In einem
Fernsehinterview habe ich vor einigen Tagen erstmals einen mir bis dahin
unbekannten Bundestagsabgeordneten reden hören, dessen Ansichten mir sehr
erwägenswert erscheinen: Dr. Alexander Neu.
Neu wurde im
südlichen Nordrhein-Westfalen als Kind jugoslawischer Eltern
geboren und von einem deutschen Ehepaar adoptiert. Er
wuchs in Much auf
und besuchte dort die Hauptschule. Nach dem Abitur 1990
am Anno-Gymnasium in Siegburg,
das er seit 1987 besucht hatte, studierte er Politikwissenschaft in Bonn; dieses Studium
schloss er 1995 ab. Im Jahr 2004 wurde Neu mit einer Arbeit zur
Jugoslawien-Kriegsberichterstattung der Times und
der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in
Politikwissenschaften promoviert. Außerdem
publizierte er bis heute mehrere wissenschaftliche Artikel zur Außen- und
Sicherheitspolitik.
Thema der
Dissertation Neus waren die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der
Berichterstattung der New York Times und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Ein Hauptergebnis des Vergleichs war, dass ihnen die "ethno-zentrische
Perspektive des jugoslawischen Konflikts und der Konfliktursache"
gemeinsam war (Kroaten positiv, Serben negativ), welche sie als einzigen
Deutungsrahmen anboten. Unterschiede lagen darin, dass die FAZ diese
ethnozentrische Perspektive um "Elemente eines zivilisationstheoretischen
Welt-Bildes" (Kroatien hochentwickelt, Serbien zurückgeblieben) ergänzte.
"Dominierender Akteur sei in dieser Perspektive nicht mehr der Staat,
sondern eine zivilisatorische Einheit (die abendländische Zivilisation,
afrikanischer Kulturkreis etc.). Das Milieu wäre nicht mehr die anarchische
Staatengesellschaft, sondern die anarchische Gesellschaft differierender
Zivilisationen, einschließlich des so oft zitierten „Clash of civilizations“.
Aus ideologischer Perspektive diente sie als Ab- und Ausgrenzungsmerkmal
gegenüber der zivilisatorischen oder kulturellen Andersartigkeit." Einen
weiteren Unterschied stelle die Bewertung "der Kroaten" in und
gegenüber Bosnien-Herzegowina dar, wobei die Times die Politik Kroatiens
stärker nach allgemeinen völkerrechtlichen Prinzipien kritisierte. Die FAZ habe
eindeutiger Partei ergriffen, sodass Journalisten sogar mit kroatischen Orden
ausgezeichnet wurden.
Zwischen
2000 und 2002 sowie im Jahr 2004 arbeitete Neu bei der OSZE im
ehemaligen Jugoslawien.
Neu
engagierte sich zunächst in der Partei Bündnis 90/Die Grünen, aus der er 2005 austrat;
anschließend wurde er Mitglied in der PDS, die 2007 zur
Linkspartei wurde. Von 2006 bis 2013 war Neu Referent für Sicherheitspolitik
der Linksfraktion im Bundestag.
Alexander
Neu trat bei der Bundestagswahl am 22. September 2013 als Direktkandidat der
Linken im Wahlkreis Rhein-Sieg-Kreis I an;[dabei
erreichte er als viertbester Kandidat im Wahlkreis 4,7 Prozent aller
Erststimmen Außerdem
stand er auf Platz 10 der nordrhein-westfälischen Landesliste der Linken. Bei
der Wahl gelang ihm über die Landesliste der Einzug als Abgeordneter in den
Deutschen Bundestag. Neu
ist Obmann im Verteidigungsausschuss
des Deutschen Bundestages und
stellvertretendes Mitglied im Auswärtigen Ausschuss.
Im August
2016 hat Neu im Deutschlandfunk zu den Aktivitäten der PKK in der Türkei
gesagt: "Darüber kann man streiten, ob das Terrorismus ist oder nicht. Man
kann auch von Staatsterrorismus sprechen." Dies führte 2017 zu einem
Besuchsverbot bei den deutschen Soldaten im türkischen Konya durch eine
Bundestagsdelegation, zu der auch Neu gehörte.[10]
Zu
einer Veranstaltung „Meinst du die
Russen wollen wollen Krieg?“ lud er mit folgenden Worten ein: Das
deutsch-russische Verhältnis ist elementar für die Sicherheit und den Frieden
in Europa. Nach einer Entspannungsphase nach dem Ende des Kalten Krieges sehen
wir wir seit gut 10 Jahren eine erneute Eskalation zwischen dem von den USA
geführten Westen einerseits und Russland andererseits. Der Westem zeigt
keinerlei Neigung, mit Russland auf Augenhöhe zu kooperieren. Stattdessen wird
durch die NATO- und EU Osterweiterung eine geopolitische Machtverschiebung bis
an die Grenzen Russlands verfolgt. Leider lassen sich die Deutsche
Bundesregierung, fast alle politischen Parteien (mit Ausnahme der DIE LINKE)
und weitere europäische Regierungen bei der Eskalation gegen Russland von den
USA instrumentalisieren.
Übermorgen –
18.09. – wird man ihn, wie ich annehme, auf einer Veranstaltung in Siegburg (nahe
Köln) mit Sarah Wagenknecht kennenlernen und seine Positionen kritisch
hinterfragen können. Sein Wahlkreisbüro befindet sich dort.
Nachdem ich nun
so viel von ihm berichtet habe, möchte ich auch ein paar Worte über mich
anfügen dürfen. Vor wenigen Wochen hat mir der Vorsitzende der Gewerkschaft ver’di
zur 40jährigen Mitgliedschaft gratuliert und sich mit einer Ehrenadel bedankt.
Fast ebenso
lange bin ich Sozialdemokrat und war im Allgäu Fraktionsvorsitzender der SPD im
Gemeinderat.
Politisiert
worden bin ich durch die Studentenbewegung, bin also Alt-Linker.
Die
historischen Ziele der Sozialdemokratie, die sich als Erbe der Arbeiterbewegung
sowohl wie der Aufklärung versteht, teile ich und setze auf die wenigen
Volksvertreter – auch anderer Parteien - , die diese Ziele nach wie vor vertreten.
Sie unterstütze ich, so gut ich kann. Sicherung von Rohstoffen im Ausland und Verteilung
der Beute im Inland kann nicht die Antwort sein.
Hinzufügen
möchte ich auch, dass die Hinnahme bizarrer Sternchen-Durchgenderung unserer
Sprache nicht meine Sache sein kann und wird. Ich bin Gründungsmitglied des
Verbands deutscher Schriftsteller (VS) und habe unsere Sprache vor Verhunzung,
wie sie der rotrotgrüne Senat in Berlin vorführt, zu bewahren.
Außerdem ist
davor zu warnen, in einen einzigen Mann wie Dr. Neu allzuviel Hoffnung zu
investieren. Haben wir nicht, wenn auch aus der Ferne, auf Bernie Sanders
gehofft? Und was hat er getan? Alles ist möglich, nicht nur Wünschenswertes.
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