Sonntag, 16. April 2023

Mehr Angst als Vaterlandsliebe

Und die Antwort ist …? Unseren Gesprächspartnern ist es ein Rätsel, weshalb wir Deutschen und Europäer uns in die Kriege der USA verwickeln lassen. Die auf der Hand liegende Antwort, dass „wir“ den großen amerikanischen Markt nicht verlieren wollen, führt nur zu einer neuen Frage: Wir möchten den US-Markt beliefern, doch die US-Wirtschaft gewiss auch den großen Markt Westeuropas! Das Argument reicht aus, um Respekt auf Augenhöhe einzufordern. Warum tun wir es nicht, sondern ordnen uns unter? Der vielzitierte militärische Schutzschirm! Glaubt jemand, dass die Streitkräfte der Russischen Föderation NATO-Länder je angegriffen hätten? Das ist nie geschehen! Wie also lautet die Antwort auf die meistgestellte Rätselfrage? Vor zehn Jahren empfahl ein bekannter US-Publizist seiner Regierung, die Erfahrung mit der geglückten Machtübernahme der Ukraine so bald wie möglich in Russland zu wiederholen. Die Stellung Präsident Putins sei schwach, wie es die Stellung des demokratisch gewählten ukrainischen Präsidenten gewesen war. Wegen der wirtschaftlichen Probleme habe Ukraines Janukowitsch durch den US-finanzierten Jazenjuk ersetzt werden können, ähnlich könne man Putin beseitigen lassen. Den Nachfolger des Ukrainers in Kiew zu installieren, habe fünf Milliarden Dollar gekostet, Russlands Putin wegzuputschen komme womöglich sogar billiger. Zahlreiche Quellen verraten uns, dass die USA sich selbst als die weit überlegene Weltmacht betrachten. Diese hohe Position erlaube einzig von Washington aus globalen Überblick. Die USA seien daher zur Führung der Welt berufen und auch verpflichtet. Wer sich nicht füge, müsse gezwungen werden – zum Besten aller. Denn alle Völker ausnahmslos würden nichts sehnlicher wünschen, als unter US-amerikanischen Regeln leben zu dürfen. Das glauben in den USA alle wesentlichen Entscheidungsträger tatsächlich, wie aus einer Quelle hervorgeht, die ich erst gestern beim Ordnen meines Archivs gefunden habe. Die Überzeugung ist nicht nur medial vorgeschrieben, sie wird von vielen geteilt. Es ist daher sowohl unserer Bundeskanzlerin Merkel wie nach ihr dem Kanzler Scholz und anderen westlichen Staatslenkern klar gemacht worden, dass sie auf den unabänderlichen Kurs Washingtons einschwenken – oder sich andere Verbündete suchen mussten. Kanzlerin Merkel hatte zu akzeptieren, dass die Minsker Friedensabkommen niemals die Billigung der USA finden würden. Scholz hatte hinzunehmen , dass die Nordstream-Pipelines gesprengt wurden. Ein Verzicht der USA auf die Ukraine stand nie zur Debatte. Eine Friedensregelung à la Minsk hätten die US-Amerikaner als Feinderklärung betrachtet. Sich zum Feind der USA zu erklären, hat in Westeuropa niemand gewagt. Wie riskant so etwas ist, zeigt die Vernichtung der Reputation Gerhard Schröders. Die globale Allmacht der USA wird von Westeuropas führenden Kräften in Politik und Medien bestätigt. Den Preis bezahlen die Unterworfenen.

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