Donnerstag, 5. Oktober 2023

Im Rückspiegel der Geschichte

Schwer zu übersetzen: "Prescience shows only in history's rearview mirror". Gemeint ist einfach: Im Rückblick ist zu erkennen, dass Katastrophen klar vorhersehbar waren - aber leider nur von wenigen. Anfang 1941 hat der US-Botschafter in Japan, Joseph Grew, Washington gewarnt, dass ein Überraschungsangriff auf Pearl Harbour drohe. Der Ökonom Roger Babson hatte 1929 einen unmittelbar bevorstehenden Zusammenbruch des New Yorker Aktienmarktes vorhergesagt. Bekanntlich ist die Weltwirtschaft nach dem Schwarzen Freitag dennoch zusammengebrochen und hat der Überfall auf Pearl Harbour die amerikanische Pazifikflotte fast vernichtet. Der Grund ist darin zu suchen, dass die Unheilspropheten zwar Experten waren und auch die Entscheidungszentren erreichten - jedoch widerlegt wurden von anderen Experten, die eine gegenteilige Auffassung vertraten und damit durchdrangen. Das war zu lesen in einem Beitrag der New York Times vom 2. Oktober: "The Secret Memo From The General Who Foresaw Black Hawk Down". Hochinteressant. Tragisches Schicksal des Generals übrigens. Es gibt andere Beispiele mit sogar noch fürchterlicheren Folgen: So war Stalin 1941 aus verschiedenen Quellen vor einem überraschenden Angriff der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion gewarnt worden. Allerdings sprach vieles dagegen und die Überraschung gelang den Deutschen, ein endgültiger Erfolg der Wehrmacht schien fast sicher. Die möglichen Folgen sind derart fürchterlich, dass niemand gerne darüber spricht. Für mich ist es ein Trost, dass rückblickend mir niemand vorwerfen kann, ich hätte vor den klar absehbaren Kriegen nicht gewarnt. Das habe ich seit 2014 getan. Seit damals sind die Kriegspläne des globalen Westens aus den Tatsachen ablesbar gewesen, nur liest eben niemand mehr Tatsachen.

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