Dienstag, 2. Januar 2018
Ein Stern der Hoffnung
Über den Verlauf des neuen Jahres entscheidet die Antwort auf zwei Fragen:
Wie bauen die USA ihre Staatsschulden ab, während sie ihre Stellung als globaler Hegemon verlieren?
Und wie behaupten sie ihre hegemoniale Stellung, während sie den Schuldenberg immer noch vergrößern?
Hannah Arendt warnt vor historischen Analogien, doch eine besonders giftige drängt sich auf. Unmittelbarer Auslöser des Ersten Weltkriegs war bekanntlich ein unannehmbares Ultimatum, das Österreich-Ungarn den Serben stellte. Unannehmbar ist auch das Ultimatum, das Washington den Nordkoreanern stellt: Denuklearisierung oder Krieg.
Doch der geforderte Verzicht auf Atomwaffen ist auch dann keine Sicherheitsgarantie, wenn ein Staat sich daran hält. Auf Atomwaffen hat der Iran verzichtet und sich an den Vertrag gehalten - doch Washington verhängt Sanktionen, bedroht das Land.
Von Nordkorea zu verlangen, dem iranischen Beispiel zu folgen, bedeutet nicht weniger Gefahr für das Land, die Region, unsere Erde. Wenn man an die Staaten denkt, die an Nordkorea grenzen: unmittelbar Südkorea, China, Russland, erscheint sogar eine Ausweitung möglich.
Wir in Europa hoffen, dass wir verschont bleiben. Doch wir haben uns in eine Politik verstricken lassen - vielleicht verstricken lassen müssen, die von den USA bestimmt wird. Was Atomwaffen betrifft, sind wir mit Russland nur solange auf Augenhöhe, auf wie die USA unsere Sicherheit garantieren. Es besteht insofern eine strategische Notwendigkeit, auf der Bündnistreue Washingtons zu bestehen. Wir tun es schon allzu lange um den Preis, deren unbezahlbar gewordene Kriege mitzutragen.
Auch frevelhafte Kriege. Man lese im STERN vom 20. Dezember den Bericht aus Afghanistan nach, wie man in sinnloser Weise auch unser Gut und Blut opfert.
Dies alles, weil der Wählerwille der US-Amerikaner nicht respektiert wird. Die Wähler haben Trump ins Weiße Haus geschickt, der Frieden versprach, nicht Clinton, die Krieg angekündigt hat. Die nicht gewählte Elite in der Bürokratie, den Medien, der Kriegsindustrie ist entschlossen, die Wahl rückgängig zu machen. Das bedeutet im Klartext, die Demokratie selbst wird in den USA unter dem lauten Beifall auch unserer Medieneliten attackiert.
Was aber wird aus unserem deutschen Versuch mit einem demokratischen Rechtsstaat? Der dritte Versuch, einen Krieg gegen Russland zu führen, ist daraus geworden. Da es bisher nur ein Wirtschaftskrieg ist und uns nicht gefährdet, empört sich noch keine Mehrheit.
Und unser Versuch, Europa zu vereinigen? Die Spaltung ist daraus geworden, an der Russland schuld sein soll, indem es seine Publizistik einsetzt.
Dabei weiß längst jeder und muss es sich nicht erst von Russia Today erzählen lassen, dass die Welt nicht mehr unipolar zu lenken und die Wunschliste Washingtons daher obsolet geworden ist, unrealistisch. Man weiß es und handelt so, als wäre sie realisierbar.
Montag, 30. Oktober 2017
Erkennungszeichen nach Matthäus
Wie grinst Gerhard Schröder nach
einem Erfolg? Grinst er selbstgefällig, überheblich? Das mot juste finden wir
in einem Kommentar, der in der Ausgabe der Süddeutschen Zeitung vom 28. 10. 17
erschienen ist. Demnach feiert Schröder, der übrigens testosterongesteuert und
nur seinem Ehrgeiz verpflichtet sein soll,
einen Erfolg wie die kürzliche Entlassung eines deutschen Staatsbürgers aus türkischer Haft mit wölfischem Grinsen! Arme Rotkäppchen,
fürchtet euch!
Immerhin, es war ein Erfolg, den
der Alt-Kanzler im Auftrag der Bundesregierung in Ankara erzielt hat. An ihren
Früchten sollt ihr sie erkennen, heißt
es sinngemäß in der Bibel.
Der Satz geistert mir schon durch
den Kopf, seit unsere Medien wieder verstärkt vor China warnen. Was tut China
uns Schlimmes an? Es investiert weltweit in Handelswege, baut Brücken, Eisenbahnen,
Häfen. Es saniert marode Unternehmen, modernisiert sie, schafft gut bezahlte
Arbeitsplätze. Nicht zuletzt auch hier, wo ich wohne.
Wir westlichen Demokratien
hingegen investieren weltweit in Kriege. Libyen ist verwüstet, Syrien fast
schon zerstört gewesen, der Irak geteilt.
Beim Wahlvolk kommt an, dass die
Medien uns über diese Diskrepanz nicht berichten, sie bepredigen uns. Wir
werden ermahnt, nur das für wahr zu halten, was die Dreieinigkeit von Politik,
Medien und Amtskirchen uns glauben machen möchte – auch wenn es unseren
Erfahrungen krass widerspricht.
Zum Beispiel den Erfahrungen, die
wir in Duisburg mit China machen, wo der duisport ein ganz unglaubliches
Erfolgsmodell ist, ein ständig wachsender Umschlagplatz für Waren aus aller
Welt, einer der Ankerplätze der Neuen Seidenstraße. Sie verbindet, sie trennt
nicht. Und eben das soll die ungeheure, von uns allen sträflich unterschätzte
Gefahr sein, vor der wir nicht genug auf der Hut sein können. So habe ich es
vor einiger Zeit in der International New York Times gelesen, dann auch in der
Süddeutschen Zeitung, der FAZ …
Bei mir kommt die Warnung an,
China mache Propaganda für sein Gesellschaftsmodell. Da ich nun aber die Nachrichtensendung
von China Global Network Television ganz besonders informativ finde, weiß ich,
dass China sich als Entwicklungsland begreift, nicht als schon entwickelte
Gesellschaft. Man kämpft dort noch mit Mangelerscheinungen und gibt das nicht
nur zu; es wird kontrovers diskutiert, wobei Experten aus unterschiedlichen
Kulturkreisen zu Wort kommen.
In unseren Medien wird nicht
diskutiert, was andere für Erfahrungen machen. Unsere Werte zählen, basta. Wer
sie noch nicht einführen kann, weil die Gesellschaft auf einem weniger
entwickelten Stand ist, setzt sich unserer Missbilligung aus, wird mit Sanktionen belegt – oder gar militärisch angegriffen.
Auf diese Weise fällt unser
Gesellschaftsmodell einer rechtsstaatlichen Demokratie im Wettbewerb der
Systeme zurück. Das kann sich ändern, wenn wir aufhören, Neokolonialismus
und Neoimperialismus als Demokratie-Export zu tarnen. Wer soll es uns glauben? Die
Kriegsbeute im Innern gerechter zu verteilen, nicht gar so ungleichmäßig wie
bisher, wird auf Dauer nicht genügen.
An unseren Früchten wird man uns
erkennen, siehe Matthäus 7/ 19-20.
Samstag, 28. Oktober 2017
#Lav yu Göhte
Der Zufall hat mir ein
Taschenbüchlein des Fischer Verlags in die Hand gespielt, das ich als
Bereicherung empfinde. Verschiedene Autoren äußern sich „Zum Thema Goethe“, so
der Titel des schmalen Bändchens. Eine Ansprache Sigmund Freuds im Frankfurter
Goethe-Haus ist abgedruckt. Der berühmte Seelenerforscher war der dritte Träger
des Goethe-Preises, der 1927 gestiftet worden war. Wegen seiner Krankheit war
Freud außerstande, die Rede selbst zu halten; statt seiner las Anna Freud den
Text am 28. August 1930 vor, dem Geburtstag Goethes.
Diese Details hätte ich kaum
beachtet, wäre mir nicht aufgefallen, dass Freud ein selten gespieltes Stück als Goethes vielleicht erhabenste
Dichtung bezeichnet, „Iphigenie auf Tauris“. Das Stück gilt als realitätsfern,
Bildungsliteratur, Abitursthema – kurz, als langweilig. In der Biografie von
Richard Friedenthal wird betont, dass Schiller bestimmte Szenen für so unwahrscheinlich
hielt, daß er dem Stück Bühnenwirksamkeit absprach. Es geschehe nichts, man
rede nur miteinander.
Ist das Erhabene langweilig? Ich
wollte es wissen und habe das vor vielen Jahren erstmals gelesene Drama noch
einmal vorgenommen. Damals hat es mich wenig berührt, obgleich die Schönheit
einiger Verse mir auffiel. Gemerkt habe ich mir den Anfang, wo Iphigenie am
Strand steht, „das Land der Griechen mit der Seele suchend“.
Die neuerliche Lektüre aber hat mich
tief bewegt und sogar, wie ich gestehe, zu Tränen gerührt. Es liegt nicht an
der äußeren Handlung, deren Statik Schiller bemängelt hat. Durch Freuds Hinweis
aufmerksam geworden, achtete ich auf das innerpsychische Geschehen der Figuren
und besonders der Hauptfigur.
Iphigenie stammt aus einem
Geschlecht, dessen Mitglieder von furchtbaren Morden belastet sind. Eine Göttin
entführt sie nach Tauris, wo man anlandende Fremde einer Göttin opfert, deren
Priesterin Iphigenie wird. Ihr widersteht der barbarische Brauch. Im
Einvernehmen mit dem Herrscher, der sie heiraten möchte, kann sie Fremde retten
– auch zwei griechische Landsleute, was umso bedeutsamer ist, als einer von
ihnen ihr Bruder Orest ist. Er wird wegen Muttermordes von Furien gehetzt und
glaubt, eine Weissagung missdeutend, der Fluch würde von ihm genommen, wenn er
das Bild der Göttin raube. Zugleich mit diesem Bild will er die Schwester
entführen.
Iphigenie geht darauf ein. Doch
weil der Herrscher ihr zum zweiten Vater geworden ist, bringt sie den Verrat
nicht über sich und gesteht ihm den Plan. Der Herrscher gibt sie frei.
Kritiker halten das für eine
Beschönigung. Gewalttätigkeit sei nicht durch Aufrichtigkeit zu besiegen.
Freud aber denkt nicht an
Politik. Er schreibt: „In seiner vielleicht erhabensten Dichtung, der
‚Iphigenie’, zeigt uns Goethe ein ergreifendes Beispiel einer Entsühnung, einer
Befreiung der leidenden Seele von dem Druck der Schuld, und er läßt diese
Katharsis sich vollziehen durch einen leidenschaftlichen Gefühlsausbruch.“
Dass eine Ent-Deckung verdrängter
Schuld befreiend wirkt und als heilsam empfunden wird, hat Freud bei der
Behandlung seiner Patienten erfahren. Goethe wird es schreibend erfahren und
empfunden haben.
Und wir Nachkriegs-Deutschen,
denke ich, wissen es auch.
Donnerstag, 26. Oktober 2017
#MeNot
Im
fünfzehnten Jahrhundert konnte man im Sittenbüchlein des Klosters
Bursfelde lesen, was man den deutschen Damen zu sagen hatte und wohl sagen
musste: Ein Fräulein von Stand soll
aber die Butter nicht mit dem Daumen aus Brot streichen, soll auch die Suppe
nicht laut vom Teller schlürfen wie ein Kalb, sondern leise wie eine Jungfrau,
und soll die Finger nicht bis ans Handgelenk in die Brühe tauchen!
Das hat eine Freundin mir dieser Tage gemailt, um mich zu
erheitern. Die Freundin habe ich vor vielen Jahrzehnten – wir waren beide erst
22 – als anmutige junge Frau wahrgenommen und ihr das gesagt, obgleich wir
einander nicht kannten. Sie war keineswegs beleidigt und wir hatten ein schönes
halbes Jahr zusammen. Und nun sind wir längst wieder in teilnehmender
Verbindung.
Viele heulten mit den Wölfen oder liefen mit den Schafen bei
der Verfolgung von
Katholiken (unter Bismarck), Sozialdemokraten (unter Kaiser
Wilhelm II.), Juden (unter Hitler), Kommunisten (unter Adenauer), Imper’listen
(unter Ulbricht).
Viele heulen mit den Wölfen oder laufen mit den Schafen bei
der Hetze gegen den Kreml (Medien), gegen Peking (Medien), gegen
Rechtskonservative (Medien), und neuerdings gegen Männermacht in der
„Männerwelt“ von Film, Musik, Politik undsoweiter; die Liste scheint vorerst
nicht enden zu wollen. #MeToo unleashed
hat die International New York Times am 23. 10. 2017 getitelt.
Zum letzten Punkt möchte ich einige Erfahrungen beisteuern.
Bei der Besprechung eines Drehbuchs im Büro eines Filmproduzenten saß ich in
dessen Büro, als der Anruf einer bekannten deutschen Filmschauspielerin einging
und von seiner Sekretärin entgegen genommen wurde. Diese richtete aus, der
Filmstar erwarte ihn am Drehort und bitte ihn, zu kommen. Sie friere und müsse
von ihm warm gerubbelt werden, um weiterarbeiten zu können.
Der Produzent ließ ausrichten, er lasse sofort eine
Heizdecke und heißen Tee schicken.
Mit anderen Worten, man kann Nein sagen – das gilt
beiderseits.
Ich habe immer abgelehnt, wenn mir Förderung unter
Bedingungen angeboten wurde, die sich mit meinen Vorstellungen von persönlichem
oder beruflichem Anstand nicht vertrugen. Gewiss hat das öfters zu
voraussehbaren Nachteilen geführt. Aber ich bin nie gezwungen worden, etwa mit
Gewalt.
Beim Jahresempfang eines bedeutenden Literatur-Agenten
stellte eine Verlegerin ihren jungen Begleiter mit den Worten vor: „Das ist
mein Jungbrunnen“. Und nannte dessen Vornamen.
Der junge Mann wusste sichtlich nicht, wie er reagieren
sollte.
Die Situation war aber auch für uns Umstehende peinlich. Was
soll man tun, wenn ein Machtmensch einen Abhängigen quasi scherzhaft zu
beleidigen scheint? Und ist es tatsächlich wichtig, ob der Machtmensch ein Mann
oder eine Frau ist?
Beleidigung, Nötigung und Vergewaltigung sind
Straftatbestände. Kindesmissbrauch erst recht.
Taktlosigkeit aber ist nicht strafbar und dennoch verletzend.
Was nachträglichen Mut betrifft, bin ich skeptisch,
besonders wenn er massenhaft auftritt.
Einst war es offenbar von Vorteil, sich der Macht zu beugen.
Jetzt ist es von Vorteil, Macht anzuklagen.
Auf den Vorteil scheint es anzukommen.
Donnerstag, 5. Oktober 2017
Berichterstattung über Rosneft
Vielleicht lese ich ja die falschen Zeitungen oder zu wenige - aber selbst im Netz finde ich lediglich Polemiken, was die Aufgabe betrifft, die Gerhard Schröder bei Rosneft übernommen hat.
Mir fehlt ein sachlicher Bericht, der mir erklärt, was Rosneft ist. Deshalb habe ich nach Tatsachen gesucht, wie sie in Berichten stehen sollten, und folgende gefunden:
Mir fehlt ein sachlicher Bericht, der mir erklärt, was Rosneft ist. Deshalb habe ich nach Tatsachen gesucht, wie sie in Berichten stehen sollten, und folgende gefunden:
Rosneft
Der Konzern hält mit 54
Prozent die Mehrheit an der Raffinerie PCK in Schwedt und ist mit jeweils rund
einem Viertel der Anteile an der Bayernoil mit Sitz in Vohburg und an Miro in
Karlsruhe beteiligt. Bundesweit beschäftigt das Unternehmen, das nach eigenen
Angaben über die weltweit größten Rohölvorräte verfügt, etwa 5000 Menschen.
Der schweizer Konzern Glencore und der
Investmentfonds des Emirats Katar übernahmen je 9,75 Prozent Anteile an
Rosneft. Der britische Energieriese BP hält 19,75 Prozent. Größter Eigner bei
Rosneft bleibt der russische Staat, vertreten durch die Holding Rosneftegas,
mit 50 Prozent plus einer Aktie.
Glencore ist seit längerem in Russland
aktiv und besitzt Anteile an der Ölfirma Russneft (25 Prozent) und dem
Aluminiumproduzenten Rusal (10 Prozent). Der Staatsfonds aus Katar ist am
Flughafen von St. Petersburg beteiligt und steigt nun erstmals in die russische
Energiebranche ein. Auch ein chinesischer Energieriese ist eingestiegen.
Der russische Ölkonzern
Rosneft will in den kommenden fünf Jahren rund 600 Millionen Euro in Deutschland
investieren. Es gehe etwa um die Modernisierung von Raffinerien und darum,
Sicherheits- und Umweltstandards zu erhöhen, sagte der Chef des
Staatsunternehmens, Igor Setschin. Etwa die Hälfte der Gesamtinvestitionen
würde derzeit bereits umgesetzt.
Rosneft liefert bereits etwa
an Tankstellen des französischen Total-Konzerns.
Der Konzern ist in London und St. Petersburg börsennotiert. Er ist strukturiert wie eine westliche Aktiengesellschaft. Also mit Aufsichtsrat, Geschäftsführung usf., er unterliegt der Börsenaufsicht. Das gleiche gilt für die Hauptaktionäre. Neben den Hauptaktionären gibt es einen weit gestreuten Besitz von Kleinaktionären. Die Aktie kann gehandelt werden wie jede andere.
Sonntag, 1. Oktober 2017
Erneuerung?
Erneuerung
versprechen uns die noch nicht abgewählten Politiker. Dazu ist mir ein altes
Volkslied eingefallen:
Das
Jungbrünnlein
Und im
Schneegebirge,
da fließt ein Brünnlein kalt,
|: und wer das Brünnlein trinket, :|
wird jung und nimmer alt.
Ich hab daraus getrunken
gar manchen frischen Trunk;
|: ich bin nicht alt geworden, :|
ich bin noch allzeit jung.
"Ade, mein Schatz, ich scheide,
ade, mein Schätzelein!"
|: "Wann kommst du aber wieder, :|
Herzallerliebster mein?"
"Wenn's schneiet rote Rosen
und regnet kühlen Wein.
|: Ade, mein Schatz, ich scheide, :|
ade, mein Schätzelein."
"Es schneit ja keine Rosen
und regnet keinen Wein:
|: so kommst du auch nicht wieder,:
Herzallerliebster mein!"
da fließt ein Brünnlein kalt,
|: und wer das Brünnlein trinket, :|
wird jung und nimmer alt.
Ich hab daraus getrunken
gar manchen frischen Trunk;
|: ich bin nicht alt geworden, :|
ich bin noch allzeit jung.
"Ade, mein Schatz, ich scheide,
ade, mein Schätzelein!"
|: "Wann kommst du aber wieder, :|
Herzallerliebster mein?"
"Wenn's schneiet rote Rosen
und regnet kühlen Wein.
|: Ade, mein Schatz, ich scheide, :|
ade, mein Schätzelein."
"Es schneit ja keine Rosen
und regnet keinen Wein:
|: so kommst du auch nicht wieder,:
Herzallerliebster mein!"
Warum enden
eigentlich so viele deutsche Volkslieder so traurig? Happy-end wär doch auch
mal ganz schön.
Brillanter Journalismus
Beschimpfung Abgehängter im Inland, Eroberungskriege nach außen - damit haben Amerikas Demokraten die Präsidentschaftswahl nicht etwa gewonnen, sondern verloren. Gleichwohl haben unsere deutschen (Volks-)Parteien - als wären sie realitätsresistent - genau diese Politik der US-Wahlverlierer im hiesigen Wahlkampf vehement vertreten und propagiert und ebenfalls viele Stimmen verloren. Sie erklären uns nun, so weitermachen zu wollen wie bisher. Dagegen wenden sich zwei brillante Journalisten.
Peter Unfried aktuell in der Wochenend-Ausgabe der taz schreibt (sinngemäß): Wir in der alten Bundesrepublik haben nach der Kriegsniederlage durch Anschluss an den Westen gelernt, dass wir nicht den Krieg verloren haben, sondern von der Schreckensherrschaft der Nazis befreit worden sind und eine Demokratie aufbauen halfen. So konnten wir eine schöne Geschichte unseres Deutschland erzählen. Im Gegensatz dazu gönnen wir den Ostdeutschen keine Geschichte Deutschlands, in der sie eine auch nur ordentliche Rolle spielen. Dagegen begehren die Ostdeutschen auf. Dumme rückständige untüchtige Männer. Sollen was lernen. So schlau werden wie wir. Klingt nach Hillary Clinton, der Verliererin. Wahlsieger beschimpfen wir, Ehrensache, wir bleiben dabei. Man könnte zwar aus dem Wahlsieg unserer Gegner Trump oder AfD auch was lernen - aber lernen, wir? Weshalb denn? Wir stellen keine Fragen , wir geben Antworten.
Brillant auch die Analyse von Peter Richter in der aktuellen Wochenend-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung. Er spricht mit einem von ihm geschätzten Soziologen, der es sogar für möglich hält, dass nicht Ostdeutsche die Zurückgebliebenen sind, sondern wir Wessies. Und dass Ostdeutsche die Avantgarde sind. Dass sie in die Zukunft reiten, die freilich riskant sein mag - doch wer habe je behauptet, die Zukunft sei ungefährlich oder gar gemütlich?
Peter Unfried ist mit seinen Grünen so unglücklich wie ich mit meiner SPD. Und weshalb Peter Richter überhaupt in der SZ schreiben darf, obgleich die gesamte Außenpolitik des Blattes den Neocons der US-Ost-und Westküste verpflichtet scheint, ist mir ein Rätsel.
Beide "Peter" sind Glanzpunkte des deutschen Journalismus. Sie schreiben gegen die Parteilinie ihrer Zeitungen an. Dass man sie nicht feuert, mag daran liegen, dass auch sie gut vernetzt sind - oder dass selbst die vernageltsten Redaktionsleiter vor der sprachlichen Brillanz dieser Kollegen die Fäuste senken.
Doch ändern wird sich nichts. Darf sich nichts! Sagen CDU, SPD, Grüne. Die CSU zaudert. Lindner von der FDP mutiert zum Hoffnungsträger. Sarah Wagenknecht von der Linken verhindert nicht die irre Sternchen-Durchgenderung unserer Sprache. Die AfD ist Trump und wird wie dieser mit Pfui und Bäh bedacht.
Die Todeszone breitet sich aus. Beschimpfung Zurückbleibender im Inland, Eroberungskriege im Ausland, Regimechange in aller Welt..
Peter Unfried aktuell in der Wochenend-Ausgabe der taz schreibt (sinngemäß): Wir in der alten Bundesrepublik haben nach der Kriegsniederlage durch Anschluss an den Westen gelernt, dass wir nicht den Krieg verloren haben, sondern von der Schreckensherrschaft der Nazis befreit worden sind und eine Demokratie aufbauen halfen. So konnten wir eine schöne Geschichte unseres Deutschland erzählen. Im Gegensatz dazu gönnen wir den Ostdeutschen keine Geschichte Deutschlands, in der sie eine auch nur ordentliche Rolle spielen. Dagegen begehren die Ostdeutschen auf. Dumme rückständige untüchtige Männer. Sollen was lernen. So schlau werden wie wir. Klingt nach Hillary Clinton, der Verliererin. Wahlsieger beschimpfen wir, Ehrensache, wir bleiben dabei. Man könnte zwar aus dem Wahlsieg unserer Gegner Trump oder AfD auch was lernen - aber lernen, wir? Weshalb denn? Wir stellen keine Fragen , wir geben Antworten.
Brillant auch die Analyse von Peter Richter in der aktuellen Wochenend-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung. Er spricht mit einem von ihm geschätzten Soziologen, der es sogar für möglich hält, dass nicht Ostdeutsche die Zurückgebliebenen sind, sondern wir Wessies. Und dass Ostdeutsche die Avantgarde sind. Dass sie in die Zukunft reiten, die freilich riskant sein mag - doch wer habe je behauptet, die Zukunft sei ungefährlich oder gar gemütlich?
Peter Unfried ist mit seinen Grünen so unglücklich wie ich mit meiner SPD. Und weshalb Peter Richter überhaupt in der SZ schreiben darf, obgleich die gesamte Außenpolitik des Blattes den Neocons der US-Ost-und Westküste verpflichtet scheint, ist mir ein Rätsel.
Beide "Peter" sind Glanzpunkte des deutschen Journalismus. Sie schreiben gegen die Parteilinie ihrer Zeitungen an. Dass man sie nicht feuert, mag daran liegen, dass auch sie gut vernetzt sind - oder dass selbst die vernageltsten Redaktionsleiter vor der sprachlichen Brillanz dieser Kollegen die Fäuste senken.
Doch ändern wird sich nichts. Darf sich nichts! Sagen CDU, SPD, Grüne. Die CSU zaudert. Lindner von der FDP mutiert zum Hoffnungsträger. Sarah Wagenknecht von der Linken verhindert nicht die irre Sternchen-Durchgenderung unserer Sprache. Die AfD ist Trump und wird wie dieser mit Pfui und Bäh bedacht.
Die Todeszone breitet sich aus. Beschimpfung Zurückbleibender im Inland, Eroberungskriege im Ausland, Regimechange in aller Welt..
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