Montag, 7. August 2023

And the world stood still

„Dieser Abend und dieser Morgen sind die Bestätigung eines ganzen Lebens. Eine im Grunde nie erwartete Bestätigung. Als der Kellner Deinen Namen sagte..., war es als stünde plötzlich die Zeit stille. Da kam mir blitzartig zu Bewußtsein..., dass mich der Zwang des Impulses (trotz aller Vorbehalte hierher zu kommen), nachdem (Hugo) Friedrich mir die Adresse (dieses Hotels) gegeben hatte, gnädig bewahrt hat, die einzig wirklich unverzeihliche Untreue zu begehen und mein Leben zu verwirken.“ Das schreibt die vierundvierzigjährige Hannah Arendt im Februar 1950 an den einundsechzigjährigen Martin Heidegger. Sie hatte lange mit sich gerungen, ob sie ihren einstigen Geliebten und Lehrer aufsuchen solle. Nun traten sie sich im Foyer eines Freiburger Hotels gegenüber, aus gegensätzlichen Welten kommend. Und inmitten eines von Bitterkeit durchzogenen Gesprächs über vergangene Zeiten flammten alte Gefühle wieder auf. Eine jüdische Intellektuelle liebt einen Philosophen, der mit den Nationalsozialisten sympathisiert hatte? Ein Stoff, der zur Polemik reizt, der Romanschriftsteller und Theaterautoren bis heute anregt. Eine Geschichte, die der Nachwelt Rätsel aufgibt... Im Herbst 1924 war die junge Königsbergerin Hannah Arendt mit einer Gruppe gleichgesinnter Freunde nach Marburg an der Lahn gekommen. Sie war dem Gerücht gefolgt, dass man an der dortigen Universität bei einem jungen Philosophen das Denken lernen könne. Heidegger galt zu dieser Zeit als Rebell unter den Philosophen. Er wollte, zusammen mit seinem Freund Karl Jaspers, die Philosophie und die Universität von Grund auf erneuern. Der junge Hochschullehrer verliebte sich in die bildschöne intelligente Studentin. Man schreibt das Jahr 1925.

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