Donnerstag, 29. Dezember 2022

Alte Wege

Irrwege. Sieht eine Regierung sich vor bedrohlichen Problemen, die sie mit ihren bisher bewährten Mitteln nicht mehr lösen kann, so schiebt sie die Schuld auf innere oder äußere Gegner. Das folgert Hannah Arendt aus gut bekannten Ereignissen vergangener Jahrhunderte. Zunächst werden die in jedem Staat bestehenden Gegensätze aufgehoben. Sie seien angesichts eingetretener Umstände todbringend für’s ganze Volk. Statt der in Klassen getrennten Bevölkerung wird eine Masse geschaffen. „Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche“, sprach der letzte deutsche Hohenzollern-Kaiser. Das so gewonnene Potential an Kriegsbegeisterung reichte jedoch nicht für einen Sieg, der Krieg ging verloren. Daraus zog Hitler den Schluß, in zwei Stufen vorzugehen. Zunächst hob er, wie Wilhelm II., die in scharfen Gegensätzen zerrissenen Parteien in der sogenannten Volksgemeinschaft auf. Sie wurde begeistert akzeptiert. Der Nazi-Führer hatte jedoch seit Jahren eine Ausweitung des strategischen Raumes geplant und hob die immerhin enormen Gegensätze zwischen den Völkern des Nordens in der Rassegemeinschaft der Arier auf. Mit diesem Schritt waren schon erhebliche Ressourcen gewonnen. Doch auch diese reichten nicht aus. Gab es überlegene Rassen, so musste es Rassen geben, die den überlegenen unterlegen waren. Ihre Staaten zu überfallen, zu bestehlen, auszuplündern entspreche dem Naturgesetz „Friss,Vogel, oder stirb“, wie der Führer in einer seiner Weihnachtsansprachen erläuterte. Jesu Frohbotschaft war durch das angeblich eherne Gesetz der Natur zu ersetzen. Wohin es führte, ist bekannt und sollte zur Warnung dienen. Dennoch befürchtete Hannah Ahrendt nach dem Zweiten Weltkrieg, dass eine Wiederholung der Vorgänge drohte. In der Tat sehen wir aktuell, wie die größte Macht der Erde dem Wiederholungszwang zum Imperialismus erliegt. Zuerst wird jegliche innere Opposition zum Staatsfeind erklärt. Dann wird von einem Feind berichtet, der den Staat von außen tödlich bedrohe. Da dies noch immer nicht ausreicht, um die weiterhin bestehenden inneren Probleme zu lösen, wird die immerhin sehr erhebliche Differenz zwischen den hochentwickelten Industrieländern des „Westens“ in einer neuen Gemeinschaft aufgehoben. Es ist „unsere Wertegemeinschaft“, die als tödlich bedroht dargestellt wird. Dass die Rassegemeinschaft der Nordvölker bei diesen auf Beifall stieß, hat sicher mehrere Gründe. Einer davon wird im Interesse der jeweiligen Eliten gelegen haben, ihre Opposition zu entmachten und sich an den Beutezügen der Arier zu beteiligen. Dass in unseren Tagen die Wertegemeinschaft des Westens medial so vehement vertreten wird, könnte ähnlich begründet sein.

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