Samstag, 22. Januar 2022
Der Papst unter Feuer
Aus meinem Roman SARX, Seite 104
Ein Diskussionsbeitrag
… „Die Öffnung der Kirche zur Welt beim Zweiten Vatikanischen Konzil von 1962 bis 1965 hat uns geprägt. Und natürlich der Aufbruch der studentischen Jugend von 1968, die Neuentdeckung von Soziologie und Psychologie. Gerade dafür, dass wir uns dem Anspruch der Wissenschaft verpflichtet wussten, werden wir jetzt mit so bitteren Vorwürfen überhäuft. Es waren ja nicht die reaktionären Prälaten, es waren die modernen Bischöfe und Pfarrer, die pädophile Priester abgeschirmt haben. Heute heißt es, man hätte sie in den Knast stecken müssen. Geduldet oder gar gutgeheißen haben wir das Rumspielen von Priestern an Schutzbefohlenen niemals. Aber wir meinten, und da schließe ich auch mich selbst keineswegs aus, dass zehn, zwanzig oder meinetwegen hundert Stunden Psychotherapie genügen würden, und der Mann wäre gesund. Der tut es nie wieder, glaubten wir.“
Der Onkel fragte, ob kriminell veranlagte Menschen sich überhaupt grundlegend ändern können.
Meilus antwortete mit einer Bestimmtheit, die Marten überraschte und für einen Augenblick auch fesselte.
„Ich mache mir da keine Illusionen mehr. Sexualstraftäter sind ganz schwer von ihrer Veranlagung wegzubringen.“
„Weiß man das oder vermuten Sie es nur?“
„Es ist ein Erfahrungswert.“
Niemand stolpert
Die Selbstzerstörung Europas im ersten Krieg gegen Russland führte dazu, dass England seine Vormachtstellung auf- und an die USA abgeben musste.
Die Selbstzerstörung Europas im zweiten Krieg gegen Russland hatte zur Folge, dass England sein Empire verlor und die USA ihr Weltreich des Dollars errichteten.
Die Selbstzerstörung Europas im dritten Krieg gegen Russland lässt die Ausweitung des US-Weltreiches über die materiellen Grenzen hinaus in die digitale Welt erwarten.
Am ersten Krieg war Deutschland maßgeblich, am zweiten führend beteiligt; an der Vorbereitung des dritten kann es nur noch als Hilfskraft mitarbeiten.
Der erste Versuch hat Deutschland um große Gebiete gebracht, der zweite um sein moralisches Ansehen; der dritte wird Deutschlands Entkräftung offenlegen.
Es erheben sich warnende Stimmen, man stolpere womöglich wie im Sommer 1914 in einen Krieg hinein, den keiner wolle. Das ist ein Irrtum. Die ersten zwei Kriege haben Europa an den Rand des Weltgeschehens befördert und die USA in dessen Machtzentrum. Der dritte Krieg kann erwünscht sein, wenn man die Hegemonie der USA für unverzichtbar hält.
Wir Deutschen sollten uns daher nicht damit trösten, man stolpere womöglich in einen Krieg hinein und dafür sei dann niemand verantwortlich. Der dritte Krieg gegen Russland ist eingeplant. Provokationen sollen ihn auslösen. Kosten-Nutzen-Rechnungen ergeben die Rentabilität.
Montag, 13. Dezember 2021
Denkanstöße
Denkanstöße
Wie die meisten Deutschen leide ich unter dem Bewusstsein, trotz Zugang zu den sozialen Medien gegen die Kriegspropaganda der Mainstream-Medien völlig hilflos zu sein. Beizeiten habe ich meine Partei immer wieder auf die Gefahren hingewiesen, die unsere militärischen Interventionen für viele Staaten, Bevölkerungen, auch für deren Flora und Fauna, also für Ernten und die Tierwelt bedeuten. Ich konnte ein Papier dieses Inhaltes meiner Bundestagsabgeordneten übergeben – sie ist jetzt Bundestagspräsidentin, wird mir aber ähnlich antworten wie seinerzeit: Sie sei nicht zuständig.
Niemand, den ich erreichen könnte, ist zuständig. Ich kann darauf hinweisen, dass die Drohung der Brüsseler Europäischen Union und der Nato, Russland durch Umzingelung und Aushungerung seiner Bevölkerung zur Kapitulation zu zwingen, nicht neu ist. Die gewaltige Kriegsmaschine der Nazis hat es mit Leningrad soweit gebracht, eine der schönsten europäischen Städte zu einem großen Teil zu zerstören und in einen Friedhof zu verwandeln – den erhofften Sieg hat es der Wehrmacht nicht gebracht.
Und auch der aktuelle Versuch, Russland durch Isolation westlichen Interessen zu unterwerfen, wird nicht gelingen. „Das schärfste Schwert gegen Russland“, so titelt die Frankfurter Allgemeine am 8. Dezember 2021 auf Seite 8 einen Bericht nicht aus Washington, sondern aus Brüssel – „Der Westen erwägt, das Land vom Zahlungsverkehr abzuschneiden“. Das schärfste Schwert soll Russland in die Wehrlosigkeit zurückwerfen, in der es sich befand, bis der Vormarsch der Nazi-Kriegsmaschine vor Moskau gestoppt wurde.
Es ist schauerlich, dass die denkbar wüsteste Strategie wieder aufgenommen wird.
Tun kann ich dagegen nichts. Ein Beitrag wie dieser wird eher auf feindselige Ablehnung stoßen als auf Interesse, fürchte ich.
Die Frage, was ich irgendwann ausrichten könnte, beschäftigt mich dennoch.
Montag, 15. November 2021
Propaganda - hoffentlich erfolglos
Am 9.November 2021 hat die New York Times einen Artikel über die verschiedenen Protestbewegungen in den USA veröffentlicht: „Why Wokeness Will Fail“. Es habe in der Geschichte des Landes zwei Formen großer Protestbewegungen gegeben. Der Ruf nach Abschaffung des Althergebrachten richte sich gegen das System als Ganzes, dem keinerlei Lernfähigkeit zugetraut wird. Das sei stets gescheitert, stellt Bret Stephens fest. Die andere Form baue auf dem bereits Erreichten auf und entwickle – darauf fußend – die als notwendend erkannten Reformen.
Nur die zweite Form habe sich in der Geschichte der USA bewährt. Für die Abschaffung der Polizei finde sich keine Mehrheit, wohl aber dafür, dass sie sich nicht von rechtsfremdem Rassismus leiten lasse. Stephens nennt andere Beispiele, mir erscheinen sie einleuchtend.
Ich habe die Argumente aber auch sehr hilfreich gefunden. Die Sozialdemokratie hat gegenüber den radikalen Linken und Rechten bei den Wahlen zum Bundestag 2021 eine Mehrheit des Wählervolks überzeugen können. Sie bricht weder mit der Politik der Abschreckung eines Helmut Schmidt, wie es die radikal Linken fordern, noch mit der Friedenspolitik Willy Brandts und Egon Bahrs, was die radikalen Rechten beklagen („Dann gute Nacht“, kommentierte der Ressortchef für Außenpolitik der FAZ.
Das Althergebrachte soll nicht abgeschafft, als notwendend Erkanntes soll trotz der übermächtigen Propaganda von Finanzinteressen mutig umgesetzt werden. So das Versprechen.
Ein ganz anderes Beispiel aus meiner privaten und beruflichen Erfahrung. Eine Freundin von mir lehnt sowohl die SPD ab wie einen Autor, den ich sehr schätze: Thomas Mann. Sie fühlt sich von Thomas Manns älterem Bruder Heinrich angesprochen – ich nicht. Das sind persönliche Reaktionen.
Überpersönlich wird es interessanter. Weshalb wird Thomas Mann als Jahrhundert-Schriftsteller bezeichnet und nimmt eine herausgehobene Stellung ein gegenüber nicht nur Heinrich Mann, auch im Vergleich zu seinerzeit sehr erfolgreichen und angesehenen Kollegen wie Lion Feuchtwanger und Franz Werfel? Thomas Mann wird mit Goethe auf eine Stufe gestellt, gilt als „Kanon“, andere nicht. Woran liegt das?
Thomas Mann hat Gegensätze nicht geleugnet, sondern war stets neugierig auf die Art, wie sie sich gegenseitig be-
dingen und zur Weiterentwicklung hindrängen. Feuchtwanger hat Hitler als ekelhaften Kerl beschrieben, Thomas Mann spricht vom „Bruder Hitler“. Werfel sang „das Lied von Bernadette“, Thomas Mann suchte den Mythos von „Joseph dem Ernährer“ im Ursprung unserer Religion.
Thomas Mann war Instinkt-Dialektiker. Das machte ihn zum Realisten und Humoristen. Ich lese das lieber als nackten Hass oder unkritische Verehrung.
Rezepte gibt es nicht, wir erleben Entwicklungen.
Samstag, 14. August 2021
Nicht ohne meine Kenntnis
Inschrift aus dem Holocaust Memorial in Washington DC:
Remember: it didn’t start with gas chambers. It started with one party controlling the media. One party deciding what is truth. One party censoring speech and silencing opposition. One party dividing citizens in „us“ and „them“ and calling on their supporters to harass „them“. It started when good people turned a blind eye and let it happen.
(gefunden bei think-again.org)
Dienstag, 22. Juni 2021
Wahlkampf für die SPD
Als Mitglied bin ich aufgerufen, im Hinblick auf die Bundestagswahlen zunächst die Kandidaten zu unterstützen, die sich hier in Duisburg (wieder) um ein Direktmandat bemühen. Nichts leichter als das.
Unser sozialdemokratischer OB Sören Link garantiert seit Jahren, dass Duisburgs Innenhafen über die Neue Seidenstraße an den Weltmarkt angeschlossen ist. Nicht nur die Stadt, die ganze Region profitiert – und Duisburg selbst sogar ganz besonders. Duisburg soll „smart city“ – nämlich digitalisiert – werden. Kohle und Stahl allein ernähren uns nicht mehr, wir brauchen den ständig steigenden Schienenverkehr aus und nach China. Der größte Binnenhafen der Welt schafft gutbezahlte Arbeitsplätze.
Das ist eine unstrittige Tatsache.
Ein wichtiger Umschlag- und Verladeplatz für die vielen Containerzüge liegt auf dem Gebiet in Kasachstan, wo die Uiguren wohnen. Die Bevölkerung dort bekommt mehr Zugang zu medizinischer, wirtschaftlicher usw. Versorgung als andere Regionen. Mehr Zugang zu Bildung durch allgemeine Schulpflicht, zu guten Arbeitsplätzen. Moscheen werden modernisiert und neue gebaut, muslimische Geistliche nach den Vorgaben der Al-Aksa-Moschee in Kairo ausgebildet. Die Bevölkerungszahl steigt, die Bildung steigt, die Einkommen steigen.
Das alles soll der westlichen Propaganda entgegen wirken, die uns einredet, steigender Wohlstand und steigende Lebenserwartung seien kultureller Völkermord. Tatsächlich handelt es sich um Washingtons Versuch, die Neue Seidenstraße zu zerstören, an deren Erhaltung wir interessiert sein müssen.
Ebenso wichtig für uns Bürger ist die Regierungsbeteiligung der SPD im Bund. Nur sie garantiert, dass wir weiterhin preiswert heizen können. Durch „Gesprächsbereitschaft“ mit Russland stellen wir klar, dass die Gasleitung Nordstream 2 fertig gebaut wird und offen bleibt. Das ist für jeden Deutschen wichtig, der schon einmal im Winter gefroren hat.
Man redet uns ein, wir müssten in Weißrussland einen Regierungswechsel erzwingen, um dort zu bekämpfen, was im Presseclub der ARD als Staatsterrorismus bezeichnet wurde.
Doch Regimewechsel führen oft nicht zum erwünschten Erfolg. In der Frankfurter Allgemeinen vom 12. Juni lese ich: „Man könne nicht anstelle souveräner Staaten für politische Stabilität sogen, sagt Macron und zieht damit eine Lehre aus den vielen gescheiterten Interventionen der vergangenen Jahre. In der Tat stellt sich nicht nur in Mali die Frage, ob die transformatorischen Ziele der großen Friedenseinsätze je realistisch waren.“
Aber es geht wohl auch gar nicht um die Unterstützung prodemokratischer Aktivisten, sondern um die große Umlade-Station der Neuen Seidenstraße nahe Minsk.
Es geht also wieder um uns Duisburger und das Gedeihen unseres Innenhafens. Und um uns Deutsche, die wir nicht frieren wollen.
Wer will uns überzeugen, wir müssten die SPD aus der Bundesregierung entlassen? Die eingeschworenen Transatlantiker. Haben sie zur Kenntnis genommen was vor einer Woche in Washington geschehen ist? Am 16. Juni hat der US-Kongreß mit großer Mehrheit einen Antrag eingebracht, militärisches Abenteurertum zu beenden. Als Beispiel zitierte der Sprecher die Dronen-Attacke, die den iranischen General Quassim Soleimani im Januar 2020 tötete.
Mittwoch, 5. Mai 2021
Dekonstruktion eines Kriegsspiels
„Ein Manöver wie lange nicht mehr“ meldet die FAZ heute, 5. Mai 2021, auf Seite 6 im Heft „Politik“.
Der Oberbefehlshaber der amerikanischen und der NATO-Truppen in Europa, General Tod Walters, übt mit 28000 Soldaten aus 26 Staaten „das gewaltsame Eindringen aller Waffengattungen in von feindlichen Kräften beherrschtes Gebiet“. Er heißt tatsächlich „Tod“,
Hi Toddy!, rufen ihn seine Freunde, nehme ich an - und spricht mit erfreulicher Offenheit von „joint forcible entry“.
Die amerikanischen Streitkräfte und ihre Verbündeten haben die Großübung Defender Europe 21 am gestrigen Dienstag begonnen und werden sie bis Mitte Juni fortsetzen.
Laut FAZ werden die Truppen „die Verteidigung der NATO an ihrer östlichen Flanke üben“.
Nun ist die NATO aber kein Staat, sondern eine Organisation mit Sitz in Brüssel. Niemand attackiert sie militärisch, und gar an einer östlichen Flanke, wo sie verteidigt werden müsste! Und das gewaltsame Eindringen auf ein Gebiet, das von anderen als den eigenen Kräften beherrscht wird, kann eigentlich nicht als Verteidigung bezeichnet werden. In der üblichen Alltagssprache nennt man das einen Angriff.
Freilich ist die NATO ein Verteidigungsbündnis. Deshalb ist Kreativität gefragt. Bezeichnen wir das gewaltsame Eindringen also vorwegnehmend als Vorwärtsverteidigung! Ist das ein spin, wie wir ihn aus der englischsprachigen Welt von den spin doctors kennen? Oder ein Narrativ, wie deutsche Medien gern sagen? Oder eine semantische Problematik, was die Germanisten beschäftigen würde? Eventuell wäre die Klärung erst vom französischen Strukturalismus, Unterabteilung Dekonstruktion, zu erwarten!
Dekonstruktion meint Zerlegung. In Einzelteile. Diese können neu zusammengesetzt werden. Wie, das hängt von der Einsicht, dem Willen und auch den Wünschen des Dekonstrukteurs ab.
Der Schwerpunkt der Großübung liege auf Südosteuropa, steht in der FAZ. Klar ist damit der Feind, dessen Gebiet wir vordringend zerlegen. Und zwar mit der auftragsgemäßen Absicht, uns zu verteidigen. Der Feind wird das richtig verstehen. Vorwärtsverteidigung als Aggression mißzuverstehen, wäre eine Unzartheit!
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