Montag, 30. November 2020

Ein Krieg hat begonnen

ES GIBT EIN DRITTES Als das Habsburger Kaiserreich sich von Serbien in seiner Existenz bedroht fühlte, stellte es den Serben ein Ultimatum, das diese nicht annehmen konnten. Wien fragte beim verbündeten Berlin an, was die Deutschen im Fall einer gewaltsamen Auseinandersetzung tun würden. Der Kaiser gab Handlungsvollmacht und sicherte den Österreichern Beistand in jedem Fall zu, sprach von Bündnistreue. Man war in Berlin überzeugt, dass die Serben um eine Kapitulation nicht herumkommen würden, sei waren umsoviel schwächer. Doch Russland sicherte den Serben Unterstützung im Kriegsfall zu. Bündnisverträge wurden ausgelöst. Ein Weltkrieg begann. Israel stellt dem Iran, von dem es sich in seiner Existenz bedroht fühlt, ein unannehmbares Ultimatum nach dem anderen. Israel fühlt sich durch Beistandsgarantien auch wieder vonseiten Berlins abgesichert. Zusätzlich durch die USA beschützt, wird der Iran für wehrlos gehalten. Allerdings haben auch wieder Russland und vor allem China ihr Interesse am Iran erklärt und bereits gemeinsame militärische Manöver im vorgelagerten Golf durchgeführt. Die Warnung wird in Israel ignoriert. Die Machtverhältnisse sind klar. Iran muss kapitulieren – wie Serbien vor hundert Jahren. Tertium datur – Es gibt ein Drittes – ist der Titel der ersten nach Tonbandprotokollen veröffentlichten Vorlesung des Berliner Professors Klaus Heinrich – am 25.11.2020 meldete die FAZ seinen Hinschied.

Freitag, 6. November 2020

Gegen alle Chancen, um jeden Preis

Gegen alle Chancen, zu jedem Preis! Vor 70 Jahren hat die chinesische Volksbefreiungsarmee die amerikanischen Streitkräfte von der chinesischen Staatsgrenze zurück auf den 37. Breitengrad gedrängt. Das war ein beinahe tollkühnes Unternehmen, denn die verbündete Sowjetarmee stand in Europa und die US Army war materiell weit überlegen. Zwei chinesische Kommandeure haben sich denn auch geweigert, ihre Truppen gegen die Amerikaner zu führen – das habe ich in dem Band Weltordnung von Henry Kissinger gelesen. Mao Tse Tung befragte Chu En Lai. Der sagte, US-Truppen direkt an unserer Staatsgrenze – das würde bedeuten, dass wir erpressbar wären. So blieb es bei dem Befehl. Bekanntlich war das Unternehmen erfolgreich. Daran hat Xi Jinping zum kürzlichen Jahrestag der Aktion erinnert und erklärt: Die Erinnerung an unsere gefallenen Helden gebietet es, dass wir auch heute jederzeit bereit sind, unsere Staatsgrenzen zu verteidigen, und zwar „against all odds and at any price“ (ich bekomme China Global News auf englisch). Das ist eine gewaltige Ansage. Sie gewinnt an Gewicht, wenn wir bedenken, dass Wladimir Putin vor kurzem sagte, er könne sich eine strategische Partnerschaft der Russischen Föderation mit der Volksrepublik gut vorstellen. In unseren Medien ist das Thema nicht aufgegriffen worden, und so habe ich mich gefragt, ob unsere Leitmedien vergessen haben, Tatsachen zu diskutieren, anstatt Gesinnungstreue anzumahnen, wie üblich.