Freitag, 3. November 2023

Weltstunden

Ob unsere Verteidigungsministerialen schon mal in Goethes "Maximen und Reflexionen" reingeguckt haben? "Einen gerüsteten, auf die Defensive berechneten Zustand kann kein Staat aushalten", lese ich da. Doch womit macht die FAZ gestern ihre Titelseite auf? "Pistorius: Wir müssen Verteidigungskriege führen können." Daher aufrüsten. Ausbilden. Modernisieren. Alles ganz schnell, hingegen: "Es ist nichts trauriger anzusehn als das unvermittelte Streben ins Unbedingte in dieser durchaus bedingten Welt", teilt uns noch einmal Goethe in den MuR mit. Halt! Langsam! Wir brauchen nicht Goethe, um dem Verteidigungsminister eine sehr ernste Ermahnung zukommen zu lassen. Weiß er denn nicht, dass wir überhaupt nur Kriege zu unserer Verteidigung geführt haben und führen werden? Den 1. Weltkrieg haben wir zur Verteidigung gegen Russlands rückständige Horden und Englands Materialismus geführt. Den 2. Weltkrieg führten wir zur Verteidigung gegen US-amerikanische und bolschewistische Gleichmacherei. Der 3. Weltkrieg wird soeben in Teilschritten vorbereitet, und jeder dieser Schritte galt der Verteidigung unserer demokratischen Grundwerte gegen dier Bedrohung durch die Autokratien! Derer gab und gibt es noch allzu viele, als dass wir in unseren Anstrengungen nachlassen dürften oder auch je nachgelassen hätten. Im Gegenteil, geführt von der Weltpolizei USA (Vorsicht, nicht etwa der UN!!) haben wir für die Demokratie Kriege in Afghanistan, Libyen, dem Irak mit-geführt. Die Resultate sprechen für sich selbst. Vor allem ermutigen sie uns, weitere militärische Interventionen zu wagen. Im Indopazifik, dem Persischen Golf, dem Mittleren Osten. Führung durch die vorbildlichste Demokratie garantiert uns den Sieg bei möglichster Wahrung der Menschenrechte. Auch wenn wir uns bewusst bleiben, dass im Krieg Kollateralschäden nie gänzlich vermieden werden können. Ist nun mal so. Die Welt ist kein Ponyhof, und wir sind von Feinden umzingelt. Wachsam bleiben! Kriegsbereitschaft ist das Gebot der Weltstunde! Kann man diese treffender definieren als im Begriff der "Zeitenwende"?

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