Samstag, 29. Juni 2024
Wem soll man glauben?
Auf der noch immer angesehenen Zeitschrift The Economist hat mich gestern das Cover innehalten lassen. Da steht „The centre cannot hold“. Es ist ein Zitat aus dem Gedicht „The second coming“ von W.B. Yeats. „Mere anarchy ist loosed upon the world“, steht drin. Die weltgeschichtliche Bedeutung der christlichen Religion wird dargestellt. Zwanzig Jahrhunderte lang habe eine Wiege (a rocking cradle) ein furchtbares Ungeheuer in den Bereich der Albträume verscheucht. Nun aber, da seine Stunde endlich gekommen sei, schlurfe es Richtung Bethlehem, um geboren zu werden. Gottlosigkeit wurde nicht erst während des ersten Weltkrieges problematisiert, als Yeats sein großes Gedicht schrieb; auch schon vorher. Rudyard Kipling: Wenn gottlose Herzen auf Röhren und Eisen vertrauen, um sich zu schützen, heißt es im Gedicht „Recessional“ von 1879, und eitel prahlen und dumm schwätzen – „Hab Erbarmen mit deinem Volk, Gott!“
Nun hörte ich gestern im Wochenüberblick von France 24 alle vier Experten von ihrer nackten Angst vor einem Krieg sprechen. Alle hatten die Debatte Trump-Biden gesehen und einer sagte, er habe Biden dreimal beobachtet, mit steigendem Entsetzen. Das dritte Mal habe er es kaum noch ausgehalten. Einen anderen hörte ich drei Mal sagen: „I pray“, ich bete. Worum denn, um Gotteswillen? Er sprach seine Angst ohne die Beschönigung aus, die ich sonst von der immer dem NATO-Kurs folgenden, US-treuen Plattform gewohnt bin. Es war die Angst, ein die Grenzen seiner Fähigkeiten überschreitender US-Präsident wie Biden werde uns in eine 1939er Situation führen.
1939! Damals behauptete die deutsche Propaganda, Polen habe nach zahllosen Provokationen, die das Reich friedenswillig hingenommen habe, den Rundfunksender Gleiwitz überfallen und dessen Personal töten lassen. „Ab 5, 45 Uhr wird nun zurückgeschossen“.
Befürchten müssen wir demnach jetzt vor allem eine erlogene Provokation, die den Beginn eines Weltkrieges rechtfertigen soll. „Friedenswillig hat die NATO, hat das Pentagon, eine Provokation nach der anderen maßvoll beantwortet, die Aggressoren zu beruhigen versucht. Ab 5,45 Uhr wird nun der Krieg begonnen, dessen Ausbruch wir vermeiden wollten, indem wir schuldenfinanzierte Kriege, Farbrevolutionen, Hungersnöte, Klimakatstrophen in aller Welt ausgelöst haben.“
So etwa denke ich mir die Propaganda, mit der wir demnächst überschüttet werden. Tatsachen entbergen die Wahrheit. Doch zugängliche Medien verschweigen Tatsachen oder ordnen sie in irreführende Zusammenhänge ein. Das funktioniert bei umfassender Kontrolle der Massenmedien. Wem soll man glauben, wenn denen nicht?
Mittwoch, 26. Juni 2024
Ganz persönlich
Heute möchte ich euch zumuten, sich mit mir zusammen auf ein Erlebnis einzulassen, das ich mit einem Film hatte. Er ist alt, nicht ganz so alt wie ich, aber älter als die meisten von euch. Ihr könnt ihn googeln: „Die jungen Löwen“ von 1958. Große Besetzung, bedeutender Regisseur. Mir kommt es auf die Eingangsszene an. Zwei Skifahrer beim Abfahrtslauf in den bayerischen Alpen. Barbara Rush kommt herunter gesaust, löst sich aus den Bindungen und und wirft sich lachend in den herrlichen Schnee. Marlon Brando wirft sich neben sie und meint, nun lerne er mehr von ihr als sie von ihm, er sei nicht mehr ihr Skilehrer und müsse ihr das Geld für den Unterricht zurückgeben. Es ist eine heitere unbeschwerte Szene. Sie singt das Heidenröslein von Goethe und bedauert, morgen schon abreisen zu müssen.
Er überredet sie, doch bitte zu bleiben. Und da es Silvester ist und um Mitternacht das neue Jahr beginnen wird, 1938, und man das doch feiern muss, lässt sie sich von ihm überreden und sie feiern gemeinsam: tanzen, lachen. Um Mitternacht wird ein Toast auf unseren geliebten Führer Adolf Hitler ausgebracht, das Horst-Wessel-Lied gesungen. Er findet es nicht schlimm, aber sie war in Berlin. Endlose Militärkolonnen. Kriegspropaganda auf den Radiosendern. Sie ist überzeugt, Hitler bereite den Krieg vor. Er findet, Hitler meine es gewiss gut und schließlich seien sie ja beide keine Hellseher. Nächste Szene: Schnitt auf den Krieg.
Genau das meine ich. Auch wir erleben jetzt endlose Kriegspropaganda über sämtliche Medien. Alle machen mit. Die Kirchen. Sportvereine. In den Schulen die Lehrer. Die Universitäten. Man hört nichts anderes mehr bei uns. Parallel schuldenfinanzierte Aufrüstung. Reservisten üben und sollen sich dienstfähig melden. Auch Frauen seien in der Armee willkommen. Erinnerungen an die Wehrmacht füllen ganze Fernsehprogramme. Eine Sendung über das sowjetische Rüstungswunder begann und endete mit der Schuld Stalins am Tod von zwanzig Millionen Sowjetbürgern. Stalin habe ihren Tod zu verantworten. Allen Ernstes.
Wir sind gute Menschen, oder? Wie Marlon Brando zu Beginn des zitierten Films wollen wir glauben, dass alles getan wird, damit sich in der goldenen Nordhalbkugel des Globus etwas ändert. Zum Bessern aller. Warum nicht daran glauben? Wir sind schließlich keine Hellseher, sagt Marlon Brando. Und das stimmt, er hat recht. Aber der Krieg war vorauszusehen, im Film von Barbara Rush. In der damaligen Wirklichkeit auch.
In der aktuellen Wirklichkeit ebenfalls. Ein Krieg um die Kontrolle der gesamten Staatenwelt hat schon begonnen. Wir wollen globale Kontrolle erzwingen, ersiegen diesmal! Es werde gelingen, weil es gelingen müsse.
„Und der wilde Knabe brach
's Röslein auf der Heiden;
Röslein wehrte sich und stach,
Half ihm doch kein Weh und Ach,
Mußt' es eben leiden.“
Darauf folgt, wir mögen wollen oder nicht, das Lied, das nicht von Goethe ist:
„Mainstream marschiert mit ruhig festem Tritt.“
Es ist soweit.
Samstag, 1. Juni 2024
Auf in die Schlacht!
Marija Wladimirowna Sacharowa, Sprecherin des russischen Außenministeriums: "Westliche Länder haben der Ukraine schon erlaubt, gelieferte Waffen zu benutzen, um Ziele auf russischem Boden anzugreifen."
Alea jacta escht, wie der gebildete Schwabe sagt. Wir ziehern in die Schlacht.
Marine Le Pen nutzt das für ihren Wahlkampf: Macron wolle Frankreich in einen Krieg mit Russland führen.
Auch die EU wahlkämpft in dieser Richtung: Lebensmittel, Pharmaprodukte und Uran im Gesamtwert von 46 Mrd Dollar sollen aus Russland nicht mehr importiert werden dürfen.
Wer, frage ich, wird nicht begeistert zustimmen? Ungarn-Premier Orban wie gewohnt: NATO-Staaten bewegten sich immer näher an einen Krieg gegen Russland heran, sagt er und meint es wohl warnend.
Und schließlich die offene Herausforderung des US-Präsidenten. Wer Trumps Schuld in Frage stelle, sagt Biden, sei gefährlich. Gefahr ist mein Geschäft, scheint Elon Musk zu antworten und erklärt: Twitter und NewsNation und Robert F. Kennedy Jr. planten Veranstaltungen mit Donald Trump in New York.
Dass der Widerstand gegen die Zerstörung Russlands von Rechts kommt, bedeutet etwas. Die Forderung, Frieden zu halten, ist nicht mehr kennzeichnend für politisch linke Haltungen, wo die Forderung, Krieg zu führen, populärer geworden ist.
Alle Nachrichten habe ich als Titeleien auf der Webseite von "Russia Today International" heute früh gefunden - und andere mehr, die auch nciht ohne sind. Die Artikel darf ich leider nicht lesen.
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