Mittwoch, 1. Juni 2016

Dritter Brief

Ein journalistisch interessanter Vormittag! Auf BBC und auf CNN widersprechende Berichte über die aktuelle Offensive der irakischen Armee gegen Falludja.
BBC berichtet, wie unsere Medien, dass der IS in Falludja 50 000 Zuivilisten gefangen hält, und zwar seit bereits zwei Jahren. Dass  diese Zivilisten umgebracht werden, wenn sie sich weigern, an der Seite des IS zu kämpfen. Dass sie im Falle aktiver Verteidigung der Stadt als menschliche Schilder missbraucht werden. Dass aus diesem Grund die Angreifer nicht direkt in die Stadt einmarschieren können.
Im direkten Widerspruch dazu die Berichterstattung auf CNN!
Ein General betont: Falludja war immer eine sunnitische Hochburg. Die sunnitische Bevölkerung hat der irakischen schiitischen Regierung immer misstraut und Widerstand geleistet. Jetzt hat sie Angst, einmarschierenden schiitischen Milizen auf Gnade und Ungnade ausgeliefert zu sein. Sie hält es deshalb mit dem IS auch dann, wenn sie dessen Methoden nicht billigt. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass der IS der Offensive erfolgreich Widerstand leistet und weiterhin leisten wird. Bagdhad habe es bisher nicht (!!) fertiggebracht, „gouvernance“ (Regierungsfähigkeit) über das eigene Staatsgebiet zu beweisen. Die Regierung müsse irakische Truppen, schiitische Milizen und irakische Stammeskrieger zu einer kampffähigen Einheit fügen. Das gelinge nicht. Vielmehr bewege sich der IS über weite Strecken des irakischen Gebietes ungehindert („unabated“). Falls es innerhalb der Stadt Falludja zu Gräueln komme (bloodbath), die nicht mehr erträglich seien, würden die US-Soldaten zögern, in den Kampf einzugreifen, von dem man ihnen gesagt hat, dass sie ihn nicht führen, nur unterstützen sollen. Es könne freilich sein, dass „wir“ die Gräuel derart unerträglich finden, dass die Waagschale sich zugunsten eines Einmarsches von US-Truppen neigen könnte. Die Frage nach der Zukunft der gesamten Region und des Irak sei nicht beantwortbar – es gebe derzeit keine Antwort.    
Eine zivile Analystin teilte diese Meinung und unterstrich, „gouvernance“ (Regierungsfähigkeit) sei in der gesamten Region zusammengebrochen. Deren Zukunft sei ungewiss.

Zwei Meinungen. Nur eine davon – die weniger glaubhafte – erfahren wir von unseren Medien und Politikern. Ist es ein Wunder, dass Journalisten und Politikern immer weniger Vertrauen geschenkt wird?
BBC war schon mal zuverlässiger.

CNN – alle Achtung, ihr habt Mut! 

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