Ein journalistisch interessanter Vormittag! Auf BBC und auf
CNN widersprechende Berichte über die aktuelle Offensive der irakischen Armee
gegen Falludja.
BBC berichtet, wie unsere Medien, dass der IS in Falludja 50
000 Zuivilisten gefangen hält, und zwar seit bereits zwei Jahren. Dass diese Zivilisten umgebracht werden, wenn sie
sich weigern, an der Seite des IS zu kämpfen. Dass sie im Falle aktiver
Verteidigung der Stadt als menschliche Schilder missbraucht werden. Dass aus
diesem Grund die Angreifer nicht direkt in die Stadt einmarschieren können.
Im direkten Widerspruch dazu die Berichterstattung auf CNN!
Ein General betont: Falludja war immer eine sunnitische
Hochburg. Die sunnitische Bevölkerung hat der irakischen schiitischen Regierung
immer misstraut und Widerstand geleistet. Jetzt hat sie Angst,
einmarschierenden schiitischen Milizen auf Gnade und Ungnade ausgeliefert zu
sein. Sie hält es deshalb mit dem IS auch dann, wenn sie dessen Methoden nicht
billigt. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass der IS der Offensive
erfolgreich Widerstand leistet und weiterhin leisten wird. Bagdhad habe es
bisher nicht (!!) fertiggebracht, „gouvernance“ (Regierungsfähigkeit) über das
eigene Staatsgebiet zu beweisen. Die Regierung müsse irakische Truppen,
schiitische Milizen und irakische Stammeskrieger zu einer kampffähigen Einheit fügen.
Das gelinge nicht. Vielmehr bewege sich der IS über weite Strecken des irakischen
Gebietes ungehindert („unabated“). Falls es innerhalb der Stadt Falludja zu
Gräueln komme (bloodbath), die nicht mehr erträglich seien, würden die
US-Soldaten zögern, in den Kampf einzugreifen, von dem man ihnen gesagt hat,
dass sie ihn nicht führen, nur unterstützen sollen. Es könne freilich sein,
dass „wir“ die Gräuel derart unerträglich finden, dass die Waagschale sich
zugunsten eines Einmarsches von US-Truppen neigen könnte. Die Frage nach der Zukunft
der gesamten Region und des Irak sei nicht beantwortbar – es gebe derzeit keine
Antwort.
Eine zivile Analystin teilte diese Meinung und unterstrich, „gouvernance“
(Regierungsfähigkeit) sei in der gesamten Region zusammengebrochen. Deren
Zukunft sei ungewiss.
Zwei Meinungen. Nur eine davon – die weniger glaubhafte – erfahren
wir von unseren Medien und Politikern. Ist es ein Wunder, dass Journalisten und
Politikern immer weniger Vertrauen geschenkt wird?
BBC war schon mal zuverlässiger.
CNN – alle Achtung, ihr habt Mut!
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