Dienstag, 7. November 2023
Sprung ins Leere
Sanft oder hart?
Zuletzt betrugen die Staatsschulden der USA 60% vom Bruttoinlandsprodukt, das war 2007. Jetzt betragen sie 100% vom US-BIP. 2007 ist in diesem Zusammenhang ein bedeutsames Datum, die große Finanzkrise meldete sich schon an, beginnend mit der Lehmann-Pleite.
Näheres berichtete die New York Times schon vor einer Woche: "Why Wall Street is so worried about refunding". Man macht sich Sorgen um die Refinanzierung der Schulden.
In dem Bericht steht, es würden noch immer US-Staatsanleihen nachgefragt, aber nicht so viele, wie angeboten seien. Geringere Nachfrage könnte zu Zinserhöhungen ermutigen, die eben noch vermieden wurden. Wer höhere Zinsen für die "Treasuries" erhält, kauft vielleicht welche. Allerdings hat einer der wichtigen Gläubiger, China, bereits mit dem schrittweisen Rückzug begonnen.
Die Financial Times schloss sich an und meldete die bevorstehende Emmission von Anleihen mit nur zwei und fünf Jahren Laufzeit plus hoher Verzinsung. Mögliche Käufer werden so beworben. Hohe Zinsen locken! Die "Bonds" rentieren kurzfristig! Ist das ein Angebot!! Wem wird schon der Mund wässrig? Voranmeldung erwünscht! Doch selbst der "Economist" zitiert neben den üblichen Optimisten auch Skeptiker.
Ich zitiere Raymond Chandler mit seiner Beobachtung, dass nichts so leer wirkt wie ein leerer Swimming Pool. Auch in ein leeres Schwimmbecken kann man reinspringen. Doch aus welcher Höhe man den Sprung ins leere Becken wagt, entscheidet über die Folgen des Aufpralls. Dies im Sinn, fällt mir der seit Wochen meistgebrauchte Begriff aus den Wirtschaftsteilen der Weltpresse ein. Man hofft dort, die Landung möge sanft sein, eine "soft landing". Auszuschließen sei es nicht, glauben Optimisten. Doch mit dem neuen Krieg steigt die Zahl der Skeptiker. Die Financial Times vom 2. November: "Das Lebenswerk des israelischen Ministerpräsidenten war es, die von den USA geforderte Zwei-Staaten-Lösung unmöglich zu machen." Resümee: "Solange Netanyahu bleibt, ist Bidens Präsidentschaft die Geisel eines Mannes, der Wohltaten niemals erwidern wird." Das steht da tatsächlich und wäre vielleicht nicht gar so verwunderlich, wenn es auch von unseren Medien gelegentlich zur Debatte gestellt würde.
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