Montag, 9. Mai 2022

Weltkrieg

Weltkrieg erkennen Wann ein Weltkrieg beginnt, ist nicht für jedermann leicht zu erkennen. Als Japan die chinesische Mandschurei besetzte, erkannte Josef Stalin darin den Beginn des neuen Weltkrieges – des Zweiten. Das war 1931. Als Vorsitzender und Sprecher des Zentralkomittees der regierenden Kommunistischen Partei sagte er, Japan werde sein hochentwickeltes industrielles und militärisches Potential einsetzen, um durch weitere Eroberungen im indopazifischen Raum seine strategische Position (damals gegenüber England) und Rohstoffe sowie Arbeitskräfte zu gewinnen. Bereits 1935 rechnete er damit, dass auch Deutschland seine industriellen und militärischen Möglichkeiten für Eroberungen nutzen werde. Beide Staaten fühlten sich durch die Friedensverträge nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg unerträglich benachteiligt und würden unbedingt bestrebt sein, ihre ehemaligen Machtpositionen wiederherzustellen. Die imperiale Weltsicht Japans sei zusammengefasst in dem Slogan „Schwache sind Fleisch, Starke essen“, las ich dieser Tage in einem Bericht, den ich vor Jahren schon archiviert hatte. Dass auch das Deutsche Reich von imperialistischen Grundsätzen durchdrungen war, unterliegt gewiss keinem Zweifel. Das deutsche wie das japanische Militär wurde von Imperialisten geführt. Auch die Endländer waren geschwächt und verschuldet aus dem Ersten Weltkrieg hervorgegangen. Stalin war sich ab 1935 sicher und vertrat diese Position wiederum als Sprecher des ZK der KPDSU vor der Duma, dass England versuchen würde, Russland und Deutschland gegeneinander zu hetzen und die Beute an sich zu reißen. Diese selbe Position noch in demselben Jahr hat Winston Churchill vertreten und für so riskant gehalten, dass er seine Regierung, der er nicht mehr angehörte, dringend dazu aufrief, sich militärisch für einen Krieg zu rüsten. Als 1936 der faschistische Putsch gegen die spanische Regierung vom Deutschen Reich unterstützt wurde, erkannte Stalin darin den Zugriff Deutschlands auf den afrikanischen Kontinent und seine Reichtümer. Diese These wurde von Mussolini bestätigt, als er 1941 in Abessinien einmarschierte – und das Reich nötigte, den geplanten Vormarsch auf Russland aufzuschieben. Der Aufschub wurde erzwungen und verursachte das Anhalten des Vormarsches auf Moskau, wo Stalin, der deutschen Luftüberlegenheit trotzend, eine Militärparade abnahm. Diese sehr skizzenhafte Zusammenfassung soll verdeutlichen, dass Weltkriege nicht mit Kriegserklärungen beginnen müssen. Sie beginnen mit Zugriffen auf Kerngebiete von Staaten, deren Ressourcen und Arbeitskräfte und strategischen Aufmarschraum man zu brauchen meint. Wir befinden uns in einem Weltkrieg. Er wird ausgelöst von den USA und mitgetragen von Staaten, die in der Abhängigkeit und unter dem Schutz Washingtons bisher gediehen sind. Für Europa ist es der vierte Krieg gegen Russland, Napoleons Feldzug mitgezählt. Alle sind nur insofern erfolgreich gewesen, als Russland grosser Schaden zugefügt wurde – was jeweils beabsichtigt war und auch heute erklärte Absicht ist. Russland unter westlicher Kontrolle bedeutet, die USA sind China in jeder Hinsicht überlegen, besonders militärisch. Selbständigkeit wäre für China Vergangenheit. Und für uns auch.

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