Freitag, 25. Dezember 2020

Das Weihnachtswunder - im Blick einer Aufgeklärten

Dass jeder Mensch ein Anfang und Ursprung sei, wie Sankt Augustinus in Band 10 seines Buches Vom Gottesstaat erklärt, ist ein Zitat, das Hannah Arendts gesamtes Werk als Grundton durchklingt. Wunderkräftigkeit gehört zum Menschen, weil es in der Natur eines jeden Neubeginnens (neu Beginnens!) liegt, dass es vom Gewesenen her schlechterdings unerwartet und unvorhersehbar in die Welt bricht. Solch ein Ereignis nennen wir in der Alltagssprache ein Wunder. Vom Standpunkt der Vorgänge im Universum und der in ihnen waltenden Wahrscheinlichkeiten ist bereits die Entstehung der Erde eine „unendliche Unwahrscheinlichkeit“, wie Naturwissenschaftler sagen, wie etwa auch Harald Lesch immer wieder in Fernsehsendungen erläutert. Ein Wunder also. Und die Entstehung des Organischen aus den chemischen Prozessen des Unorganischen? Leben ist nicht erklärbar bis heute, ein Wunder. Die Entstehung der Spezies Mensch aus den Abläufen des Organischen? Jeder neue Anfang wird zum Wunder, sagt Arendt, wenn er erfahren wird vom Standpunkt der Prozesse, die er unterbricht. Diese Sicht sei nicht einem besonders elitären (gelehrten) Standpunkt geschuldet, sondern sei alltäglich. Dass aus kosmischen Geschehnissen keine Erde, aus anorganischen Vorgängen kein Leben, und aus der Evolution der Tierarten nicht die Spezies Mensch entsteht – das begeistete Tier namens Shakespeare oder Goethe oder Leonardo – ist überwältigend wahrscheinlicher als das uns Gegebene, Geschenkte. Die Macht, die menschlicher Freiheit, zu handeln und also neu zu beginnen, innewohnt, komme in der Predigt des Nazareners in ganz ungewöhnlicher Weise zum Ausdruck, meint Arendt. Es ist seine Freiheit, frei zu sein, und in der Welt handelnd neu zu beginnen. Von menschlicher Gabe, das „unendlich Unwahrscheinliche zu bewirken und als Wirklichkeit zu konstituieren, mag diesmal mehr abhängen als je zuvor, nämlich die Fortexistenz der Menschheit auf der Erde.“ Mit dieser Warnung beendet Hannah Arendt ihren Vortragstext „Freiheit und Politik“, auf den ich mich beziehe. Sie leitet ihn ein mit einem Zitat von Franz Kafka als Motto: „Es ist schwer, die Wahrheit zu sagen, denn es gibt zwar nur eine; aber sie ist lebendig und hat daher ein lebendig wechselndes Gesicht.“

Montag, 30. November 2020

Ein Krieg hat begonnen

ES GIBT EIN DRITTES Als das Habsburger Kaiserreich sich von Serbien in seiner Existenz bedroht fühlte, stellte es den Serben ein Ultimatum, das diese nicht annehmen konnten. Wien fragte beim verbündeten Berlin an, was die Deutschen im Fall einer gewaltsamen Auseinandersetzung tun würden. Der Kaiser gab Handlungsvollmacht und sicherte den Österreichern Beistand in jedem Fall zu, sprach von Bündnistreue. Man war in Berlin überzeugt, dass die Serben um eine Kapitulation nicht herumkommen würden, sei waren umsoviel schwächer. Doch Russland sicherte den Serben Unterstützung im Kriegsfall zu. Bündnisverträge wurden ausgelöst. Ein Weltkrieg begann. Israel stellt dem Iran, von dem es sich in seiner Existenz bedroht fühlt, ein unannehmbares Ultimatum nach dem anderen. Israel fühlt sich durch Beistandsgarantien auch wieder vonseiten Berlins abgesichert. Zusätzlich durch die USA beschützt, wird der Iran für wehrlos gehalten. Allerdings haben auch wieder Russland und vor allem China ihr Interesse am Iran erklärt und bereits gemeinsame militärische Manöver im vorgelagerten Golf durchgeführt. Die Warnung wird in Israel ignoriert. Die Machtverhältnisse sind klar. Iran muss kapitulieren – wie Serbien vor hundert Jahren. Tertium datur – Es gibt ein Drittes – ist der Titel der ersten nach Tonbandprotokollen veröffentlichten Vorlesung des Berliner Professors Klaus Heinrich – am 25.11.2020 meldete die FAZ seinen Hinschied.

Freitag, 6. November 2020

Gegen alle Chancen, um jeden Preis

Gegen alle Chancen, zu jedem Preis! Vor 70 Jahren hat die chinesische Volksbefreiungsarmee die amerikanischen Streitkräfte von der chinesischen Staatsgrenze zurück auf den 37. Breitengrad gedrängt. Das war ein beinahe tollkühnes Unternehmen, denn die verbündete Sowjetarmee stand in Europa und die US Army war materiell weit überlegen. Zwei chinesische Kommandeure haben sich denn auch geweigert, ihre Truppen gegen die Amerikaner zu führen – das habe ich in dem Band Weltordnung von Henry Kissinger gelesen. Mao Tse Tung befragte Chu En Lai. Der sagte, US-Truppen direkt an unserer Staatsgrenze – das würde bedeuten, dass wir erpressbar wären. So blieb es bei dem Befehl. Bekanntlich war das Unternehmen erfolgreich. Daran hat Xi Jinping zum kürzlichen Jahrestag der Aktion erinnert und erklärt: Die Erinnerung an unsere gefallenen Helden gebietet es, dass wir auch heute jederzeit bereit sind, unsere Staatsgrenzen zu verteidigen, und zwar „against all odds and at any price“ (ich bekomme China Global News auf englisch). Das ist eine gewaltige Ansage. Sie gewinnt an Gewicht, wenn wir bedenken, dass Wladimir Putin vor kurzem sagte, er könne sich eine strategische Partnerschaft der Russischen Föderation mit der Volksrepublik gut vorstellen. In unseren Medien ist das Thema nicht aufgegriffen worden, und so habe ich mich gefragt, ob unsere Leitmedien vergessen haben, Tatsachen zu diskutieren, anstatt Gesinnungstreue anzumahnen, wie üblich.

Mittwoch, 14. Oktober 2020

Wunderbares Fundstück

Willst du dein Herz mir schenken Christian Weise,Leipziger Theologe (17031743) Vertont von Johann Sebastian Bach Für das Notenbüchlein von Anna Magdaleena Bach Willst du dein Herz mir schenken So fang es heimlich an Dass unser beider Denken Niemand erraten kann Die Liebe muss bei beiden Allzeit verschwiegen sein Drum schließ die größten Freuden In deinem Herzen ein Behutsam sei und schweige Und traue keiner Wand Lieb' innerlich und zeige Dich außen unbekannt Kein' Argwohn musst du geben Verstellung nötig ist Genug, dass du, mein Leben, Der Treu' versichert bist Begehre keine Blicke Von meiner Liebe nicht Der Neid hat viele Stricke Auf unser Tun Gericht Du musst die Brust verschließen Halt deine Neigung ein Die Lust, die wir genießen Muss ein Geheimnis sein Zu frei sein, sich ergehen Hat oft Gefahr gebracht Man muss sich wohl verstehen Weil ein falsch Auge wacht Du musst den Spruch bedenken Den ich zuvor getan Willst du dein Herz mir schenken So fang es heimlich an

Samstag, 3. Oktober 2020

Wer sich fügen muss

Beim Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 dürfen wir dem deutschen Generalstab die üblichen strategischen Überlegungen unterstellen. Dokumentiert sind diese: Sobald die Sowjetunion unter deutscher Kontrolle ist, kann England von dort keine Unterstützung mehr erwarten. England allein aber kann unserer Militärmacht nicht standhalten. Sobald die Insel als nicht versenkbarer Flugzeugträger erobert ist, können wir den gesamten Atlantik kontrollieren, die USA bedrohen und seine Häfen an der Ostküste besetzen. Damit wären die Kraftquellen der USA blockiert und sogar in unserer Hand. Der deutschen Herrschaft über den Raum zwischen Ural und Atlantik könnte niemand sich widersetzen. – Das alles ist als Plan tatsächlich erwogen, durchgerechnet und vorbereitet worden. Achtzig Jahre danach drängt sich auf: China wäre im Falle eines militärischen Angriffs der US-Kräfte so gravierend unterlegen, dass es ohne strategische Partnerschaft mit Russland und dessen nuklearem Potential wehrlos unter westliche Kontrolle fiele. Russlands Nuklearmacht muss daher ausgeschaltet werden, bevor China besiegt werden kann. Daraus folgt, dass wir in Russland eine von uns kontrollierte Regierung an die Macht bringen müssen. Wir setzen die NATO auf postsowjetische Räume an und sichern uns die Kontrolle zunächst über die Ukraine und Belarus. Gleichzeitig bereiten wir die Öffentlichkeit propagandistisch auf die Invasion vor, die notwendig werden könnte und für die wir seit Jahren Streitkräfte aufstellen. Sobald Russland uns gehört, dürfen wir China als isoliert betrachten. Der unipolaren Weltherrschaft steht nichts mehr im Wege. Europas Staaten, ob vereint oder vereinzelt, werden sich fügen - müssen.

Montag, 21. September 2020

Zufallsfunde

Zufallsfund: Wenn Frieden keine Option mehr ist „Die Bildung einer militärischen Macht westlich des Ural darf nie wieder in Frage kommen und wenn wir hundert Jahre darüber Krieg führen müssten.“ Wer das gesagt hat, erratet ihr. Aber erratet ihr auch das Datum? 16.7.1941. Ich bin der Auffassung, dass die Aufstellung unserer Streitkräfte der Aufstellung der Wehrmacht zu Beginn des Unternehmens Barbarossa auffallend ähnelt. Ist jemand anderer Meinung? Es würde mich interessieren. Bei der Besprechung wurde festgelegt, die Krim „von allem Fremden“ zu räumen, das gesamte Balten-Land zu integrieren, die Halbinsel Kola zur Ausbeutung einem Gefolgsmann zu übergeben. Das wichtigste Gebiet für die nächsten drei Jahre sei zweifellos die Ukraine. Erinnert das nicht an die strategischen Maßnahmen der NATO? Wie komme ich auf das Thema? Durch Hausarbeit! Offene Bücherregale stauben ein. Um sie zu säubern, muss man sie ausräumen. Dabei fiel mir ein längst vergessenes Taschenbuch in die Hand, darin fand ich dieses oben erwähnte Dokument: „Das Bormann-Memorandum“ von Mitte Juli 1941 - „Geheime Reichssache“. Aktenzeichen Bo/Fu. Drei Wochen zuvor hatten Deutschlands Armeen die Sowjetunion überfallen. Die Hoffnung auf einen „Blitz“ wie gegen Frankreich war noch ungebrochen. Und was finde ich in demselben Regal? Hamburger Studien zu Geschichte und Zeitgeschehen, Band 1. Darin warnt Herausgeber Bernt F. Schulte vor einem Kolumnisten, dessen Beiträge ich regelmäßig in der FAZ lese. Klaus-Dieter Frankenberger habe zum Jahresbeginn 1999 versucht, in der FAZ vom 9.Januar die „Weltmacht Euro(pa)“ zu kreieren. Seit 2001 leitet er das Ressort Außenpolitik der FAZ. Gerade heute habe ich wieder einen großen Artikel von ihm gelesen, in dem er – zum gefühlt hundertsten Mal - vor dem Ende des Westens warnt, falls wir den Gefahren in aller Welt nicht unter zuverlässigem militärischem Schutz begegnen. Ein überzeugter Transatlantiker, das versteht sich. Unter seiner Verantwortung erscheinen täglich Berichte, die den sofortigen Stopp von Nordstream 2 fordern, die Isolierung mehrerer großer Staaten und vor allem „klare Kante“ gegen China. Es werde auch nach Putin ein Russland geben. Ist das eine Aufforderung zum regime change? Oder nur zu einer Farbrevolution? Furchtbare Vergiftungen Oppositioneller zwingen uns zu energischen Maßnahmen, gibt er zu verstehen. Aufrüstung! Krieg! - wenn auch um Gotteswillen kein militärischer. Hungern wir sie aus, bis sie ihren grausamen Diktator leid sind und sich freiwillig unter unsere Kontrolle flüchten. Tja, und das erinnert mich nun wieder an - ? Na, an wen schon! Schulte jedenfalls schreibt: „Das alles erinnert bereits … an deutsche Weltreichs-Pläne vor 1914 … und das ohne Rücksicht auf Ressourcen, Land, Leute und historische Vernunft.“ Schulte hat natürlich recht, und eben deshalb müssen wir uns die nötigen Ressourcen beschaffen, das erforderliche Land als strategischen Aufmarschraum sichern - und die „Leute“ auf die nächsten Schritte einstimmen! Das meine ich Frankenbergers Kommentaren entnehmen zu sollen. Nicht denen von 1999 nur, sondern denen jetzt: 2020. Jedoch „die Idee eines Mitteleuropa zwischen dem atlantischen und dem asiatischen Wirtschaftsraum liegt bereits unter dem Schutt der Geschichte“, meint Schulte. Wer von den beiden wohl recht hat? Schulte jedenfalls schreibt: Natürlich fehle es dem FAZ-Kommentator 1999 noch an national-europäischer Einheitlichkeit. Diese werde Ergebnis eines politisch-konstitutionellen Prozesses sein, der in der Zukunft ablaufen müsse. Ist er abgelaufen? Als Ziel wird hier „Euroland als ein weltpolitisches Kraftzentrum“ postuliert. Ist das Ziel erreicht? Nach immerhin zwanzig Jahren!? Oder droht gleich dem ganzen Westen das ENDE, weil auch ein Präsident Biden nicht jeden Morgen beim Aufwachen zuerst nach den Wünschen Europas fragen werde? Nach dem Attentat von Sarajevo war 1914 Frieden keine Option mehr, entnehme ich einem weiteren Zufallsfund. Wir erklärten den Krieg gegen Russland.

Montag, 14. September 2020

Johnny und sein Hut - oder war es der Mantel?

Russlands Top-Agent hat wieder zugeschlagen. Er kennt keine Furcht, er kennt keine Angst, er kennt keine Filme. Wir wollen ihn Johnny Putin nennen. In England vergiftet er rechtzeitig zur Fussballweltmeisterschaft die Skripals, damit seine Gegner einen guten Grund haben, das weltweit beachtete Spektakel zu boykottieren oder wenigstens – ich erinnere mich an meine Zeitungen – zu schmähen. Und jetzt, kurz vor den Regionalwahlen, vergiftet der Meisterspion des Kreml einen im Westen hochgeschätzten Oppositionellen. Ein Fall für Mr. Bean! Kein Gegner ist ihm gewachsen, keine Frau kann ihm widerstehen! Und jetzt die gute Nachricht: Bei den Regionalwahlen haben sich Oppositionelle abgesprochen, alle Rivalitäten untereinander hintan zu stellen und sich in jedem Stimmbezirk auf den Kandidaten zu einigen, der gegen das „Einige Russland“ die besten Chancen hat. Smart voting! Welch schlaue Idee der Gegenspionage! Oder vielleicht Johnny Putins eigener Versuch, wieder einmal James Bond zu spielen, nur landet der Hut nicht auf dem Kleiderhaken bei Miss Moneypenny, sondern fliegt aus dem Fenster. Ach, Johnny!

Samstag, 12. September 2020

Wer von der Schönen zu scheiden verdammt ist

Flammen auf Lesbos! Wer lange in München gelebt hat, wird die Verse unter den Arkaden des Hofgartens nicht vergessen haben. „Reiterscharen sagen die einen, Fußvolk andre, Schiffe seien der dunklen Erde schönstes Gut. Ich aber sage, was die Liebe begehrt, ists.“ Sappho. Oder: „Kehren die Kraniche wieder zu dir, und suchen zu deinen Ufern wieder die Schiffe den Lauf? Umatmen erwünschte Lüfte dir die beruhigte Flut, und sonnet der Delphin, Aus der Tiefe gelockt, am neuen Lichte den Rücken? Blüht Ionien? ists die Zeit?“ Hölderlin. Als ich mit meiner Frau Mythilene besuchte, wo Sappho um 600 vor Christus auf der Insel Lesbos gelebt hat, tauchten wir dankbar ein in den Duft eines kulturellen Erbes, das wir auch als unseres empfanden. Am Strand von Skala Eresou im Westen der Insel glaubten wir, im Rauschen anrollender Brandung die Hexameter erst richtig zu würdigen, mit denen die Odyssee in der deutschen Klassik eingemeindet wurde. Es sind feierliche Augenblicke von Erfüllung, „wenn das Meer wirklich und wahrhaftig weinrot ist, wie der alte Homer sagt“ (Hannah Arendt). In einem Brief an ihren Mann in New York zitiert sie am 14. Oktober 1955 falsch, weil aus dem Gedächtnis, „Wer von der Schönsten zu scheiden verdammt ist“ – und war sicher, dass ihr Mann die Verse Gothes erkennen würde. „Wer von der Schönen zu scheiden verdammt ist,/Fliehe mit abgewendetem Blick!/Wie er, sie schauend, im Tiefsten entflammt ist,/Zieht sie, ach! reißt sie ihn ewig zurück!“ Die Nachrichten von Lesbos haben uns seit Jahren beunruhigt, die Situation dort ist ja nicht neu. Wir verfolgten die stets vehementeren Absichtserklärungen der EU und verglichen sie mit den tatsächlichen Vorgängen in Griechenland, vor allem im Athener Hafen, den wir kennengelernt hatten – als Ansammlung veralteter und vernachlässigter Docks. Der Hafen ist durch chinesische Übernahmen inzwischen zum – ich glaube: zweitgrößen europäischen Hafen nach Rotterdam und vor Hamburg geworden. Das Umfeld ist aufgeblüht, kleine Hafenkneipen und größere Zulieferer verdienen wieder gutes Geld. Wir haben begriffen, was vorging, denn wir in Duisburg und im weiten Umfeld erleben das auch. Unser Binnenhafen mit neuerdings 60 Eisenbahnzügen pro Woche von Duisburg nach China ist zum wichtigsten Motor der Umstrukturierung unserer vormaligen Schwerindustrie geworden. Duisburg-Stadt soll digitalisierte Smart City werden. Warum eigentlich nicht? Zu einseitiger Abhängigkeit muss es nicht führen. Das hat Österreichs Regierung vorgemacht. Als der einzige innereuropäische Hersteller von Penicillin schließen wollte, hat Österreichs Wirtschaftsministerin das im vergangenen Mai verhindert und 50 Millionen Euro ins Aussicht gestellt, falls der Standort in Europa verbleibt. „Antibiotika sind das Rückgrat moderner Medizin, und unser Werk in Kundl in Österreich ist die letzte verbliebene voll integrierte Antibiotikaproduktion in der westlichen Welt“, heißt es in der Pressemeldung zum Verbleib der Produktion in Tirol. Ein gemeinsames Investitionsvorhaben soll dazu beitragen, dass dies auch so bleibt. Es umfasst 150 Millionen Euro. Nicht mehr? Nur darum ging es? Nachhaltige Hilfe, auch wenn globale Lieferketten bedroht oder gekappt wären, kann also sichergestellt werden – und kostet nicht einmal die Welt. Schwierig werden die Dinge, weil geglaubt wird, es könne wohl doch die Welt kosten. Deshalb werden wir davor gewarnt, uns von China helfen zu lassen. „It’s geopolitics, stupid“, könnte Bill Clintons alte Weisheit variiert werden.
Bei Minsk (in Weißrussland!) ist eine riesige Umladestation teils schon geschaffen, teils unter Beteiligung internationaler Firmen geplant und finanziert; die Bahnlinie führt durch den chinesischen Teil von Kasachstan (bewohnt von teils strenggläubigen moslemischen Uiguren!). Deshalb sind diese Regionen so vehement aufgerufen, sich genauester Kontrollen durch die USA und ihrer Verbündeten zu fügen. Bedenken wir überdies, dass die Schienenverbindung von Duisburg nach Shenzhen (auf dem chinesischen Festland-Sockel nicht weit von Hongkong) führt, so wird verständlich, dass jugendliche Unzufriedene dort bei allen Freunden Washingtons als Vorkämpfer der Demokratie gefeiert werden. Und unser Lesbos brennt.

Donnerstag, 10. September 2020

Heimat in der Welt

Heimat in der Welt „Es gibt unzählige über den Erdball verstreute Kulturen. Über manche ist der Zivilisationsprozess hinweggegangen. Andere sind zu Trägern des Zivilisationsprozesses geworden.“ Dieser sei zukunftsgerichtet, ein Entwicklungsgeschehen. Das lese ich bei Nikolaus Sombart, Rendezvous mit dem Weltgeist, S. Fischer Verlag 2000. Kulturen wurzeln in der Vergangenheit. Das hat schon Thomas Mann beschäftigt. Zu seiner Lebensfrage machte er, wie man die Heimat, also das, was in der lebendigen Tradition einer Gemeinschaft wurzelt, in Übereinstimmung bringt mit der Position, die „der Geist“ heute hält. Sombart unterstreicht, dass Kulturen, wenn sie nicht vom Zivilisationsprozess beiseite gelassen und vergessen wurden, irgendwie von ihm tangiert sind. Aber eben hier liegt das Problem: irgendwie. Als ich in einem bayerischen Dorf sozialdemokratischer Aktivist war, galt ich als integrationsbedürftiger Exot. Gegen verbale Bedrohungen habe ich mich zu wehren gewusst und setzte meine Da-seins-Berechtigung durch. Als ein Fremder. Besonders schön finde ich Hannah Arendts Begriff von Heimat in ihrem Aufsatz über Robert Gilbert, „Menschen in schwierigen Zeiten“, Piper Verlag. Heimat erinnert uns an Verse, die wir als Kind hörten, schreibt sie. „Dunkel war’s, der Mond schien helle/ Als ein Auto blitzesschnelle langsam um die Ecke fuhr“. Das ist nicht Dada, das ist eine Erinnerung, die sie mit dem Berliner Freund Robert Gilbert teilt. Auch an früh (vor)gelesene Märchen erinnert sie sich lebenslang und stellt ihren Aufsatz über den bewunderten Walter Benjamin unter das Motto vom „bucklicht Männlein“. Wie bewahren wir unsere Heimat davor, wie so manch andere Kultur vom Zivilisationsprozess beiseite gelassen zu werden? Indem wir uns mit den Positionen, die der Geist heute hält, immer wieder in Beziehung setzen. Thomas Mann und Hannah Arendt haben es vorgelebt. Inzwischen stellt die digitale Technik neue Anforderungen, sie hat ein Netz über alle Kulturen gespannt. Ein Mädchen aus Pakistan, jetzt bei uns, das auf ihrem Smartphone surft und Dinge sieht, die sie in Konflikt mit zuhaus verbliebenen Angehörigen bringt, wird nicht auf Dauer vom Stand der Weltzivilisation ausgeschlossen sein wollen. Wie sie sich mit ihrem Glauben und ihrer Familie auseinandersetzt, hängt von ihrer Vergangenheit ab. Aber auch von der Zukunft unserer zivilisatorischen Fortschritte. Werden wir noch lernen, anderen Kulturen die Zeit zur Entwicklung zu geben, die wir selbst benötigt haben? Werden sie furchtbare Weltkriege vermeiden können, ohne die wir es nicht geschafft haben, zur Moderne aufzuschließen?

Sonntag, 30. August 2020

GEISTIGE SKINHEADS

VERSTEIGERUNG PARTEIAUSWEIS Es reicht! Nie wieder Sozialdemokrat Von Otto Köhler, Ex-SPD Bekannt gegeben auf Seite 1 der „Jungen Welt“ am 29.08.2020, Seite 1 / Titel Anlass sei hm unerträgliche Nominierung von Olaf Scholz als Kanzlerkandidat. „Dieser Mann, der als Schröders Generalsekretär Hartz IV zur Erzeugung von mehr Armut durchpeitschte…“ „Dann bewährte er sich als Bürgerkriegsmeister: G 20 – er ließ jedes Zeichen von Widerstand niederknüppeln.“ Kann man das nicht auch anders sehen? Beide Behauptungen erinnern mich an eine Polemik Köhlers vom 27. Februar 1999 in der Zweiwochenschrift OSSIETZKY, die mich damals ebenso erstaunt hat wie jetzt die Polemik gegen Scholz. In derselben Ausgabe von OSSIETZKY (Zweiter Jahrgang, 4) habe auch ich einen Beitrag abdrucken lassen. Geistige Skinheads sind keine angenehme Gesellschaft, habe ich darin bekannt. Er trägt den Titel „Abend mit Dinos“ und schließ mit den Worten: „Man lebt und lernt. Wenn man kann. Und will.“ Ich habe ihn in meinen Essayband BEGEGNUNGEN aufgenommen und zitiere ihn hier, weil ich fürchte, Otto Köhler gehört zu den Dinos. Welche Interessen hinter dem gewaltigen Shitstorm stehen, der gegen die SPD und ihre Forderung nach Entmilitarisierung unserer Außenpolitik angeblasen wird – erscheint recht klar. Statt Gesprächen mit „Putins Russland“ fordert z.B. die FAZ das „Ablegen der rhetorischen Samthandschuhe“. Hatten wir die denn je an?
ABEND MIT DINOS Von Michael Molsner Wir wollten das Ende des Faschings feiern und gingen aus, abendliches Fischessen.Weil ihm mein letztes Buch gefiel, hatte ein Akademiker aus einem benachbarten Kur-und Wintersportplatz uns eingeladen, dazu „noch ein paar besonders nette Leute“, ein Unternehmer-Ehepaar. Ich überlegte mir, was ich anziehe - prinzipiell gehe ich nirgendwohin, wo ich mich nicht in Jeans zeigen darf. Als äußerste Konzession an bürgerliche Konventionen kommt eine Cordhose in Frage. Ich entschloß mich, einfühlsam allfällige Empfindlichkeiten zu schonen, wählte die Cordhose und dazu ein – wie ich finde – besonders attraktives Sweatshirt. Künstlerkluft, sagte ich mir, wenn sie dafür kein Verständnis haben, hätte ich auch im Abendanzug keines zu erwarten. Es wurde ein interessanter, lehrreicher und gelegentlich bizarrer Abend. Ein Essen mit Dinosauriern. Bei Port, Sherry und Käsecrackern auf weiter, flacher Schale (Zinn oder Silber? o Metallurgie!) berichtete der U (Unternehmer) von seinem "riesigen" Grundstück oberhalb Oberstdorfs, und daß er es von einem scharfen Hund bewachen läßt, und wie lustig es war, als das Tier einen an sich freundlichen Besucher „stellte“, der aus Angst um sein Leben reglos an der Hauswand klebte und keinen Laut von sich gab, „und wenn mich die Stille nicht hinausgelockt hätte...Der stünde da heute noch!“ Bei der Suppe wütete der U dagegen, die Leute würden immer mehr Ansprüche stellen. Es sei ihnen ja so beigebracht wiorden, seit Jahren und Jahrzehnten schon. Und jetzt gehe es munter weiter, die Laienspielschar in Bonn...! Ich faßte mich in Geduld. Eingeladen worden war ich mit der Begründung, der U sei begeistert von meinem Buch (über prominente Besucher des Allgäu wie Max Liebermann, Carl Zuckmayer, Gottfried Benn...) Und die Frau des U kenne gar mehrere meiner Bücher und freue sich auf die persönliche Bekanntschaft. Wer hört das nicht gerne. Ich wartete also darauf, irgendwann freundlich – oder wenigstens höflich – ins Gespräch einbezogen zu werden. Eine Stunde später fiel mir auf, daß es nicht geschah. Es ging unentwegt um Tarif- und Steuerfragen. Die Lohnforderungen waren unverschämt, die Unternehmenssteuern Wahnsinn („die schlachten die Kuh, die sie melken wollen!“). Jugenderziehung: eine einzige Katastrophe, die ganze Generation völlig verweichlicht. Dann ferner, die USA hätten keine Kultur – nichts, null, zero, alles Barbaren! und das würden auch Amerikaner selber so sehen und offen aussprechen. Und dann bezüglich des 20. Juli 44 (Gott weiß, wie das Gespräch darauf gekommen sein mag): An Stauffenberg finde er nichts Gutes. Ich fragte erstaunt: Wirklich gar nichts? - Nichts, beharrte er. Na, und da gestand ich, abweichender Ansicht zu sein, und daß ich mich in der Runde allmählich als absichtlich ausgegrenzter Außenseiter fühlte... Warum als einziger freundlich sein, wenn die andern ein Niveau vorlegen, das an keinem Stammtisch der umliegenden Dörfer – und ich kenne mich aus – niedriger ist? Ich war inzwischen sauer, so schofel behandelt zu werden. Den Herrschaften war bekannt, ich bin SPD-Mitglied, und da, wo ich herkomme, lädt man keinen Katholiken zum Essen ein, um den Papst zu beschimpfen. In meinem Sweatshirt kam ich mir allmählich wie der einzige Mensch mit Manieren an dieser seltsamen Abendtafel vor. Die Frau des U rief aus: Mein Mann beurteilt das als Offizier, er war Offizier! -Was für einer? fragte ich. - Offizier, bestätigte er...Und ich: Was für einer? - Leutnant. - Oh, sagte ich, Sie reden nämlich, als hätten Sie im Generalstab gesessen. Ich begann über ein bestimmtes Kapitel des Buches zu sprechen, in dem es um einen großen Offizier, einen General, dieses Jahrhunderts geht, nämlich um die Abnahme der Siegesparade im Mai 1945 in Immenstadt/ Oberallgäu durch Charles de Gaulle. Der These von der allgemeinen Unkultur der Amerikaner widersprechend, führte ich aus, die Immenstädter hätten sich Ende April 45 sehr gefreut, die „Amis“ als Besatzer zu bekommen, und berichtete weiter von der enttäuschenden Wendung der Dinge. Der Bürgermeister, statt den Flecken zu übergeben, erklärte ihn zur Festung und ließ indische SS zur Verteidigung aufmarschieren, eine Straßenwalze des Bauhofs wurde als Panzersperre aufgeboten. Mit dieser improvisierten Befestigung wären die GIs wohl fertig geworden, doch starke Schneefälle („wie zu Weihnachten!“) hielten die Maschinen der US Air Force am Boden fest, und französische Truppen, vom Bodensee her, kamen der Army zuvor. Widerspruch. Der Gastgeber wußte nichts von aus Richtung Kempten vorrückenden Amerikanern. Ich verwies auf Zeitzeugen und die Quellenlage. Widerspruch des U, er erlaube sich gelinde Zweifel! Niemals könne ein kleiner Bürgermeister die Stadt zur Festung erklärt haben. „Dazu war er gar nicht befugt!“ Gerade dieser Aspekt war durch einen Kollegen des U, einen in der Region bedeutenden Unternehmer, bezeugt – der allerdings sowenig wie ich den Befehls“pfad“ rekonstruiert hatte. Er weiß aber aus eigener Erinnerung, daß der Bürgermeister es war, der die Verantwortung übernahm. Ein Vorgang, versuchte ich einzulenken, dem wohl unfreiwillige Komik nicht abzusprechen sei! Immenstadt mit seinen 14 000 Einwohnern eine deutsche Festung! Gegen die amerikanische Besatzungsarmee! Welch ein Gedanke! Hatte ich gehofft, mit der kleinen Geschichte – ich schmückte sie aus, wie sie im Buch steht – die Runde zu erheitern, so hatte ich meine Gaben überschätzt. Der Leutnant a.D. sah sich veranlaßt, Israel zu kritisieren. Wie kam er von, Gott behüte, Immenstadt auf die Israel Defence Forces? Einfach: Wurde in Israel nicht der Mythos von der unbedingten und todesbereiten Verteidigung der Festung Masada verbreitet? Wer kritisierte das? Ich protestierte namens der geschichtlichen Logik gegen diesen Spagat vom Allgäu nach Masada. So gebraucht, seien die Begriffe ohne Trennschärfe. Masada sei ein Aufstand gegen die Kolonialmacht Rom gewesen... Wohingegen der Bürgermeister, der Immensatdt zur Festung erklärte, unmöglich habe glauben können, er wehre sich an der Spitze Unterdrückter gegen eine Kolonialmacht! Inzwischen spielte sich in mir ein Kampf zweier Linien ab. Einerseits drängte sich mir der Eindruck auf, daß ich es mit Menschen ohne auch nur rudimentäre historische Bildung zu tun haben müsse, und ich ärgerte mich über die Dreistigkeit, mit der sie mir zumuteten, ihre „Begriffe ohne Trennschärfe“ anzuhören. Andererseits aber... Der Gastgeber hatte mich zwei Wochen zuvor während mehrerer Stunden in einer Weinstube auf den Abend vorbereitet. Er hatte mich angesprochen als gestaltendes Mitglied eines Kulturvereins, dem auch – falls ich richtig verstanden habe – der U angehört. Der Verein bemüht sich um öffentliche, vor allem auch kommunale, Unterstützung. Er wirbt ferner Mitglieder. Mir war vor dem Fischessen eine Beitrittserklärung zur Unterschrift zugesandt worden...Diese Leute verstehen sich nicht als Vertreter des Geldpöbels, wie er jeden Kurort verpestet, sondern als führungsfähige und –willige Elite. Das ließ, so schien mir, die in bizarrem Themenwechsel versandende „Diskussion“ in einem andern Licht erscheinen. Ich lese gerade ein Buch über die Geheimbünde, die 1920 - 23 gegen die erste deutsche Republik gebildet wurden. Die mehr oder weniger wahrscheinliche Verantwortung für die Attentate auf Gareis/ München (USPD), Scheidemann, Rathenau, und Maximilian Harden wird der Marinebrigade Ehrhardt zugeschrieben. Mag sein, daß die Lektüre mich argwöhnisch gestimmt hatte; jedenfalls setzte ich beim Fischessen die Ideologie vor allem innerhalb der O.C. (Organisation Consul, eine RAF von Rechtsaußen) in Beziehung zu dem, was ich „von den besonders netten“ Vertretern dieser lokalen Kulturinitiative geboten bekam. In der Summe genommen, fielen Gemeinsamkeiten auf. Ätzende Kritik an den Politikern der Republik, die nicht fürs Regieren qualifiziert, keine Fachleute seien („Laienspieler“). Wut derer, die sich im Besitz von Herrschaftswissen wähnen, und Larmoyanz angesichts eigenen Machtverlustes nach demokratischen Wahlen. Fassungslosigkeit der im Fette Sitzenden gegenüber Lohnforderungen („Anspruchsdenken“). Scharfe Wendung gegen Israel. Verbales Niedermachen von Widerstand gegen Diktatur, Militarismus, Imperialismus (an Graf Stauffenberg „nichts Gutes, gar nichts!“). Verachtung gegenüber angeblicher Verweichlichung der Jugend. Umwidmung westlicher Kultur, vor allem der amerikanischen, in Barbarei. Aus alledem sich vermeintlich zwangsläufig ergebende, völlige Unfähigkeit unserer gegenwärtigen Gesellschafts- und Staatsverfassung, die Aufgaben der Zukunft zu meistern, vor allem die globalen Verteilungskämpfe, die China uns aufnötigen werde (gelbe Gefahr!) Hörte ich an diesem Tisch zusammenwachsen, was zusammengehört? Das wollte ich wissen und äußerte folgende These: 1920 war die Gesellschaft in Lager zerspalten, die einander als Todfeinde gegenüberstanden. Kommunisten, Faschisten, Liberale, Sozialisten, Zentrum vertraten Weltbilder, die nicht kompatibel waren und deren Kompatibilität auch nicht angestrebt wurde. Sogar der Papst habe in diesem scheußlichen Poker ein Blatt gehalten, im 2. Vatikanischen Konzil habe der Heilige Stuhl eindeutig und unmißverständlich alle Gläubigen bei Strafe der Exkommunikation auf antiliberale und antidemokratische Grundsätze verpflichtet. Demgegenüber seien wir heute viel günstiger dran. Der Kapitalismus sei als ökonomische Grundordnung weltweit anerkannt, kein bedeutendes Industrieproletariat werde jemals wieder auf Tod und Leben für die Zentralverwaltungswirtschaft kämpfen. Die Demokratie sei als Staatsform durchgesetzt, und keine hochentwickelte Bourgoisie werde sich noch einmal mit Gut und Blut für die faschistische Diktatur schlagen. Der Sozialismus als flankierende Maßnahme, die Kirchen als homogenisierendes Element innerhalb der Gesellschaft, Atheismus und Agnostizismus als wertvolle Beiträge zu modernem Denken, das alles sei heute unstrittig! Die Antwort an diesem Abendmahlstisch erstaunte mich. Sie lautete: Unter neuen Bezeichnungen würden diese Versuche wiederholt werden. Geistige Skinheads sind keine angenehme Gesellschaft, wenn auch sehr interessant: Im ersten Zorn zerriß ich die Beitrittserklärung zu dem Kulturverbund, und jetzt tut es mir leid um den Beleg, für einen Schriftsteller ist schließlich alles „Recherche“. Und weil in dem Buch über Prominente im Allgäu, das an dem Abend besprochen werden sollte, aber nicht besprochen werden konnte, Gottfried Benn mit Liebe und Respekt von mir zitiert und beschrieben wird, sei ihm das letzte Wort überlassen: „Ich will mich nicht erwähnen, doch fällt mir manchmal ein zwischen Fässern und Hähnen eine Art von Kunstverein. Die haben etwas errichtet, eine Aula mit Schalmei, da wird gespielt und gedichtet, was längst vorbei...“ Benn machte im September 1934 in Oberstdorf Urlaub und schrieb „aus wunderbaren Herbsttagen, heiß und blau“, einige magische Zeilen an seinen Bremer Brieffreund Oelze. Sie enthalten Benns erstmalige, verächtliche Absage an die lärmende und vulgäre Faschisierung des Vaterlands, die er ein Jahr zuvor noch als Aufbruch in neue Zeit begrüßt hatte. Mn lebt und lernt. Wenn man kann. Und will. Bezüge auf: Martin Sabrow, DIE VERDRÄNGTE VERSCHWÖRUNG, Fischer Taschenbuch 14302; Michael Molsner/Elke Wiartalla, PROMINENTE IM ALLGÄU; Zebulon Verlag Köln; BEGEGNUNGEN Elvis und der neue Papst. Erlebnisse und Ermittlungen aus vier Jahrzehnten.

Samstag, 22. August 2020

Praxis und Prinzip

Am 13. September gebe ich meine Stimme für die Wahl der Mitglieder des Rates der Stadt Duisburg ab. In Interviews haben die Kandidaten aller (sic) Parteien sich zu dem Masterplan Digitales Duisburg bekannt, der 2018 beschlossen worden ist. Der Plan kann nur unter Verwendung von 5 G verwirklicht werden, Huawei inklusive.

Ich wähle nicht automatisch die Vertreter der Partei, der ich angehöre – aber diesmal tue ich es. Denn der Spitzenkandidat ist ein Förderer unserer Beziehungen zu China. Duisburg ist eine wichtige Station auf der

Neuen Seidenstraße One Belt One Road. Unser weltgrößter Binnenhafen ist sowohl zu Land wie zu Wasser ein gewaltiger Umschlagplatz für Waren. Zulieferer profitieren bis in benachbarte Regionen hinein. Handel und Wandel gedeihen.

Frühere Verdächtigungen, dass Duisburg ausgespäht wird, sind leiser geworden. Niemand scheint zu glauben, dass Chinesen in Duisburg Jagd auf intellektuelles Eigentum machen oder in  Marxloh auf Techniken der sozialen Integration.

Dass wir in Duisburg für Bürgerrechte eintreten, ist selbstverständlich. Doch treffe ich niemanden, der die bei uns in manchen Vierteln üblich gewordenen Massenschlägereien zwischen Großfamilien, den Drogenhandel im innerstädtischen Kantpark, oder die Geldwäsche in Spielsalons den Bürgern von Hongkong als vorbildlich empfiehlt. Polizeigewalt sicher auch nicht. Polizeigewalt lehnen wir ab. Andererseits ist in meiner Lokalzeitung erklärt worden, eine Polizei ohne Gewalt sei nicht zu haben und ein Staat ohne Polizei auch nicht.

Bei uns ist die Praxis Lehrmeister. VERTEIDIGT NORDSTREAM! fordert die Leiterin des Wirtschaftsressorts meiner Lokalzeitung. und argumentiert: „Ein Unternehmen, das zwischen die Fronten der Weltpolitik gerät, ist der Düsseldorfer Energiekonzern Uniper. Er ist mit einer Milliarde Euro an Pipeline Nord Stream 2 beteiligt, die Gas aus Russland nach Deutschland bringen soll. Trump behauptet, er wolle Europas Unabhängigkeit sichern. Das ist frech:…“

Harte Worte, doch ohne Zweifel praxisnah. Prinzipiell argumentiert die Zeitung selbstverständlich für unsere atlantischen Freunde und nicht gegen sie. Genau wie ich auch.      

Bleiben wir dabei, dann werden wir wohl nichts falsch machen ;-)

Montag, 10. August 2020

Lesen am Nachmittag

Zu arbeiten gäbe es manches, aber bei dieser Hitze! Da lese ich lieber unter dem Sonnenschirm und pflücke Euch eine literarische Frucht, die Heinrich Heine uns spendet:

 Ihr lieben deutschen Bauern! geht nach Amerika! dort gibt es weder Fürsten noch Adel, alle Menschen sind dort gleich, gleiche Flegel... mit Ausnahme freilich einiger Millionen, die eine schwarze oder braune Haut haben und wie die Hunde behandelt werden! Die eigentliche Sklaverei, die in den meisten nordamerikanischen Provinzen abgeschafft, empört mich nicht so sehr wie die Brutalität, womit dort die freien Schwarzen und die Mulatten behandelt werden. Wer auch nur im entferntesten Grade von einem Neger stammt und wenn auch nicht mehr in der Farbe, sondern nur in der Gesichtsbildung eine solche Abstammung verrät, muß die größten Kränkungen erdulden, Kränkungen, die uns in Europa fabelhaft dünken. Dabei machen diese Amerikaner großes Wesen von ihrem Christentum und sind die eifrigsten Kirchengänger. Solche Heuchelei haben sie von den Engländern gelernt, die ihnen übrigens ihre schlechtesten Eigenschaften zurückließen. Der weltliche Nutzen ist ihre eigentliche Religion, und das Geld ist ihr Gott, ihr einziger, allmächtiger Gott. Freilich, manches edle Herz mag dort im stillen die allgemeine Selbstsucht und Ungerechtigkeit bejammern. Will es aber gar dagegen ankämpfen, so harret seiner ein Märtyrtum, das alle europäische Begriffe übersteigt. Ich glaube, es war in New York, wo ein protestantischer Prediger über die Mißhandlung der farbigen Menschen so empört war, daß er, dem grausamen Vorurteil trotzend, seine eigene Tochter mit einem Neger verheuratete. Sobald diese wahrhaft christliche Tat bekannt wurde, stürmte das Volk nach dem Hause des Predigers, der nur durch die Flucht dem Tode entrann; aber das Haus ward demoliert, und die Tochter des Predigers, das arme Opfer, ward vom Pöbel ergriffen und mußte seine Wut entgelten. She was flinshed, d.h., sie ward splitternackt ausgekleidet, mit Teer bestrichen, in den aufgeschnittenen Federbetten herumgewälzt, in solcher anklebenden Federhülle durch die ganze Stadt geschleift und verhöhnt...

O Freiheit! du bist ein böser Traum!

 Dann hört Heinrich heine von einem Fischer, in Paris hätten  die armen Leute gesiegt und den König vertrieben – die Juli-Revolution! 

 Ich fürchte fast, es sei nicht wahr, denn es ist gedruckt. Ich will selbst nach Paris gehen, um mich mit leiblichen Augen davon zu überzeugen...

Heinrich Heine: "Ludwig Börne, eine Denkshrift", Zweites Buch.

 

 

Mittwoch, 8. Juli 2020

Qualitätsmedien? Vorsicht!

Ich habe mich heute zu einem Leserbrief an meine Abonnementszeitung durchgerungen - es ist ja immer auch ein Zeitaufwand, der umso überflüssiger erscheint, als die Einstellung der Verlage und Redaktionen uns Lesern und Abonnenten gegenüber kein Geheimnis ist. Hier meine Mail:

Am 29. Juni 2020 hat Ihr Kolumnist Richard Gutjahr unter dem Titel DAS ENDE EINER HASSMASCHINE die Überzeugung ausgesprochen, dass dem Facebook-Gründer Zuckerberg niemand glaube, was er gesagt habe, und fährt fort: ..."bedurfte es doch erst eines weltweiten Boykotts, um dem CEO Anstand einzuprügeln". 
Die Prügelstrafe ist in entwickelten Staaten abgeschafft. Die Sprache Ihres Kolumnisten finde ich empörend.
Ich habe Ihre Zeitung absichtlich nur von Monat zu Monat abonniert, denn ich weiß aus früherer Erfahrung, dass Hass- und Hetzformulierungen Ihrer Redaktion akzeptabler erscheinen als mir. Ich will jederzeit kündigen können, wenn Sie es gar zu arg treiben und dann auch noch behaupten, "im Netz" verbreite sich Hass. 
Hass und Hetze werden von denen verbreitet, die sich zu den Qualitätsmedien rechnen und ernstlich glauben,  wir Leser würden für die sprachliche Verrohung schließlich widerspruchslos bezahlen. Täuschen Sie sich nicht! Mich hat Herr Gutjahr schon knapp vor die Kündigung meines Abos gebracht.

Michael Molsner
mit Adresse

Auch der Frankfurter Allgemeinen wollte ich noch schreiben. Bei Durcharbeitung von ca zehn Ausgaben fiel mir auf, dass gewiss mehr als zehn hasserfüllte Artikel gegen Russland ("Putin") abgedruckt sind, oft in jedem Ressort ein spezieller Aufruf zu Hass und - vor allem - weiterer Aufrüstung gegen das Land, das ja bereits von 20fach überlegenem NATO-Militär umgeben ist, was selbstverständlich keine Erwähnung findet. Abzulehnen hätten wir lesende Abonnenten ferner China (Xi), Syrien (Assad), das Vereinigte Königreich (Johnson) und selbstredend die Türkische Republik (Erdogan - nachdem der Putsch gegen ihn und das Attentat auf sein Leben misslungen sind). Treue halten müssten wir den USA und geduldig abwarten, bis Trump (den wir als lügenden Egomanen betrachten, hassen und verachten müssen) endlich "aus dem Amt gejagt" ist. Das wird uns täglich geboten.  

Dienstag, 30. Juni 2020

Überraschende Freude




Ein langjähriger kritischer Beobachter meiner Arbeit hat gemailt:
Hallo Mike,
ich hatte vergessen, auf "Hass Entgiftung...." inhaltlich zu reagieren. Die Präsentation "Die Geburt des deutschsprachigen Kriminaromans aus dem Geist Schwabings" halte ich für absolute Spitze! Daraus könnte man ein Szenario entwerfen, wie Du es bereits in "Philipp Marlowe meets Faustus" getan hast. Also ganz große Literatur!
Bemerkenswert, dass Du die Geburtsstunde des deutschsprachigen Krimis nicht  im sprachlichen und sozialen Milieu des Exils verortest. 
Emmy Ball-Hennings ist nicht nur in der deutschen Kulturszene wieder mal "in".
Die Spanier Fernando González Viñas und José Lázaro  haben eine Biographie als Graphic Novel verfasst, die es seit Jahresanfang auch in deutscher Sprache unter dem Titel "Alles ist DADA" gibt.
Ein umfangreicher Gedicht-Band (Herausgeberinnen Nicola Behrman u. Louanne Burghardt) ist neulich erschienen. Im Wallstein Verlag, 698 Seiten, 38 Euro.

Es war die Ergänzung zu einer Briefpost von meiner Künstler-Freundin Elis K. : 
Das Kuvert enthielt eine Seite der Münchener ABENDZEITUNG vom 20./21. 6. 2020. Sowohl die graphic novel wie die Gesamtausgabe der Gedichte war im Ressort Kultur auf einer ganzen Zeitungsseite angekündigt!
Ein schöner Vers, den ich noch nicht gekannt hatte, fiel mir auf:
Bin eine von den Oftgeküßten
In meinen kleinen Mädchenbrüsten
Auch all dein Leid verborgen ist.

Elis K. hat das Cover meines Büchleins Hass Entgiftung unter Verwendung einer Fotografie von Emmy Hennings gestaltet.





Dienstag, 16. Juni 2020

Schon jemanden denunziert heute?


„Die deutsche Form der Revolution ist die Denunziation“, folgert Gottfried Benn aus seinen Erfahrungen.
Auch ich habe es erlebt, dass ich von einem kultur-revolutionären Eiferer denunziert worden bin. „Hoffentlich wirst du von Putin gut bezahlt“, schrieb mir ein Freund. Ich hatte veröffentlicht, dass die Strategie zuerst Zugriff auf die Ukraine, dann auf Russland, bereits zum dritten Mal in hundert Jahren unsere Außenpolitik bestimmt. Das kaiserliche Heer wollte die Versorgung der deutschen Bevölkerung mit Lebensmitteln sichern, Hitlers Wehrmacht die Energieversorgung ihrer motorisierten Einheiten im Rassenkrieg. Letztlich aber hatten es die deutschen Strategen auf Russland und seine Ressourcen abgesehen.
Der erste Versuch scheiterte an Lenin, der zweite an Stalin, der dritte an Putin. Die drei werden in unseren Medien nicht dafür gelobt, sie werden als verachtenswerte Hassobjekte dargestellt.
Dafür habe ich Belege genannt.
Mein langjähriger guter und persönlicher Freund war zu dem Schluss gelangt, ich müsse mich als Influencer an den Kreml verkauft haben – gutmütig wünschte er mir, dass ich einen guten Preis erzielt hätte.
Zuerst hielt ich es für einen Scherz. Ich habe mich noch nie in meinem Leben als Mitmaul verdingt. Angebote gab es und nötig wäre es auch manches Mal gewesen – aber es kam niemals für mich in Frage.
Darauf schrieb mir der Freund, meine Leugnung sei ja gerade der Beleg dafür, dass ich mich verdingt habe. Als Verbreiter russischer Propaganda müsse ich sogar ganz unbedingt leugnen, in Putins Dienst getreten zu sein.
Er meinte es ernst, der Witzbold.

Und wen habt ihr heute schon denunziert? Donald Trump ist gewiss Kandidat wie jeden Tag, Putin, Assad, Erdogan, Boris Johnson … Und ich, weil ich diesen post ins Netz stelle?


Mittwoch, 3. Juni 2020

Strafrede


Ich würde gerne einmal zusammenschreiben, weshalb ich Donald Trump bekämpfen soll - und das, obgleich ich keinerlei Einfluss auf die Präsidentenwahlen in USA nehmen kann.

Sicher ist Trump vorzuwerfen, dass er noch keinen Krieg geführt hat. Da war Obama doch ein anderer Kerl, er führte Krieg in sieben Staaten. Speziell in Afghanistan zeigte er den Terroristen, wo der Hammer hängt, und steigerte die Truppenzahl auf 50 000 (der surge!). Hat zwar nicht geklappt, aber jedenfalls, die Geste war eindrucksvoll!
Dann seine Administration. Die Außenministerin lachte hell auf, als sie den Lynchmord an Gadafi erwähnte. Falls man sie zur Präsidentin wähle, versprach sie die Zerstörung der syrischen Infrastruktur, um Assad zu demonstrieren, wem er zu parieren habe, jedenfalls nicht dem Russki. Trump hingegen schickte nur ein einziges Mal Cruise Missiles – und es gab nicht mal Tote, nur Trümmer.
Dann diese abwegige Neigung Trumps, Russland als Partner sehen zu wollen! War er mit Putin im Bett?, die Frage ist in USA gestellt worden, von stand-up-comedieans, man macht ja mal einen Scherz.
Und die Frauenfeindlichkeit! Trump hat vor dreißig Jahren in privatem Kreis erklärt, dass Macht sexy mache. Das hat zwar auch schon Henry Kissinger gesagt, aber er hat sich auch sonst als ganzer Kerl erwiesen: Chile, Irak! Allende, Saddam!
Trump hingegen will raus aus Afghanistan, aus Syrien, womöglich aus dem Irak: ein Trauerspiel. Es begünstigt den chinesischen Diktator. Obama hatte es besser gewusst und einen pivot to china angekündigt. Es wurde nichts draus, aber das war noch etwas!
Weit ist es seither gekommen mit dem land of the brave and the home of the free. Man mag gar nicht mehr fortfahren und die übelste Schote am liebsten vergessen: Trumps Homophobie - arglistig versteckt hinter der musikalischen Untermalung seiner Versammlungen: Drei Nummern von Elton John zur Einstimmung! Einstimmung? Irreführung! Aber das schafft er nicht. Er schafft es nicht. Meine Stimme bekommt er nicht im November! Selbst wenn ich einen zweiten Pass in der Schublade hätte, der mir die Bürgerrechte auch in USA garantiert, würde ich Trump nicht wählen!
Als Literat bin ich ein Mann des Wortes, und Trumps Sprache ist so gewöhnlich, dass die Menschen in den fly-over-states ihn verstehen: populistisch drückt er sich aus. Das ist mein Duktus  nicht! Ich liebe das gepflegte Englisch, in dem Hilary Clinton formulierte, die Menschen im Mittleren Westen steckten im basket of deplorables fest und könnten im Wahlkampf übergangen werden.
Anstatt nun naiv zu vermuten, dass die Deplorablen das übel nehmen konnten, neigen wir zu der Auffassung, dass Trumps Schmusebär Putin den Wahlverlust der Kandidatin verursacht haben muss. Es geht hier um Wahrscheinlichkeiten! Hilary hatte 1,2 Milliarden Dollar für ihren Wahlkampf ausgegeben, da konnte sie gar nicht verlieren! Wir verstehen es nicht oder nur im Zusammenhang mit dem Einfluss des Kreml und seiner Trolls.
„You are my sunshine, My only sunshine, you make me happy, when skies are grey!“ So die Staatshymne ihres heimischen Arkansas. MAN HAT UNS UNSEREN SONNENSCHEIN WEGGENOMMEN! Ach was: gestohlen!
Eine vergleichbare Furchtbarkeit erleben wir im aktuellen Wahlkampf. Donald Trump hat Gewaltexzesse am Rand von Demonstrationen der Antifa zur Last gelegt und angekündigt, er werde sie auf die Liste der Terrororganisationen setzen lassen.
Wie man mit den Aktivisten der Antifa richtiger umgeht, hat ein Spitzenmnn meiner Partei, Olaf Scholz, vorbildlich demonstriert. In Hamburg beim G20-Gipfel brannten Arbeiterautos und Arbeiterwohnungen, Polizisten landeten im Krankenhaus.  Von den Tätern ist keiner bestraft worden. Die Opfer halfen sich selbst. So macht man das Mister Trump, du wiedergeborener Dschingis Khan!
Olaf Scholz hat zu mäßigen gewusst. Und du, Trump, schickst Militär! Pfui, pfui und nochmals pfui.





Samstag, 7. März 2020

Mein neues Buch - für den Müll?




Mein neues Buch Hass Entgiftung kann Leben retten. Hass ist eine Betäubungsdroge und gefährlicher als jede andere. Teils wird sie kostenlos geliefert und oft mit dem Argument beworben, sie sei unverzichtbar. Suchtkranke akzeptieren das bereitwillig. Manche sterben lieber, als auf ihre tägliche Dosis zu verzichten und die Entzugserscheinungen zu ertragen. Sie sagen „No no no!“ zu Entgiftungsvorschlägen. Für sie ist mein Buch für den Müll.