Mittwoch, 26. Juni 2024

Ganz persönlich

Heute möchte ich euch zumuten, sich mit mir zusammen auf ein Erlebnis einzulassen, das ich mit einem Film hatte. Er ist alt, nicht ganz so alt wie ich, aber älter als die meisten von euch. Ihr könnt ihn googeln: „Die jungen Löwen“ von 1958. Große Besetzung, bedeutender Regisseur. Mir kommt es auf die Eingangsszene an. Zwei Skifahrer beim Abfahrtslauf in den bayerischen Alpen. Barbara Rush kommt herunter gesaust, löst sich aus den Bindungen und und wirft sich lachend in den herrlichen Schnee. Marlon Brando wirft sich neben sie und meint, nun lerne er mehr von ihr als sie von ihm, er sei nicht mehr ihr Skilehrer und müsse ihr das Geld für den Unterricht zurückgeben. Es ist eine heitere unbeschwerte Szene. Sie singt das Heidenröslein von Goethe und bedauert, morgen schon abreisen zu müssen. Er überredet sie, doch bitte zu bleiben. Und da es Silvester ist und um Mitternacht das neue Jahr beginnen wird, 1938, und man das doch feiern muss, lässt sie sich von ihm überreden und sie feiern gemeinsam: tanzen, lachen. Um Mitternacht wird ein Toast auf unseren geliebten Führer Adolf Hitler ausgebracht, das Horst-Wessel-Lied gesungen. Er findet es nicht schlimm, aber sie war in Berlin. Endlose Militärkolonnen. Kriegspropaganda auf den Radiosendern. Sie ist überzeugt, Hitler bereite den Krieg vor. Er findet, Hitler meine es gewiss gut und schließlich seien sie ja beide keine Hellseher. Nächste Szene: Schnitt auf den Krieg. Genau das meine ich. Auch wir erleben jetzt endlose Kriegspropaganda über sämtliche Medien. Alle machen mit. Die Kirchen. Sportvereine. In den Schulen die Lehrer. Die Universitäten. Man hört nichts anderes mehr bei uns. Parallel schuldenfinanzierte Aufrüstung. Reservisten üben und sollen sich dienstfähig melden. Auch Frauen seien in der Armee willkommen. Erinnerungen an die Wehrmacht füllen ganze Fernsehprogramme. Eine Sendung über das sowjetische Rüstungswunder begann und endete mit der Schuld Stalins am Tod von zwanzig Millionen Sowjetbürgern. Stalin habe ihren Tod zu verantworten. Allen Ernstes. Wir sind gute Menschen, oder? Wie Marlon Brando zu Beginn des zitierten Films wollen wir glauben, dass alles getan wird, damit sich in der goldenen Nordhalbkugel des Globus etwas ändert. Zum Bessern aller. Warum nicht daran glauben? Wir sind schließlich keine Hellseher, sagt Marlon Brando. Und das stimmt, er hat recht. Aber der Krieg war vorauszusehen, im Film von Barbara Rush. In der damaligen Wirklichkeit auch. In der aktuellen Wirklichkeit ebenfalls. Ein Krieg um die Kontrolle der gesamten Staatenwelt hat schon begonnen. Wir wollen globale Kontrolle erzwingen, ersiegen diesmal! Es werde gelingen, weil es gelingen müsse. „Und der wilde Knabe brach 's Röslein auf der Heiden; Röslein wehrte sich und stach, Half ihm doch kein Weh und Ach, Mußt' es eben leiden.“ Darauf folgt, wir mögen wollen oder nicht, das Lied, das nicht von Goethe ist: „Mainstream marschiert mit ruhig festem Tritt.“ Es ist soweit.

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