Freitag, 7. Juli 2023
"...Es ist ein altes Stück..."
Heute früh im TV in eine Diskussion über die "Unruhen" in Frankreich reingehört. Meine Frau machte mich aufmerksam, dass ich den ehrlichen Begriff Anarchie dafür nicht verwenden sollte. Anarchie heißt ja wohl Herrschaftsfreiheit und nicht Gewalttätigkeit. Überprüfte daraufhin Übersetzungen der Antigone von Sophokles. Roman Woerner übersetzt: "Viel sind der Wunder, keines doch/Wundernswürdiger als der Mensch.../Mit Witz und Geschicklichkeit schlägt er den bösen bald/Bald wieder guten Weg ein./Und hält er hoch Heimatsitte,/Schwurgetreu heilgem Recht,/Blüht sein Staat! Doch staatenlos ist, in wessen Brust/Empörung wohnt, trotzger Mut./Niemals werd mein Hausgenoß,/Noch heiße, je mir gleichgesinnt, wer sich so zeigt!"
Rudolf Schottlaender übersetzt: "...Sein meisterlich findiger Geist/Braucht Künste, die keiner geahnt,/Zum Bösen heute, zum Guten morgen./Verflicht er drein/Landesbrauch/Und, eidverbürgt,/Götterrecht,/Ragt er im Staat - er verliert ihn, wenn er, Unedlem hold,/Verwegen trotzt./Möge nie/An meinem Herde sitzen, nie/In Eintracht mir verbunden sein,/Wer so handelt." Hölderlins Übersetzung zitiere ich nicht, seine Werke sind leichter zugänglich. Hannah Arendt meinte, sie sei die schönste, ich meine mich jedoch zu erinnern, dass sie am meisten vom Anfang begeistert war, der allerdings wow ist. Naja, immerhin, Hölderlin! Schadewaldt hat auch eine Übersetzung gewagt, die musste ich bestellen.
Scheint mir auffallend, die Aktualität. Das Stück ist doch wohl ca zweieinhalbtausend Jährchen alt!
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