Sonntag, 14. Juli 2024

Nuancen

Generalplan Ost (im Internet zu finden) In über tausend Dokumenten wird dargestellt, was dieser Generalplan vom Juni 1942 vorsah. Die staatliche Existenz der Sowjetunion sollte völlig aufgelöst werden. Ein großer Teil ihres Territoriums, so die baltischen Sowjetrepubliken, Weißrussland, die Ukraine und die Krim völlig eingedeutscht werden. Mir ist aufgefallen, dass diese Ziele der nationalsozialistischen Eliten heute entweder erreicht oder offen angestrebt sind mit der Begründung, sie befänden sich schon im Bereich des Erreichbaren. Dass diese Ziele unbedingt erreicht werden sollten, wird vielfach zum Ausdruck gebracht, am prägnantesten wohl in Formulierungen wie, dass Russland ruiniert werden müsse und diesen Krieg keinesfalls gewinnen dürfe. Als weiteres Kriegsziel wurde die Neuordnung Europas unter deutscher Führung bezeichnet. Die Expansion bis nach Afrika und sogar nach Indien wurde vor allem aus Wirtschaftskreisen befürwortet. Die "Zeitschrift für Politik" im Januar 1942: Es werde „wirklich um die Neuordnung der Welt gerungen“. Die Weltherrschaft war anvisiert – und ist bis auf den heutigen Tag das Ziel deutscher Außenpolitik geblieben, versteckt jetzt unter Forderungen wie Demokratie gegen Autoritarismus. Bekanntlich ist der damalige Versuch Deutschlands und seiner Alliierten am militärischen Widerstand der Sowjetunion gescheitert. Im Sommer des Jahres 1941 hatte die deutsche Wehrmacht das Land innerhalb weniger Wochen besetzt. Von den etwa 9 Millionen Einwohnern, die den deutschen Besatzern in die Hände fielen, ermordeten von der Wehrmacht und SS geführte Verbände von 1941 bis 1944 1,6 bis 1,7 Millionen Menschen, darunter 700.000 Kriegsgefangene, 500.000 bis 550.000 Juden, 345.000 Opfer der sogenannten Partisanenbekämpfung, denen ganz überwiegend Zivilisten zum Opfer fielen und ungefähr 100.000 Angehörige sonstiger Bevölkerungsgruppen. Es wurden mehr als 200 Städte und 9000 Dörfer zerstört. Vielfach trieben die deutschen Soldaten die Dorfeinwohner in Scheunen und brannten diese nieder, wie 1943 in Chatyn (nicht zu verwechseln mit Katyn). Heute ist dieser Ort nahe Minsk eine Gedenkstätte für die Opfer des Zweiten Weltkrieges. Allein in Minsk ermordete die deutsche Besatzungsmacht mehr als 100.000 Einwohner. Die jüdische Bevölkerung von Belarus wurde fast vollständig ermordet. Etwa acht bis neun Prozent aller umgebrachten europäischen Juden stammten aus Belarus. Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten in Belarus zehn Millionen Menschen. Erst gegen Ende der 1980er-Jahre hatte die Bevölkerungszahl von Belarus wieder den Vorkriegsstand erreicht. Ihre Allmacht über ganz Belarus (deutsch:Weißrußland) nutzte die deutsche Verwaltung, um das Land mit einem Netz von Flugplätzen zu überziehen, von denen aus die deutsche Luftwaffe Angriffe auf das Innere des sowjetischen Gebietes und dessen Zentrale Moskau fliegen konnte. Im Herbst 1943 eroberte die Rote Armee den äußersten Osten des Landes wieder und im Sommer 1944 war das gesamte Land zurückerobert. Die sowjetische Operation „Bagration“ zur Vertreibung der deutschen Heeresgruppen Mitte, Nord und Nordukraine wurden vom Generalstab der Roten Armee sorgfältig vorbereitet und detailliert geplant. Heute werden – nachdem Weißrussland sich mit der Russischen Föderation verbündet hat – weitreichende Waffen in die Ukraine und andere an Russland grenzende Staaten „sicher zugesagt“, um Russlands Staatsgebiet und seine Zentrale Moskau wieder angreifen zu können. Auch dieses von der Nazi-Führung formulierte Ziel hat sich nicht wesentlich geändert, lediglich in sprachlichen Nuancen. Die Wehrmacht war auf Verbündete angewiesen, um ihren Zielen die reale Basis zu sichern (Finanzkraft, Rohstoffe, strategischen Raum, „Menschenmaterial“). Auch in unserer Zeit benötigen die Mitgliedstaaten des Nordatlantikpaktes Versorgungssicherheit. Die bisherigen finanziellen und logistischen Möglichkeiten werden längst genutzt, die personellen Reserven der Armeen aufgestockt, namens der „Geschlechtergerechtigkeit“ auch mit Frauen. Der Generalplan Ost hat einen neuen Namen bekommen, er heißt jetzt „Die Beschlüsse des NATO-Gipfels“ (im Internet zu finden). Auch ansonsten hat sich einiges geändert. Von Versklavung eroberter Bevölkerungen ist nicht mehr die Rede. Sie seien schon versklavt, sagt man uns. Sie müssen wohl erst noch fit gemacht werden für die schwierige Aufgabe, die Freiheit, die wir ihnen schenken, so zu nutzen, wie wir uns das wünschen.

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