Sonntag, 25. Dezember 2016

Neunundzwanzigster Brief: Nationalismus und Immigration

Ein fb-Freund hat neulich eine Grafik (mit-)geteilt, die besagt, dass während der letzten 116 Jahre – also seit 1900 – Deutschland zu 100 Prozent durch Nationalismus ruiniert worden sei. Die Aussage, wir hätten seither  keinerlei Schaden durch Immigration genommen, dürfte eine der üblich gewordenen pädagogischen Zurecht-Weisungen sein.
Ich meine eher, die beiden Weltkriege haben uns ruiniert - der Zweite auch moralisch. Beide galten der Sicherung preiswerter Rohstoffe und der Gewinnung von strategischem Manövrierraum. Es gab also militärische und wirtschaftliche Gründe. Diese bestehen noch immer. Deshalb die Forderung nach regime change in Russland. Putins Beseitigung durch Waffengewalt zu unterstützen, fordern transatlantische Falken. Hillary C. wollte gar Atombomben einsetzen, hat der angesehene Publizist. Tichy unwidersprochen in einem ARD-Presseclub behauptet; ich selbst habe die Aussage der gescheiterten US-Präsidentschaftskandidatin nicht recherchiert. Aber hawkish genug ist sie (gewesen! Da hatten wir Glück.) 
Im Gegensatz zur kriegsfreudigen Clinton wird Donald Trump Präsident. Er hält schuldenfinanzierte Kriege nicht für das geeignete Mittel, den Interessen der Amerikaner zu dienen. Seine Wähler haben es honoriert. Sie werden in der Weihnachtsausgabe der International NY Times als Tölpel bezeichnet („loonies“). Es ist der Aufmacher auf der Titelseite! Im Netz zu finden.
Intent on Unsettling E.U., Russia Taps Foot Soldiers From the Fringe
By ANDREW HIGGINS DEC. 24, 2016
Die zitierte Beleidigung findet sich im letzten Absatz, feige versteckt in einem Zitat.
Unsere deutschen Mainstream-Medien teilen diese Auffassung mit sehr wenigen Ausnahmen.  
Die Eliten in den Redaktionen sind überzeugt, dass Tölpel dazu erzogen werden müssen, die Interessen der Eliten zu vertreten, statt ihre eigenen erbärmlichen Sorgen wichtig zu nehmen. Tölpel haben zu lernen, dass einfache Antworten auf komplexe Probleme nicht genügen. „Wir schaffen das“ ist freilich die denkbar einfachste Antwort überhaupt, die auf sehr komplexe Probleme gegeben werden konnte.   


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