Sonntag, 24. März 2024
Une certaine idée
Widerspruch
Sonntag, 24. März 2024
Une certaine idée
Jean Améry hörte im Internierungslager von Gurs, wo neben vielen anderen aus Paris abgeschobenen Emigranten auch Hannah Arendt einsaß und mit Krimis von Simenon ihr Französisch aufbesserte: „La France a perdu une bataille, elle n´a pas perdu la guerre“, habe der unbotmäßige Brigadegeneral in London gerufen. Frankreich hat eine Schlacht verloren, aber nicht den Krieg? Es war eine große Hoffnung, mit der Charles de Gaulle von London aus, wohin er emigriert war, den innerfranzösischen Widerstand ermutigte. Festhalten sollten die Franzosen an einer bestimmten Vorstellung von Frankreich, à une „certaine idée de l a France“. Wenn das so ist, dann werden wir Deutschen wohl eine bestimmte Idee von Deutschland haben dürfen! Welche es sein könnte? Dich singe ich, Demokratie! Wieder beziehe ich mich auf Jean Améry, der in den Unmeisterlichen Wanderjahren darauf hinweist, dass es nur bürgerliche Demokratien gibt, aber nicht die bürgerliche Demokratie – wie es auch viele Sozialismen gibt, aber nicht den Sozialismus. Dass es für einen rechtlos gewordenen Emigranten einen Unterschied bedeutet, ob er die zugegeben relative Freiheit in einer bürgerlichen Demokratie erlebt oder die Verfolgung der Faschisten – hat er erlebt. Er teilt diese überaus wichtige Erfahrung mit Hannah Arendt nicht nur, auch mit Willy Brandt. Auch auf ihn beziehe ich mich als langjähriger Sozialdemokrat und erkläre: Da unsere Parteizentrale Willy Brandts Namen trägt, will ich Willy Brandts Politik von unserer Partei realisiert sehen! In unserer Parteiführung gibt es Kriegstreiber, die ich ablehne. Ich vertrete die Friedenspolitik von Brandt/Bahr und wehre mich entschieden gegen Angriffe von radikal-linker Seite, wo behauptet wird, jede bürgerliche Demokratie führe zum Faschismus. Man lese bei Améry nach, was den Irrtum verursacht.
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