Samstag, 11. Juni 2016

Siebenter Brief

Im Jahr 1860 standen die Vereinigten Staates am Abgrund des Bürgerkrieges. Walt Whitman hatte es vorausgesehen und unter der hasserfüllten Propaganda der verfeindeten Lager gelitten. Er warnte und hoffte:
"Staaten! Habt ihr darauf gewartet, von Rechtsgelehrten zusammengehalten zu werden?
Durch einen Vertrag auf dem Papier? Oder durch Krieg?
.... Die einander lieben, sollen unbesiegbar sein..."

Runde sechzig Jahre später, in seiner Rede "Von deutscher Republik", erklärte Thomas Mann sich tief beeindruckt von diesem Gedicht. Es schien ihm eine politische Lösung für die Probleme Deutschlands zu enthalten und zu helfen, wie ein amerikanischer Autor schreibt: "rebuild the national spirit."
In derselben Rede spricht Thomas Mann vom deutschen Gemütszustand. Diesen müsse die deutsche Jugend wiederherstellen.

Gibt es ihn heute, den deutschen Gemütszustand? Zerrissenheit sehe ich. Innerhalb Deutschlands Unversöhnlichkeit zwischen den politischen Flügeln. Und innerhalb der Europäischen Union Entfremdung zwischen den Staaten.

Auch ein Krieg droht. Von Westen rollen Panzer durch Polen an die russische Grenze wie im Juni 1941. Raketenstellungen werden in Rumänien und Polen installiert.


Sonntag, 5. Juni 2016

Sechster Brief

Mit Datum vom gestrigen 04.06.2016 meldet meine Lokalzeitung, dass noch im Juni eine Nato-Übung "Anakonda" geplant ist, polnische paramilitärische Einheiten sollen sich auf polnischen Truppenübungsplätzen beteiligen.

Nomen est omen. Mit schöner Offenheit gibt die Nato zu, was sie beabsichtigt. Ich zitiere aus Wikipedia:
Die Große Anaconda sei "ein Lauerjäger; die wesentliche Jagdmethode ist offenbar das bewegungslose Warten ..., bis Beute in erreichbare Nähe kommt. Sie ist dabei durch ihre Färbung sehr gut getarnt. Wie alle Riesenschlangen verbeißt sich die Große Anakonda dann in die Beute, umschlingt sie und bringt somit ihren Blutkreislauf zum stoppen, was schnell zum Tod führt. Anschließend wird die Beute mit dem Kopf voran verschlungen."
Also soll vermutlich der Kopf Russlands zuerst verschlungen werden, das sind die Regierungschefs, der verhasste Wladimir Putin und seine Mitarbeiter. 
Ziel dürfte es sein, Russland zur Herausgabe seiner Rohstoffe, und zwar zu unseren Bedingungen, zu nötigen. Wie ich auf diesem Blog schon mehrfach ausgeführt habe, haben sowohl die kaiserliche deutsche Reichsregierung wie Adolf Hitlers Regierung sich darum bemüht. Sie sind gescheitert, weil mächtige Staaten wie die USA, Großbritannien und Frankreich aus begreiflichen Gründen dagegen waren. Jetzt sind sie dafür, und die Nato sieht allerbeste Chancen, dass der erneute Zugriff auf Russlands Ressourcen gelingen wird.
Indem sie Putin - nicht etwa sich selbst - Imperialismus unterstellen, bereiten sie durch die von ihnen mehr oder weniger kontrollierten Massenmedien das öffentliche Klima auf das Endstadium des Würgegriffs vor, den Zerfall Russlands.
Scholl-Latour sprach übrigens noch von einem Zangengriff, in den Russland genommen werde. Den offenen Hohn, einen Würgegriff einzugestehen, hat er anscheinend nicht für möglich gehalten.
Und auch ich finde, es ist kaum zu fassen.

Samstag, 4. Juni 2016

Fünfter Brief

    „Sitte-Konvention-Recht bezeichnet eine Stufenfolge zunehmenden Aufwandes, vorhandene Koordinationsmodi auch gegen Abweichung zu sichern. Bei  Sitte wird von niemand verlangt, dass er mitmache. Bei konventionell garantierten Regeln muss man schon mit Mißbilligung rechnen und bei rechtlich gesicherten Ordungen existiert ein eigens dafür geschaffener Erzwingungsstab, der im Fall der Mißachtung den Regeln Nachachtung verschafft.“
    Thomas Schwinn in  „Verantwortliches Handeln in gesellschaftlichen Ordnungen“.
    Wir befinden uns aktuell im zweiten Stadium. Wer die Konvention der angeblichen Alternativlosigkeit nicht teilt, muss noch nicht mit Kriminalstrafen, jedoch mit Mißbilligung rechnen. Der Übergang zur Strafbarkeit wird zwar gefordert, so in der letzten Wochenend-Ausgabe der Rheinischen Post, aber der Präsident des Verfassungsschutzes hat die Forderung mehrfach abwehren können,eine mißliebige Partei als verfassungsfeindlich einzustufen. Das Amt sei kein Büttel der regierenden Parteien, sagte er. Mit seiner Ablösung ist zu rechnen, meine ich - bin Pessimist geworden, was unsere demokratische Kultur angeht. Ach, wie ists möglich dann, dass ich dich lassen kann, Demokratie - ? Hab dich so herzlich lieb, oder ähnlich heißt es im Lied. Ich höre es mir jetzt an.

    - dies ist ein altes Volkslied aus Thüringen - auch bekannt unter dem Titel "Treue Liebe" oder "Du hast…
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Donnerstag, 2. Juni 2016

Vierter Brief

"A lot of people in the international community are concerned that Japan may be going bust", sagte heute früh in der Presseschau der BBC ein Finanzexperte.
Anlass war, dass Japans Staatschef Abe die angekündigte Umsatzsteuer verschiebt. Es sei nur ein Aufschub, meinte der Experte und führte aus: Japans Wirtschaft stagniere seit zwanzig-plus Jahren. Frauen könnten nicht in den Arbeitsmarekt integriert wreden, weil die Wirtschaft nicht aus der Stagnation heraus komme.
Meines Erachtens müsste unbedingt der Zusammenhang zwischen dem offenbar nicht nur von Trollen befürchteten "bust" Japans und dem erneuerten und verstärkten Militärbündnis mit USA erörtert werden.
Was heißt überhaupt bust? Zusammenbruch, aber was bricht zusammen, bricht ein, bricht auseinander? Der Yen? Oder gerät Japan in den Schuldensumpf hinein, aus dem Griechenland nicht heraus findet? Ich weiß es nicht. Ich muss das auch nicht wissen.
Aber unsere Medien müssten es herausfinden wollen und uns melden. Und uns warnen.

Donald Trump auf einer Wahlkundgebung: "I find the press to be extremely dishonest. I find the political press to be unbelievalbly dishonest."

Im Fernsehen aufgepickt: Clintons Schwiegersohn hat für Goldman Sachs gearbeitet. Als er ausstieg, bekam seine Firma Geld - als Gründungshilfe? Hillary Cl. bekam 675 000 Dollar für drei Reden von Goldm.Sachs.  Das Bankhaus zahlte 1, 6 Millionen für Bill Clintons Reden (insgesamt über wieviel Jahre?). Und spendete 500 000 Dollar für die Clinton-Foundation.
Ob das so stimmt, kann ich nicht beurteilen. Die Kandidatin sagt, sie kämpfe für kleine Leute gegen die Großbanken.
Trump meint: "She's a liar!"

c

Mittwoch, 1. Juni 2016

Dritter Brief

Ein journalistisch interessanter Vormittag! Auf BBC und auf CNN widersprechende Berichte über die aktuelle Offensive der irakischen Armee gegen Falludja.
BBC berichtet, wie unsere Medien, dass der IS in Falludja 50 000 Zuivilisten gefangen hält, und zwar seit bereits zwei Jahren. Dass  diese Zivilisten umgebracht werden, wenn sie sich weigern, an der Seite des IS zu kämpfen. Dass sie im Falle aktiver Verteidigung der Stadt als menschliche Schilder missbraucht werden. Dass aus diesem Grund die Angreifer nicht direkt in die Stadt einmarschieren können.
Im direkten Widerspruch dazu die Berichterstattung auf CNN!
Ein General betont: Falludja war immer eine sunnitische Hochburg. Die sunnitische Bevölkerung hat der irakischen schiitischen Regierung immer misstraut und Widerstand geleistet. Jetzt hat sie Angst, einmarschierenden schiitischen Milizen auf Gnade und Ungnade ausgeliefert zu sein. Sie hält es deshalb mit dem IS auch dann, wenn sie dessen Methoden nicht billigt. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass der IS der Offensive erfolgreich Widerstand leistet und weiterhin leisten wird. Bagdhad habe es bisher nicht (!!) fertiggebracht, „gouvernance“ (Regierungsfähigkeit) über das eigene Staatsgebiet zu beweisen. Die Regierung müsse irakische Truppen, schiitische Milizen und irakische Stammeskrieger zu einer kampffähigen Einheit fügen. Das gelinge nicht. Vielmehr bewege sich der IS über weite Strecken des irakischen Gebietes ungehindert („unabated“). Falls es innerhalb der Stadt Falludja zu Gräueln komme (bloodbath), die nicht mehr erträglich seien, würden die US-Soldaten zögern, in den Kampf einzugreifen, von dem man ihnen gesagt hat, dass sie ihn nicht führen, nur unterstützen sollen. Es könne freilich sein, dass „wir“ die Gräuel derart unerträglich finden, dass die Waagschale sich zugunsten eines Einmarsches von US-Truppen neigen könnte. Die Frage nach der Zukunft der gesamten Region und des Irak sei nicht beantwortbar – es gebe derzeit keine Antwort.    
Eine zivile Analystin teilte diese Meinung und unterstrich, „gouvernance“ (Regierungsfähigkeit) sei in der gesamten Region zusammengebrochen. Deren Zukunft sei ungewiss.

Zwei Meinungen. Nur eine davon – die weniger glaubhafte – erfahren wir von unseren Medien und Politikern. Ist es ein Wunder, dass Journalisten und Politikern immer weniger Vertrauen geschenkt wird?
BBC war schon mal zuverlässiger.

CNN – alle Achtung, ihr habt Mut! 

Dienstag, 31. Mai 2016

Zweiter Brief

Unsere Mainstream-Medien verzichten darauf, uns über allerwichtigste politische Vorgänge zu informieren. Ich spreche vom Inhalt der E-Mails von Hillary Clinton, als sie Außenministerin der USA war. Was darin steht, ist für unsere europäische und deutsche Zukunft von größter Bedeutung. Ich stelle die Inhalte hier nicht dar, sie sind im Internet zugänglich. Mir geht es darum, dass diese Inhalte in unseren Medien nicht diskutiert werden. Wir bekommen nur mitgeteilt, die Mails über ihr privates Handy laufen zu lassen, sei letztlich nichts weiter als ein Formfehler der Außenministerin gewesen.
Die Inhalte legen jedoch den Verdacht nahe, dass Clinton die Vernichtung Syriens als Staat und ebenso die Vernichtung Libyens als Staat geplant hat.
Dadurch wurden Millionen Menschen gezwungen, ihre Heimatländer zu verlassen. Wenn bei uns aktuell ständig über die Flüchtlingskrise geredet wird, wird dieser Zusammenhang nicht erwähnt. Man redet zwar von Bürgerkriegen als Ursache - aber nicht davon, dass die in diesen Staaten latent gewesenen Bürgerkriege bewusst angeheizt worden sind - auf Kosten der Bevölkerungen. Und auf unsere Kosten.
Ähnlich ist der Westen unter Führung der USA in der Ukraine verfahren. Auch dieser Staat ist  mithilfe amerikanischer Stiftungen ins Chaos gestürzt worden.
Am Zerfall Libyens wird Gaddafi die Schuld gegeben. Am Zustand Syriens Assad. Am Chaos in der Ukraine Putin.
Unterstellt, dass diese Schuldzuweisungen nicht ohne Berechtigung erfolgen, so ist doch auffallend, dass jeweils der sehr bedeutende Anteil der westlichen Verursacher verschwiegen wird.
Niemand von uns politischen Laien kennt alle Fakten und kann sie in die richtigen Zusammenhänge einordnen.
Aber den Zustand unserer Mainstram-Medien erkenne ich nur zu gut. Er ist besorgniserregend.
Alle Vergleiche hinken. Aber der Vergleich der Syrienkrise mit der Marokkokrise, die dem Ersten Weltkrieg vorausging, erscheint einleuchtend und sollte als eine sehr ernste Warnung begriffen werden. 1912 wurde der Krieg gerade noch vermieden. Zwei Jahre später haben die Großmächte ihn nicht mehr vermeiden können und wollen. In Europa gingen die Lichter aus.
Ein Krieg gegen Russland würde in der Linie der bisherigen Außenpolitik Hillary Clintons liegen. Wir halten es für undenkbar? Das haben die damals auch gemeint.
Noch einmal könnten in Europa die Lichter ausgehen.

Montag, 30. Mai 2016

Erster Brief an Niemand

Patriotismus aus Zuneigung  – Vaterlandsliebe wie in Reinhard Fendrichs schönem Lied I am from Austria – ist sehr sympathisch! Nicht etwa mit bösartigem Nationalismus zu verwechseln, der für das eigene Land eintritt und gegen anderer Herren (und Bürger!) Länder hetzt!
Nun textet Fendrich im einheitlichen österreichischen Dialekt. Jeder Österreicher versteht und spricht diesen Dialekt. Es existiert eine Einheit der Sprache – bei uns in Deutschland nicht. Friesisch klingt anders als bayerisch! Schwäbisch anders als sächsisch. Hessisch anders als Platt. Wir Deutschen sind ein Konglomerat von unterschiedlichen Stämmen. Die jeweilige tribale Sprache deutet auf unterschiedliches Erbe. Dabei ist es durchaus üblich, dass der Süden den Norden verachtet – und umgekehrt.
Mit mehr Anstrengung als Fendrich müssen wir uns die Liebe zu unserem ganzen Deutschland erst erarbeiten.
Auch Fendrich muss sich um die Liebe zu seinem Land bemühen – indem er stillschweigend akzeptiert, dass der Herr Karl sein Landsmann ist. Dennoch ist ihm die Liebe zu seinem Land Herzenssache. Das sagt der Text deutlich.
Wir haben mehr Mühe aufzuwenden, unser ganzes Deutschland zu akzeptieren. Eine einheitliche Sprache gibt es als Bildungsgut, als Schriftsprache – nicht als volkstümliche, die an jedem Stammtisch zu hören wäre.
Ein bayerischer Stammtisch hört sich anders an als ein schwäbischer. Das weiss ich aus Erfahrung.
Zwischen Do bin ück to Hus und Do bin i dahoam liegen mehrere anderssprachige Bundesländer. Zwischen denen im Norden und den südlichen ist herzliche Verachtung üblich.
Schwäbisch? Der Dialekt bringt Nordländer zum Lachen. Und doch verdanken wir den Schwaben einen Uhland, einen Hauff. Und Hölderlin, Hegel!
Und wem das zu hoch wäre: Häberle und Pfleiderer.
Zudem ist in Österreich ein Begriff von geografischer Einheit verbreitet (nachdem das Kaiserreich verloren ist). Auch davon spricht Fendrichs Text. Die Seen, die Berge …
Bei uns ist es nicht unbedingt üblich, sowohl die bayerischen Alpen wie die große Graue im Norden liebend zu erfühlen. Entweder man mag die Berge oder die See.
Von der Etsch bis an den Belt, das ist ohnehin vorbei.   
Geografische Regionen zum ganzen Deutschland zu rechnen, die verloren sind, wäre kaum sinnvoll. Wer will schon in Polen einmarschieren? Doch könnten die verlorenen geografischen um geistige Regionen ergänzt werden! Königsberg ist nicht mehr deutsch, Kant ist es.  
Österreich ist noch in einer anderen, sehr wichtigen Hinsicht besser dran als wir. Farkas, der große Komiker und Kabarettist, glossiert das, als er gefragt wird, wie sein eben geborener Sohn heißen wird. Er wird heißen, antwortet Farkus stolzgeschwellt, Herr Hofrat Professor Doktor Farkas.
Der Hofrat ist kein verhasster Klassenfeind. Bei uns in Deutschland aber erlebe ich eben jetzt – aktuell – eine geschichtswidrige Hasskampagne gegen Konservative. Sind sie zudem von Adel, wie Beatrix von Storch, werden sie verleumdet.
Die Entfremdung von gerade dem Teil unserer Vergangenheit, den wir hoch achten und von ganzem Herzen lieben dürfen, erschreckt mich. Vergessen ist offenbar, dass Fritz-Dietlof von der Schulenburg auf Anne Lebers Küchentisch saß und ihr den Hof machte, bis ihr Mann eintraf, mit dem er Strategien des Widerstands gegen die Hitler-Barbarei erörterte.  
Man hat zwischen den Ständen geflirtet und geliebt, und man ist den gleichen Tod gestorben, und was für ein Tod war es – den man kommen sah und dennoch riskiert hat, ob Sozi oder Adeliger, Gewerkschafter oder General.
Jetzt ist die Linke stolz auf die Diskreditierung von Konservativen – bis zur Verleumdung.
Krawallmobs der Rechten greifen Flüchtlinge an. Das sei der Grund, heißt es, weshalb         
linke Krawallmobs Abgeordnete und selbst Mitglieder der Rechtsparteien terrorisieren.
Da ich selbst mich zur Linken zähle, bin ich bestürzt über diese Entwicklung.

Niemand scheint sich für meine Bestürzung zu interessieren, sie auch nur ernst zu nehmen.
Nun, vielleicht bist du dieser Niemand. Dann spreche ich nicht ins Leere.