch eine Überraschung. Die Russen bauen Magneten für Windräder, eine „rare“ Komponente. Dass die Chinesen an Solarzellen verdienen, weiß jeder. Aber Russland an Windrädern?