"The truth is incontrovertible. Malice may attack it, ignorance may deride it, but in the end, there it is." Winston Churchill
Ich habe gelernt, Tatsachen zu lesen. Also nicht, was hier oder
dort als Tatsache gemeldet wird, sondern was Tatsachen sind und nicht Faktoide.
Dass ich richtig liege, merke ich, wenn Prognosen, die ich auf zwei Jahre
ansetze, sich in oder nach dieser Zeit als zutreffend erweisen.
Es gibt aber einen überzeugenderen Beweis. In Zeitungsbeiträgen,
die Winston Churchill alle vierzehn Tage von 1936 an in vielen Ländern
veröffentlicht hatte, war aufgelistet, dass der deutsche Führer und Reichskanzler
Adolf Hitler den Krieg vorbereitete. Die Engländer und insbesondere ihre
Regierung unter Premierminister Neville Chamberlain wollten damals glauben,
dass Hitler den Frieden wollte - wie dieser das immer wieder in öffentlichen
Reden versicherte und durch seine Diplomaten in London vortragen ließ.
Churchill begründete zahlengenau, dass Hitler den Krieg plante.
Einen Krieg, für den England nicht vorbereitet und nicht gerüstet war, und den
es nach allen Regeln der Wahrscheinlichkeit verlieren würde – falls die
Regierung nicht sofort umsteuerte, um England zu retten.
Doch die Regierung hörte auf Churchill nicht, er war als
Kriegstreiber verschrien, Chamberlain und seine Minister verachteten ihn
geradezu. Er sei, hieß es in der auf Regierungskurs gleichgeschalteten
britischen Presse, aus bloßer Eitelkeit darauf aus, sich wichtig zu machen,
sich in den Vordergrund zu spielen: ein Clown, der die von ihm und niemand
sonst (so hieß es allenthalben!) verschuldete furchtbare Kriegsniederlage gegen
Deutschland und die mit ihm verbündete Türkei bei Gallipoli vergessen machen
wolle.
Tatsachen fielen nicht ins Gewicht gegen diese massive
Propagandawelle.
Endlich am 10. März 1939 pflichtete ein einziger ausländischer
Regierungschef Churchill bei. Es war Josef Stalin. Auch er warnte öffentlich vor
einem Weltkrieg und verband seine Warnung mit einem Angebot an die
nichtaggressiven Staaten, England und Frankreich vor allem, mit Sowjetrussland
ein Waffenbündnis zu schliessen. Eine solche Allianz werde die aggressiven Staaten
Japan, Italien und Deutschland davon abhalten, ihren bereits begonnenen
Weltkrieg auf Europa auszudehnen.
Japan hatte Nordchina besetzt, Italien Abessinien, Deutschland
Nordspanien angegriffen. Der Krieg reichte also bereits vom fernen Asien über
Afrika bis an die Atlantikküste, weshalb Stalin vom bereits begonnenen
Weltkrieg sprach.
Churchill reagierte mit leidenschaftlicher Vehemenz.
Quelle :
Winston
S. Churchill
SCHRITT
FÜR SCHRITT
1936-1939
2.
Auflage 1940
ALLERT
DE LANGE
AMSTERDAM
Im Original:
Step by Step.
Ins Deutsche übertragen von Franz
Fein
DAS
RUSSISCHE GEGENGEWICHT
4. Mai
1939
(Auszug)
Die
Aufkündigung des deutsch-polnischen Nichtangriffs-
paktes
von 1934 ist ein ausserordentlich ernster und bedroh-
licher
Schritt… Stillschweigend wird damit Polen zu ver-
stehen
gegeben, dass es jetzt in der Zone potentieller An-
griffe
liegt...
Aber der
Regierung Polens muss mit der grössten Deut-
lichkeit
klargemacht werden, dass die ernsthafte und gründ-
liche
Mitarbeit Sowjetrusslands im Friedensblock der Na-
tionen
für die Verhütung des Krieges ausschlaggebend sein
kann und
auf jeden Fall für den Enderfolg notwendig sein
wird…
Vor
allem darf keine Zeit verloren werden. Schon sind
zehn,
zwölf Tage vergangen, seitdem das russische Angebot
gemacht
wurde…
Ohne die
aktive Mithilfe Russlands gibt es keine Möglich-
keit,
eine Ostfront gegen Naziangriffe aufrecht zu erhalten.
Russland
hat das grösste Interesse daran, die Durchführung
von
Herrn Hitlers Anschlägen in Osteuropa zu verhindern.
Noch
sollte es möglich sein, alle Staaten und Völker von der
Ostsee
bis zum Schwarzen Meer in einer gemeinsamen festen
Front
gegen neue Frevel oder überfälle zusammenzu-
schliessen.
Eine solche Front kann, wenn sie mutig und mit
energischen,
wirksamen militärischen Massnahmen errichtet
wird, im
Verein mit der Macht der Weststaaten noch Hitler,
Göring, Himmler, Ribbentrop, Göbbels & Co. Kräfte gegen-
überstellen,
die das deutsche Volk nur sehr ungern heraus-
fordern
würde.
DAS
ENGLISCH-TÜRKISCHE BÜNDNIS
15. Mai
1939
(Auszug)
Die
Folgen des englisch-türkischen Bündnisses, auf das
jetzt
zweifellos rasch ein französisch-türkisches Bündnis fol-
gen
wird, können kaum überschätzt werden. Eine neue sta-
bilisierende
Kraft von überwältigendem Ausmass ist im
Mittelmeer
wirksam geworden.
… Die
den Westmächten ge-
gebene
Möglichkeit, durch die Dardanellen und das Schwar-
ze Meer
mit Russland Kontakt zu haben und in Verbindung
zu
bleiben, hat sich als lebensnotwendig für die Verteidigung
Osteuropas
in einem Krieg gegen deutsche Invasionen er-
wiesen.
Der Weizen und der Handel Südrusslands hat nun,
solange
die britische und die französische Flotte das Mittei-
meer
beherrschen, freien Zugang zu den Weltmärkten, und
umgekehrt
kann alles, was an Kriegsgeräten und Roh-
materialien
gebraucht wird, zu den russischen Häfen im
Schwarzen
Meer geschafft werden.
… Wenn
Russland und
die
Türkei die Herrschaft über das Schwarze Meer verlören,
könnte
jeder Hafen an seinen Küsten die Landungsbasis
für den
deutschen ,,Marsch nach dem Osten" werden, von
dem
schon so lange die Rede ist. In der Tat, es gab niemals
eine
selbstverständlichere Einheit der Interessen als die der
Anrainer
des Schwarzen Meeres. Wenn sie nicht zusam-
menhalten,
müssen wieder unendliche Leiden ihr Los sein.