Donnerstag, 1. April 2021
Bin ich naiv?
Abonnement gekündigt
Seit Mai vorigen Jahres bin ich Abonnent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung plus Frankfurter am Sonntag gewesen. Ich habe einen Rabatt genutzt und auf ein Jahr abgeschlossen. Dieses Abo habe ich jetzt gekündigt. Der Grund ist, dass die Redaktion in jeder Ausgabe dazu aufgerufen hat, mir Schaden zuzufügen.
Schaden zugefügt werden soll mir auf vielfältige Weise. Die Stadt Duisburg, in der ich seit einigen Jahren wohne, soll keine smart City werden, denn dazu muss sie mit dem chinesischen Unternehmen Huawei zusammenarbeiten. Das sei für uns Bürger gefährlich, wir würden ausgespäht.
Schaden soll ich erleiden müssen auch als Bewohner der Region Niederrhein. Sie ist über den weltgrößten Binnenhafen aus drohender Verarmung gerettet worden. Doch durch die Anbindung an die Neue Seidenstraße seien wir in Abhängigkeit von China geraten. Das Gemeinwohl erfordere sowohl den Verzicht auf die smart City wie auf weltweite Handelswege.
Dass ich für meinen Zwei-Personen-Haushalt billiges Heizgas beziehen will, sei falsch. Preiswertes Gas aus Russland trage zur Finanzierung von Moskauer Aggressionen bei.
Das Gemeinwohl erfordert den sofortigen Stopp von Nordstream 2. Teures Gas aus USA darf mich nicht schrecken oder gar überfordern. Es sei ein Opfer für unsere Sicherheit, die USA beschützen uns vor „Putin“.
Geschädigt fühle ich mich auch als Leser der Zeitung. Sie ist langweilig geworden. Friederike Böge berichtet in jeder Ausgabe, weshalb es keinerlei Grund gibt - nicht einen, gar keinen! – den Chinesen Stolz auf ihre Leistungen zuzubilligen. Oft sind es mehrere Artikel, die mir das einhämmern.
Reinhard Veser und Peter Sturm schreiben oft über und immer (immer!) gegen Russland. Dass sowohl China wie Russland gegen die deutsch-japanische Kriegs-„Achse“ gekämpft haben, findet keine Erwägung.
Geschädigt fühle ich mich durch die Zeitung, weil die Kollegen Redakteure mich nicht informieren, sondern propagieren. Sie schlagen die Kriegstrommel so dröhnend laut, dass es nicht überhört werden kann. Das wäre nun freilich der größte Schaden, der mir zugefügt werden kann – wenn tatsächlich neue Kriegszüge abverlangt würden. Auch ich hätte sie mitzufinanzieren. Mein Gewissen sträubt sich dagegen. Die Zeitung weiß das und liefert vorsorglich Argumente: Ich sei naiv oder sogar ein vom Feind gekaufter Söldner (das Wort ist gefallen!).
Ein Jahr wird es im Mai sein , dass ich mich so schädigen und beleidigen ließ und auch noch dafür bezahlt habe. Vielleicht haben die Frankfurter recht und ich bin tatsächlich „naiv“.
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