Samstag, 22. Januar 2022
Der Papst unter Feuer
Aus meinem Roman SARX, Seite 104
Ein Diskussionsbeitrag
… „Die Öffnung der Kirche zur Welt beim Zweiten Vatikanischen Konzil von 1962 bis 1965 hat uns geprägt. Und natürlich der Aufbruch der studentischen Jugend von 1968, die Neuentdeckung von Soziologie und Psychologie. Gerade dafür, dass wir uns dem Anspruch der Wissenschaft verpflichtet wussten, werden wir jetzt mit so bitteren Vorwürfen überhäuft. Es waren ja nicht die reaktionären Prälaten, es waren die modernen Bischöfe und Pfarrer, die pädophile Priester abgeschirmt haben. Heute heißt es, man hätte sie in den Knast stecken müssen. Geduldet oder gar gutgeheißen haben wir das Rumspielen von Priestern an Schutzbefohlenen niemals. Aber wir meinten, und da schließe ich auch mich selbst keineswegs aus, dass zehn, zwanzig oder meinetwegen hundert Stunden Psychotherapie genügen würden, und der Mann wäre gesund. Der tut es nie wieder, glaubten wir.“
Der Onkel fragte, ob kriminell veranlagte Menschen sich überhaupt grundlegend ändern können.
Meilus antwortete mit einer Bestimmtheit, die Marten überraschte und für einen Augenblick auch fesselte.
„Ich mache mir da keine Illusionen mehr. Sexualstraftäter sind ganz schwer von ihrer Veranlagung wegzubringen.“
„Weiß man das oder vermuten Sie es nur?“
„Es ist ein Erfahrungswert.“
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